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Der Gott des Krieges (German Edition)

Der Gott des Krieges (German Edition)

Titel: Der Gott des Krieges (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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Bären zu, versuc h te fortwährend Blickkontakt zu halten.
    Er kam den Kopf des Tieres so nahe, dass er dessen heftige Atmung in seinem Gesicht spüren konnte. Kurz öffnete der Gebirgsbär sein Maul und stieß ein leises Grollen aus. Lediglich ein Bissen von ihm würde gen ü gen, um den Kopf eines Menschen zu verschlingen.
    Doch längst hatte der Gebirgsbär in Larkyen ein übe r natürliches Wesen erkannt. Tiere wussten instinktiv, wann sie sich einem überlegenen wie auch gleichartigen Geschöpf gegenübersahen.
    Und so streckte der Unsterbliche seine Hand zu einer Berührung aus, die das eben noch so gefährliche Raubtier über sich ergehen ließ.
    Das Fell war dick und buschig, die Muskeln darunter hart. Larkyen fühlte den Herzschlag des Bären in seinen Fingerspitzen.
    Die Lebenskraft des Raubtiers war beeindruckend. Larkyen hätte sie in diesem Augenblick nehmen können, doch nur ungern wollte er einem Tier den Tod bringen.
    Es waren die Tiere, die sich ihrer Natur anpassten, mit ihr im Einklang lebten und ihrer Bestimmung nachk a men. Larkyen bewunderte sie dafür, und darum verdie n ten sie das Leben mehr, als manche unter den Menschen.
    Als Larkyen seine Hand zurücknahm, zuckte der G e birgsbär für einen Moment zusammen.
    Noch einmal wandte er seinen rundlichen Kopf zu dem Pferd, das sich abermals aufbäumte, bevor er sich in den Wald zurückzog.
    Larkyen sah der Größten aller Bärenarten noch lange nach.
     
    Die Umgebung wurde mit dem Verlauf des weiteren W e ges immer ebener. Die wenigen Wiesen waren hier z u meist von hüfthohen Steinmauern umgeben, um die Kühe und Schafe, denen sie als Weideland dienten, beisammen zu halten.
    An einer der Mauern stand ein Hirte und winkte La r kyen zu. Der Mann schien von Alter und schwerer Arbeit gebeugt. Sein bis zum Kinn hochgezogener Wollumhang schützte ihn vor der Kälte und betonte seine hagere Ge s talt. Auf einen langen Stab gestützt, sah er zu Larkyen auf.
    „He, Fremder“, rief der Hirte und entblößte beim Sprechen lediglich einige Zahnstümpfe. „Es kommt nicht alle Tage vor, dass meine müden Augen einen wie dich aus dem Osten reiten sehen.“
    „Was heißt einen wie mich, alter Mann?“
    Der Hirte lächelte und sagte: „Einen, der wie du aus dem Westen stammt, einen weißen Mann. Du willst wohl zum großen Fest? Du kommst spät, drei Tage dauert es nun schon an.“
    „Von was für einem Fest sprichst du?“
    „Natürlich vom Löwenfest“, antwortete der Hirte. „Es ist wieder soweit. Immer wenn der Winter sein Ende nimmt, lädt unser König Elay, mögen die Götter stets mit ihm sein, die Völker der Welt zu einem Wettstreit ein. Da wir ein neutrales Land sind, werden alle Fehden und Kriege außerhalb der Landesgrenzen für kurze Zeit ve r gessen. “
    „Ich habe von diesem Fest gehört“, sagte Larkyen. „Als Höhepunkt bekommen die Gäste die Gelegenheit, sich abseits blutiger Kriege miteinander zu messen. Der Gewinner kann für sich den Titel Löwe von Kanochien beanspruchen.“
    „Hat dich die Kunde also auch erreicht“, sagte der Hirte und setzte ein breites Grinsen auf. Dann fuhr er fort: „Sei ehrlich, Fremder. Um die Ehre des Titels geht es doch den wenigsten, viel eher um den Preis. Gierst auch du nach den beiden Rubinen? Man nennt sie die Augen des Löwen. Unser König überreicht sie persö n lich. Faustgroß sollen sie sein und so rot wie Blut.“
    „Was scheren mich Rubine“, entgegnete Larkyen.
    „Könntest ein reicher Mann werden. Hast doch nichts als ein Pferd.“
    „Und das ist alles was ich derzeit brauche.“
    „Unsinn“, krächzte der Hirte höhnisch. „Sprichst fast wie einer dieser dreckigen Nomaden aus Majunay. Ich kann dir viel von ihnen erzählen. Denn in jungen Jahren, da zog es mich einmal in ihre Stadt Dakkai. Doch diese rothäutigen Schlitzaugen sind keine guten Gastgeber, wenn es um Menschen geht, die nicht ihrem Volk en t stammen. Sie halten sich für was Besseres.“
    Larkyen schüttelte nur spöttisch den Kopf und ritt weiter.
    „Wenn du beim Fest bist, gib acht. Es sind auch viele Schlitzaugen dort.“
    Unfreiwillig musste Larkyen an die Berichte seines Adoptivvaters Godan denken, der immer wieder erzählt hatte, wie viel Skepsis die Angehörigen vieler Völker den Majunay gegenüber zeigten. Denn das Majunayvolk, das über eine enorme Begabung für die Kunst des Schmi e dens und Kämpfens verfügte, teilte dieses Wissen nicht mit anderen Völkern und pflegte auch seine Traditionen. Seit
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