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Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Titel: Der Goldschatz der vom Himmel fiel
Autoren: Stefan Wolf
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witzigerweise am selben Tag wie Berthold
geboren. Die Halbbrüder waren also gleichalterig wie Zwillinge, hatten aber
verschiedene Mütter.
    Diese sorgten dafür, dass es
während Kindheit und Jugend keine Kontakte gab zwischen den wenig
hoffnungsvollen Knaben. Aber im Mannesalter holten die das nach. Jetzt bestand
ein lockeres Familienband zwischen den beiden — zumal sie sich charakterlich
durchaus ähnelten.
    Auch Uwe Kinkel war ein
gediegenes Stück Dreck.
    In dieser Sekunde hielt
Berthold den Atem an.
    Da war er — der Karton mit den
uralten Briefen. Walburga bewahrte sie auf. Hektors letzten Brief — also aus
dem . Jahre 1942 — hatte sie Berthold vorgelesen vor langer Zeit. Damals hatte
es ihn wenig interessiert, das verstorbene Zeug. Aber jetzt... heute... Nicht
auszudenken, wenn es zutraf. Denn an das Foto — sein Gedächtnis war vorzüglich
— erinnerte er sich.
    Er kramte. Schweiß brach ihm
aus. Blick zum Schaukelstuhl. Nein, sie schlief, die alte Henne.
    Endlich fand er den Brief.
    Feldpost. Von einem Soldaten
geschrieben an seine Frau. Hektor war zwar nicht an der Front gewesen, aber in
einem Einsatz von unglaublicher — und nun aktueller — Brisanz.
    Mit zitternden Fingern
schüttelte Berthold das Foto aus dem aufgeschlitzten Kuvert.
    Ein altes Foto. Kleines Format.
Wellig beschnittener Rand.
    Es zeigte Hektor Schwitzke in
voller Pilotenmontur — dunklem overall-artigem Anzug und jener Lederkappe mit
Kinnhalterung, die wie ein Eierwärmer aussieht und auch den schneidigsten Typ
lächerlich macht — zeigte ihn vor seiner Maschine, einer Ju 52. Sie war eckig,
wurde von drei Propellern getrieben und ihr Fahrwerk ließ sich nicht einziehen.

    Trotzdem — alle Piloten hatten
sie geliebt. Und wahrscheinlich war auch Hektor Schwitzke von ihr begeistert
gewesen — bis zu jenem Moment, als er mit ihr abschmierte: vor der Nordküste
Afrikas, über tiefem Gewässer.
    Bertholds Augen tränten vor
Aufregung. Im ersten Moment konnte er die Aufschrift am Rumpf nicht erkennen.
    Doch dann las er, was dort in
fetten schwarzen Lettern stand auf silbrigem Wellblechgrund: 27 + E 11 — die
Kennung der Maschine.
    Jetzt zitterten nicht nur die
Finger. Er zitterte am ganzen Körper. Fast hätte er gesabbert.
    Unfasslich! Es stimmte! Das
war’s! Es traf zu! Um wie viel ging es nun? Um Millionen? Um Milliarden?
Jedenfalls um Gold, Gold, Gold. Um einen riesigen Schatz.
    Entgegen seiner Gewohnheit nahm
er noch einen Schluck aus der Likörwein-Flasche.
    Brief und Foto steckte er in
die Brusttasche. Der Karton wurde in der Kommode verstaut wie gehabt. Walburgas
Puls war immer noch okay. Mit seiner Aktentasche verließ Berthold das Zimmer.
    Auf dem Flur schlurften zwei
alte Männer vorbei. Neugierig wandte der eine den Kopf.
    In den noch nicht ganz
geschlossenen Türspalt sagte Berthold: „Also, dann schlaf ein bisschen, Mutter.
Bis bald. Ich rufe dich an. Tschüüüüüüs.“
     

2. Weißer Hai spuckt Taucher aus
     
    Der Intercity preschte durch
die verschneite Landschaft und brachte Tim in die TKKG-Stadt zurück.
    Weihnachten hatte er zu Hause
verbracht bei seiner Mutter. Ein frohes und besinnliches Fest war’s gewesen.
Eigentlich wollten sie auch die Jahrtausendwende zusammen feiern, aber
Klößchens Anruf war dazwischengeplatzt und hatte den Plan verändert.
    „Schon lange vor Weihnachten,
noch in der Wunschzettelphase“, hatte Tim seiner Mutter erklärt, „ist Willi
rumgesockt wie ein Geheimnisträger. War er ja auch — in einer Hinsicht. Er hat
nämlich angedeutet, dass er einen speziellen Wunsch auf seiner weihnachtlichen
Anforderungsliste zu Papier bringen werde. Sollte sich dieser erfüllen, wären
wir — also TKKG — alle betroffen. Gaby hat schon das Schlimmste befürchtet.
Karl hat gemeint, hoffentlich wäre Willis Weihnachtsmann nicht so grenzenlos
großzügig wie sonst immer. Aber nun ist es passiert, wie ich eben von Willi am
Telefon erfahren habe. Übrigens lässt er dich grüßen.“
    „Danke!“, hatte Susanne Carsten
erwidert. „Grüß ihn zurück. Und was ist nun?“
    „Klößchen hat sich gewünscht,
dass wir alle — er, Gaby, Karl und ich — ab 28. Dezember für eine Woche
verreisen.“
    „Ist doch nett gedacht. Und
wohin? Zum Skifahren?“
    „Nee, Susanne!“ Seit sich Tim
mehr als junger Erwachsener denn als Milchtüte sah, nannte er seine Mutter beim
Vornamen. „Wir reisen nach Afrika.“
    „Um Himmels willen!“ Susanne
war erschrocken. „Dort ist es doch in den meisten
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