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Der goldene Drache

Der goldene Drache

Titel: Der goldene Drache
Autoren: Ursel Scheffler
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kaputt? Muss sie notlanden?

    Kugelblitz wird plötzlich ganz heiß. Er öffnet den obersten Kragenknopf. Rechts von ihm geht die Stewardess vorbei und macht ihn noch einmal auf das Anschnallzeichen aufmerksam. Kugelblitz spannt gehorsam den Sitzgurt fest um seinen Kugelbauch. Glücklicherweise hat er den Gangplatz, da fühlt er sich nicht so eingezwängt wie auf dem Mittelsitz daneben. Nervös sieht er nach rechts und links. Er hat immer Angst vor dem Fliegen, auch wenn er es nicht zugibt.
    „Das Flugzeug muss bloß aufgetankt werden“, beruhigt ihn die elegant gekleidete Dame links neben ihm, als hätte sie seine Gedanken erraten. Sie ist eine Geschäftsfrau aus Düsseldorf und fliegt die Strecke öfter, wie sie Kugelblitz beim Abendessen erzählt hat. Sie heißt Hilde Holle, was Kugelblitz zu dem Scherz veranlasst, dass es hübsch sei, mit Frau Holle durch die Wolken zu fliegen.

    Es ist ihm jetzt ein wenig peinlich, dass ihn die junge Frau womöglich für einen Angsthasen hält.
    „Ich möchte im Flugzeug bleiben und weiterschlafen“, brummt Kugelblitz. „Was macht man denn schon in der Wüste mitten in der Nacht?“
    „Sie müssen sich diesen Flughafen unbedingt ansehen! Er ist wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht“, sagt seine flugerfahrene Nachbarin.

    Als die Flugzeugtür aufgeht, schlägt den Passagieren trockene, warme Wüstenluft entgegen. Die meisten von ihnen sind für die Reiseunterbrechung dankbar. Das Flugzeug ist nämlich bis auf den letzten Platz besetzt, und da ist man froh, wenn man sich ein wenig die Füße vertreten kann.
    Das Gebäude des Wüstenflugplatzes liegt wirklich wie ein Märchenpalast am Pistenrand. Die weiße Marmorfassade schimmert im Mondlicht, und die beschichteten Isolierglasscheiben leuchten golden.
    Die Flugpassagiere gehen die wenigen Schritte zum Flughafengebäude zu Fuß über das Rollfeld.
    Wie Haremswächter stehen die arabischen Flughafenbeamten mit ihren langen Gewändern und der malerischen Kopfbedeckung am Eingang.
    „Wenn die Rolltreppen nicht wären und die vielen Touristen, dann würde ich denken, es gibt gleich einen Festempfang bei Harun al Raschid!“, sagt Kugelblitz.
    Frau Holle lacht und meint: „Warten Sie nur ab, bis Sie Ali Babas Schätze gesehen haben! Gold, so viel Sie wollen. Es ist nirgends so preiswert wie hier. Ich werde ein wenig einkaufen.“
    „Ich mach mir nichts aus Gold“, sagt Isidor Kugelblitz wenig beeindruckt. Er mag Gold nicht, seit ihm der Zahnarzt eine Goldkrone angedroht hat, wenn er nicht regelmäßig zur Kontrolle komme. Aber dann ist er doch überrascht, als er die glitzernden Auslagen der Läden im Flughafengebäude sieht. Sie sehen wie Schatzhöhlen aus. Geheimnisvolle Schatzhöhlen mit Klimaanlage.
    „Echt schrill, det Jebäude“, sagt ein junges Mädchen aus Berlin beeindruckt zu ihrer Freundin.

    „Hast jesehen, wie die Männer anjezogen sind? Mit Nachtjewand und Kopftuch!“
    Mit „Nachtgewand“ meint sie die Dschellabas, die malerische Landestracht der Araber.
    Die meisten Touristen bestaunen nur die ungewohnte Pracht in den Schmuckläden und kaufen höchstens eine Postkarte oder ein kleines Andenken. Dann ist die Auftankpause auch schon vorbei, und die Passagiere müssen ins Flugzeug zurück.
    Hilde Holle kommt als Letzte. Sie hat sich offenbar bei ihrem Einkauf ein bisschen verspätet.
    „Eine Kette und zwei Armbänder habe ich erworben“, gesteht sie Kugelblitz leise. Sie erklärt ihm, dass sie flüstert, weil auf der letzten Reise einer Dame, die ihre Schätze überall herumgezeigt hat, der Schmuck auf rätselhafte Weise entwendet wurde.
    „Das passiert mir nicht!“, sagt sie und packt die Kostbarkeiten in ihre Reisetasche unter dem Sitz.
    „Sehr vernünftig“, lobt Kugelblitz.
    „Außerdem soll man andere Leute nicht unnötig neidisch machen.“
    Der weitere Flugverlauf ist ruhig. Nach der Kinovorführung an Bord schlafen die meisten ein. Als der Morgen dämmert, bringt die Stewardess das Frühstück.

    „Ich brauch eine Kopfschmerztablette“, sagt Frau Holle und kramt in ihrer Reisetasche. Sie hat schlecht geschlafen.
    „Plötzlich wird sie kreidebleich.
    „Mein Schmuck ist weg“, sagt sie tonlos.
    „Suchen Sie noch mal in aller Ruhe“, erwidert Kommissar Kugelblitz.
    Aber der wertvolle Goldschmuck ist und bleibt verschwunden.
    „Beruhigen Sie sich, Frau Holle! Der Schmuck muss ja noch an Bord sein“, sagt Kugelblitz. „Wir werden ihn wieder finden, das verspreche ich Ihnen.“ Dann
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