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Der goldene Buddha

Der goldene Buddha

Titel: Der goldene Buddha
Autoren: Jason Dark
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Berge, der Mond, die Sonne, die Natur waren unsere Freunde. Es störte uns niemand, bis eines Tages die Rotchinesen einfielen. Erst dachten wir, sie würden uns töten, aber sie interessierten sich lediglich für das Kloster, weil sie es zu einem militärischen Stützpunkt aus- und umbauen wollten. Diese Idee wurde jedoch nach einigen Monaten aufgegeben, doch hatten sie uns längst vertrieben. Wir zogen uns in die Berge zurück, dachten daran, ein neues Kloster zu bauen, bis wir hörten, dass unsere alte Betstätte verlassen war. Wir kehrten zurück und erlebten eine Enttäuschung. Das Kloster war bereits besetzt worden.«
    Der Mönch machte eine kurze Pause und trank wieder einen kleinen Schluck Wasser, während ich mir eine Zigarette anzündete und auf den Fortgang der Geschichte gespannt war.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, war das Kloster besetzt. Diesmal allerdings von Mönchen. Das Kloster hätte Platz genug für uns alle gehabt, wenn uns nicht etwas gestört hätte. Es waren zwar Brüder von uns, doch sie hatten sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um einem Götzen zu huldigen. Dem goldenen Buddha.«
    Hier unterbrach ich den Erhabenen. »Ist das nicht egal? Es gibt doch zahlreiche Buddhas aus Gold?«
    »Das stimmt, aber dieser Buddha ist nicht der echte. Er ist nicht geweiht. Der Sage nach stammt er zwar von Buddha ab, allerdings aus einer Nebenlinie seines Geschlechts. Buddha hatte eine große Verwandtschaft. Bevor er Asket wurde, so ist es überliefert, war er ein Freund der freien Sexualität. Es geht die Legende um, dass Buddha zahlreiche Söhne und Töchter gehabt haben muss. Und einer dieser Söhne ist der goldene Buddha, der während seines gesamten Lebens vom reinen Pfad der Tugend abwich und auch nie bereute. Er gründete eine Sekte und fand in einer Zeit voller Irrungen und Wirrungen zahlreiche Anhänger. Seine Lehren entsprachen genau dem Gegenteil der Lehren Buddhas, und er verbündete sich mit der schlimmen Göttin Kali, die ihm zwei rote Diamanten schenkte, in denen die Kraft der Hölle steckte. Vhylko, so hieß der goldene Buddha früher, nahm die Diamanten an sich und erfüllte auch die Bedingungen, die damit verbunden waren. Er stach sich selbst die Augen aus und setzte die Diamanten ein. Seine Anhänger jubelten ihm zu, sie beteten ihn an, obwohl er nichts mehr sehen konnte, aber durch die Diamanten konnte er in die Welt der Finsternis schauen, in das Paradies des Teufels, wie Sie es nennen würden. Die Diener des Götzen gründeten Kloster und huldigten ihm. Er sei unsterblich, hieß es, und würde im Tod noch wachsen. Ein Widerspruch, der jedoch auf grausame Art und Weise gelöst wurde. Als er in hohem Alter starb, wuchs sein Körper tatsächlich um das Dreifache seiner ursprünglichen Größe. Seine Diener bauten Tragen und schafften ihn unter unsäglichen Mühen hinauf in die Berge zu diesem einsamen Kloster, das von den Rotchinesen verlassen worden war. Als wir den goldenen Buddha sahen, flohen wir, denn mit den Kräften des Bösen wollten wir nichts zu tun haben.«
    »Warum goldener Buddha?« fragte ich.
    »Weil Vhylko sein Leben lang nur nach dem Gold getrachtet hat. Als er starb, da kamen seine Anhänger, schmolzen das Gold und übergossen damit seine Leiche. Anschließend schafften sie den Buddha in das Kloster, wo er heute noch steht.«
    »Dann ist er also tot«, sagte ich.
    »So kann man es nennen, Mr. Sinclair.«
    Ich lehnte mich zurück. »Aber Sie glauben nicht so recht daran?«
    Tai Pe schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair. Wie ich schon sagte, hat sich Vhylko in seinem Leben mit der Göttin Kali verbündet. Sie wird ihn dazu gebracht haben, all die Dinge zu tun, die für den späteren Tod von großer Bedeutung sind. Er hat bestimmt Beschwörungen durchgeführt, hat die Mächte des Jenseits angefleht, damit sie ihm nach seinem Tod halfen.«
    »Haben sie es getan?« fragte ich.
    »Wahrscheinlich. Denn nicht umsonst leben in dem Kloster noch immer Mönche, die ihn anbeten.«
    »Haben diese Mönche eine Funktion?« wollte ich wissen.
    »Ja und nein, Mr. Sinclair. Auf jeden Fall achten sie darauf, dass die alten Gesetze nicht unterwandert werden. Sie bereiten sich, wie ich hörte, für eine Rückkehr des goldenen Buddha vor. Und diese Rückkehr ist nicht mehr weit.«
    »Was würde das bedeuten?«
    »Solange er im Kloster bleibt, ist es nicht tragisch. Das würde uns nicht berühren, aber da ist etwas geschehen, was mich eigentlich zu Ihnen geführt hat. Die Augen des goldenen
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