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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter
Autoren: Hans Kneifel
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den Königen immer wieder Probleme gegeben. Seit langer Zeit, überlegte Sabesch, war dieser Mann Mythor einer der wenigen Stadtkönige, denen man vertrauen und die man wirklich als König bezeichnen konnte.
    Nur deshalb lautete schließlich seine widerstrebende Antwort: »Wir reiten mit dir in die Hölle der Wüste. Wir wissen, was das bedeutet. Aber eines sage ich dir, König Mythor! Wenn es zu wild wird, hast du einen neuen, entschlossenen Feind. Mich, den Kommandanten Sabesch!«
    Mythor schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln und entgegnete: »Alles verstanden, Sabesch!«
    Die kleine Truppe formierte sich und nahm die Verfolgung Luxons auf. Die Spuren der drei Reiter zeichneten sich deutlich im Sand ab. Sie deuteten nach Süden.
    *
    Luxon ritt an der Spitze, Kalathee folgte, und den Schluss bildete Samed. Die drei Pferde, durch die Pause im Hinterhalt erholt und erfrischt, griffen kräftig aus.
    Kalathee stand in den Steigbügeln, und trotz des harten Galopps gingen ihre halb verwirrten Gedanken wieder in die Vergangenheit zurück.
    Ihr Pferd folgte dem Reittier ihres Geliebten; sie brauchte die Zügel nicht… und sie konnte nachdenken. Wer war Luxon wirklich?
    Sarphand war wohl tatsächlich seine Heimat gewesen, die Stadt, in der er aufgewachsen war. Nachdem er freigekommen war, hatte er sich – so erzählte er – zum König der Diebe hochgearbeitet. Er wurde zum Schrecken der Reichen, denen er viel oder alles nahm, und die Armen liebten ihn, weil er ihnen gegenüber eine Art Wohltäter wurde. Schließlich erhob man ihn in den Adelsstand von Sarphand, nur deshalb, weil man ihn nicht länger fürchten wollte. Als Adeliger konnte er dieses Leben nicht länger weiterführen. Diesen Werdegang teilte er mit einer Gruppe von Frauen und Männern, die über das Schicksal dieser eigenartigen Stadt bestimmten. Sarphand war ein Ort, in dem jeder gerissene, aufgeweckte und geschickte Bewohner wahrlich seine Möglichkeiten hatte.
    Kalathees Pferd stolperte, und sie brachte den schwarzen Wallach mit Sporen, Zügelhilfe und Gewichtsverlagerung wieder in die richtige Spur. Das Tier senkte den Kopf, riss ihn wieder hoch und stieß ein dumpfes Wiehern aus.
    Luxon drehte sich im Sattel herum, hob beruhigend den Arm und setzte sich wieder zurecht. »Weiter, Kalathee!« rief er unterdrückt. »Schneller!«
    Vor sechs Monden, bei Vollmond, so hatte er ihr berichtet, hatten ihn drei geheimnisvolle Männer besucht. Sie sagten ihm auf den Kopf zu, dass er in Wirklichkeit aus Logghard stamme und ebenso unzweifelhaft der Sohn des Kometen sei. Er sei ausgeschickt worden, um das Vermächtnis des Lichtboten aus den verschiedenen Fixpunkten zusammenzutragen.
    Kalathee wusste nicht, ob sie ihm auch diesen Teil seiner Erzählungen glauben durfte. Aber es gab keinen Gegenbeweis. Und selbst wenn es einen solchen Gegenbeweis gegeben hätte, würde sie ihn wohl nicht anerkannt haben.
    Die Pferde trabten, stolperten und galoppierten durch das Geröll aus winzigen Kieselsteinen, wichen den großen Brocken aus und näherten sich mehr und mehr einem breiten Streifen, der aus weißem Sand bestand und sich vor den wunderlichen vielfarbigen Wülsten und Türmen verwitternden Vulkangesteins quer erstreckte.
    Durch diese Zone lief, kaum kenntlich von Steinen, dreieckigen Dünen und verdorrten Bäumen, von bleichenden Skeletten und wellenförmigen Strukturen der tiefschwarzen, leuchtend roten und gelben Lava gesäumt, eine Piste.
    Es war die Karawanenstraße – eine Route, auf der nur die Männer mit ihren Tieren zogen, die sich weder vor giftigen Gasen, fliegenden Ungeheuern noch den kriechenden Schrecken dieses Landes fürchteten. Ein Pfad für erfolgreiche Glücksritter.
    Auf dieser Straße zog die Karawane dahin, die abermals von Abudirg angeführt wurde. Die Männer schwiegen, die Tiere ließen müde und durstig die Köpfe hängen.
    »Vorwärts!« murmelte Abudirg und versuchte, seine Gedanken loszuwerden.
    Er dachte an entgangene und zukünftige Geschäfte, an seine Reisesklavin, die er zum passenden Zeitpunkt zweifellos mit beträchtlichem Gewinn wieder verkaufen konnte, er entsann sich dieses grinsenden Betrügers mit dem Galeerentrick, und sowohl der Sand als auch die trockene Hitze machten ihm erheblich zu schaffen.
    Es war Mittag oder kurz danach. Die Hitze und die Helligkeit der Sonne hatten ihren Höchststand erreicht. Selbst Wachid und Markib schwiegen und begnügten sich damit, ihre Tiere anzutreiben. So zogen sie dahin und waren mit dem
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