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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter
Autoren: Hans Kneifel
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aus der blutenden Schwinge. Der Schneefalke stieß einen leisen, klagenden Laut aus.
    Mythor warf den blutigen Pfeilrest über die Schulter und nestelte den Beutel mit dem Harz des Lebensbaums vom Gürtel. Dann zupfte er etwas von dem Harzklumpen herunter, knetete es zwischen den Fingerkuppen und presste das weiche Harz von beiden Seiten in die Wunde. Er tastete vorsichtig die Knochen ab, aber es schienen nur Muskeln und Haut verletzt worden zu sein. Der Wolf beobachtete hechelnd mit großen, gelbflirrenden Augen jede einzelne Bewegung Mythors.
    »Schon gut«, murmelte er, hob den Schneefalken auf und schob den Vogel zwischen sein Wams und den breiten Gurt, der den Mantel hielt.
    Horus schloss und öffnete seine Augen, fauchte leise und schien damit anzudeuten, dass er keine Schmerzen mehr hatte. Mythor hoffte, dass er binnen kurzer Zeit wieder seine Kräfte haben würde und fliegen konnte. Er sagte sich, dass das Tier inzwischen entweder in den Falten seiner Kleidung oder auf seiner Schulter oder gar auf dem Horn Pandors kauern konnte.
    Langsam kam er aus dem Schatten zwischen den Felsen hervor und begegnete einem schweigenden, wachsamen Blick von Sabesch.
    »Was jetzt, Mythor?« fragte der Anführer.
    Zwei Salamiter waren tot. Die Krieger aus Leone verbanden die Wunden einiger Männer, die mit weißen Gesichtern im Geröll kauerten.
    Mythor deutete in die Richtung der sandigen Straße, auf der sie geritten waren. »Lasst sie frei. Sie haben in gutem Glauben gehandelt.«
    »Du bist so verdammt edel«, knurrte Sabesch, »dass es mich wundert. Sie wollten dich töten!«
    Mythor sagte: »Sie haben es nicht geschafft. Schau, sie haben eine Art Gelübde abgelegt. Sie wollen, dass ich meinem Freund nachfolge. Sie sind im Irrtum. Ich kann sie nicht bekehren. Aber ich will sie auch nicht bestrafen. Verstehst du, Sabesch?«
    Sabesch spuckte Sand aus und knurrte: »Ich verstehe nicht. Aber ich gehorche dir, Mythor!«
    »Was sollen wir also tun?« fragte einer der Kämpfer aus Leone.
    »Lasst sie ihre Toten begraben. Ihr habt ihre Wunden ohnehin versorgt, und dann sollen sie dorthin zurückreiten, woher sie gekommen sind.«
    Einer der Männer, denen das Blut über die Schultern rann, hob die Hand und schüttelte drohend die Faust in Mythors Richtung. Mythor fühlte sich in diesem Augenblick keineswegs besonders edel, aber trotzdem sagte er: »Du drohst mir, Mann aus Salamos. Höre gut zu. Ich sage es dir nur einmal… dir und deinen Männern. Ich lasse euch frei, denn ihr seid nicht meine Feinde. Aber wenn ich noch einmal mit euch zusammentreffe und in einen Kampf gezwungen werde, gibt es keine Gnade. Dann wird euch mein Schwert mit seiner vollen Schärfe treffen. Nehmt eure Verwundeten und zieht in Frieden.«
    Der Verwundete knirschte mit den Zähnen und versicherte: »Wir sorgen dafür, dass du deinem Freund nachfolgst! Verlass dich darauf.«
    Mythor blickte ihn mit kummervollem Gesicht an.
    »Mein Freund Gapolo würde nicht wollen, dass ich ihm folge. Dafür verstanden wir uns von Mann zu Mann viel zu gut. Ich ehre sein Andenken besser, wenn ich weiterhin gegen die Mächte der Dunkelzone kämpfe.«
    Und gegen diesen Luxon, sagte er sich schweigend.
    »Was weißt du, was Gapolo wollte?«
    »Eher als du, auch wenn du es nicht glaubst!« versicherte Mythor, winkte ab und legte seinen Arm um Pandors Hals.
    Die Reiter aus Mythors Stadt kletterten in die Sättel und schnallten die Wasserschläuche ab. Sie warteten auf Mythors Befehle.
    Sabesch klappte das Stangenvisier hoch und zwirbelte seinen Bart. »Du denkst daran, Mythor, dass deine Aufgaben in der Stadt liegen?« erkundigte er sich besorgt.
    »Ja. Aber zuerst muss ich diesen kühnen Dieb verfolgen, ihn einholen und ihm den Bogen und den Köcher abnehmen.«
    Fast entsetzt stieß Sabesch hervor: »Aber… er reitet in die Vulkanwüste!«
    »Was er schafft, schaffen wir auch!« versicherte Mythor. »Oder zweifelst du daran?«
    »Nein. Aber ich muss dich beschützen. Ich muss verhindern, dass dir etwas passiert. Nimm Abstand, ich bitte dich, von diesem Versuch!«
    Neben den Vorderbeinen Pandors stand wartend und mit hängender Zunge der Bitterwolf. Aus seinem Blick glaubte Mythor herauszulesen, dass auch Hark die Verfolgung aufnehmen wollte.
    »Ich denke nicht daran. Komm mit, hilf mir! Es wird nur einige Stunden dauern, und dann sind wir wieder auf der Straße, die in die Stadt führt. Mit jedem Atemzug aber gewinnen diese drei mehr und mehr Vorsprung.«
    In Leone hatte es mit
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