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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)
Autoren: Stefan Lukschy
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Arbeiten in einer weiteren Box zu veröffentlichen – außer seinen Auftritten bei den Berliner Philharmonikern waren das seine zwei Opern, seine neu getexteten Orchesterstücke und Bernsteins »Candide« sowie seine AIDS-Galas, beginnend mit dem »Ring an einem Abend«.
    All diese Werke und Auftritte waren vom Fernsehen aufgezeichnet worden, wenn auch nicht immer vollständig – es fehlt leider der integrale »Ring«. Diese Schätze sollten nicht länger im Archiv schlummern.
    Die Aufgabe schien überschaubar zu sein. Die beiden Operninszenierungen »Martha« und »Der Freischütz« lagen in relativ guter Qualität beim SWR vor, »Candide« war bei einer Festvorstellung zu Ehren von Loriots 80. Geburtstag vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet worden, den »Ring an einem Abend« gab es ausschnittweise beim rbb. Die AIDS-Galas lagen komplett vor, sie hätten allerdings allein eine ganze DVD-Box gefüllt.
    Ein paar Probleme gab es mit den Erben von Leonard Bernstein, die zögerten, ihre Erlaubnis zur Veröffentlichung von Loriots »Candide« in der konzertanten Version auf DVD zu geben. Sie kannten Loriot nicht und fürchteten wohl, dass unsere DVD der späteren Verwertung einer szenischen Aufzeichnung von »Candide« im Wege stehen könnte. Dank des zähenEinsatzes des Berliner Kunstanwaltes Peter Raue konnten die Erben beruhigt werden.
    Das meiste Kopfzerbrechen bereiteten uns die AIDS-Galas. Wie sollte man sich dem Problem nähern? Es gab die kompletten Mitschnitte von acht Abenden. Nur folgten seinen schönsten Moderationen nicht immer die besten musikalischen Darbietungen, und vor den musikalischen Highlights lagen nicht unbedingt immer die von uns favorisierten Moderationen. Außerdem war jeder Sänger bei einer anderen Plattenfirma unter Vertrag, allein die Klärung der Rechte hätte Jahre gedauert.
    Andererseits wollten wir auf »Loriots Opernführer«, wie der Programmpunkt heißen sollte, nur ungern verzichten. Als Buch war »Loriots kleiner Opernführer« ein Dauerbestseller, eine audiovisuelle Ergänzung erschien äußerst reizvoll. Wir sichteten zunächst das Material auf der Suche nach den komischsten Moderationen. So schrumpften die sechzehn Stunden schon mal auf knapp zwei Stunden zusammen.
    Die Arbeitssitzungen fanden im gewohnten Setting statt. Entweder saßen wir im Wohnzimmer in Ammerland zusammen und bekamen von Romi Tee und Gebäck, oder wir saßen bei mir in der Giesebrechtstraße in Berlin, wo meine Frau, meine Töchter und auch ich uns freuten, ihrem großväterlichen »Neffen« bzw. »Vetter« gelegentlich Kekse und ein Heißgetränk zu kredenzen. Zwischendurch konnte Vicco hier wie dort die Beine hochlegen und ein Nickerchen machen. Dem Prinzip der Einheit von Arbeit und Leben blieben wir selbst bei diesem letzten großen Projekt treu.
    Die ausgewählten Moderationen ließen sich glücklicherweise so schneiden, dass die Gesangsdarbietungen auch wegfallen konnten. Wir hatten also tatsächlich eine Chance auf »Loriots Opernführer«. Aber ein Opernführer auf einer DVD, ganz ohne Musik? Ich erinnerte mich daran, dass ich vor Jahren als Hintergrundmusik für eine Filmszene eine alte Schellackplatte verwendet hatte. Beniamino Gigli sang eine Arie aus »Rigoletto«. Die Platte war so alt, dass dafür keine Lizenzgebühren anfielen.
    Ich stöberte in meiner Sammlung von Schellackplatten, die ich über viele Jahre zusammengetragen hatte. Tatsächlich fanden sich auf den harten Scheiben etliche der Arien, die Vicco in der Deutschen Oper anmoderiert hatte. Und es gab einen sehr schönen Text von Loriot über das Grammophon seines Vaters: »Man sollte dem Grammophon sehr dankbar sein, bot es doch auch unmusikalischen Familien die Möglichkeit, am Musikleben teilzunehmen. Bei unserem Gerät handelte es sich um ein deutsches Gerät auf vier kurzen Beinen, etwa einen Meter hoch. Der untere Teil barg eine kleine Sammlung rauschender Opernplatten, die schon damals mein Leben verschönten.«
    Entwurf für Text »Grammophon«, wie immer mit der Hand geschrieben
    Das Konzept für »Loriots Opernführer« stand. Wie es der Zufall wollte, besaß mein Freund Hartmann Schmige exakt das Kurbelgrammophon, das auch im Hause von Viccos Vater gestanden hatte. So konnte ich für den »Opernführer« Schellackplatten aus verschiedenen Perspektiven filmen, die zwischen Loriots Moderationen eingeschnitten wurden. Dazuertönten verrauschte Orchesterklänge, oder es sangen Viccos Helden seiner Jugend: Franz Völker,
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