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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)
Autoren: Stefan Lukschy
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vervollständigen, der zweite Deutsche Filmpreis – nach dem Filmband in Gold für seine komödiantische Leistung in ›Ödipussi‹ (1989), übrigens das einzige Mal in der Geschichte des Deutschen Filmpreises seit 1951, dass es in dieser Kategorie eine Auszeichnung gab.
    Das ist kein Zufall, denn Loriot ist einmalig. Wir alle verdanken ihm viel. Ich selbst habe von niemandem mehr gelernt, persönlich und professionell. Der deutsche Film verdankt ihm eine – seine Komik, die nicht aus Schadenfreude resultiert, sondern aus der tiefen und ernsten Kenntnis des Menschen und der Liebe zu ihm. Und das Publikum, dem er sich nie durch billige Späße angebiedert hat, verdankt ihm viele Stunden klugen Vergnügens, denn einen Loriot-Film – zum Glück sind es ja zwei – kann man gottlob immer wieder sehen.
    Mit tiefer Verbeugung: Danke, Vicco!«
    Auch der kurze Auftritt während der Verleihungszeremonie war bis ins kleinste Detail geprobt. Stundenlang feilten wir an seinem Text »Der Traum von kurzen Strümpfen«, der ironischsein frühes Kinoerlebnis mit »Emil und die Detektive« behandelte, angesichts dessen dem kleinen Vicco klar wurde, dass man als Junge unter der kurzen Hose statt unkleidsamer, beinlanger Strümpfe mit Hüfthalter auch Kniestrümpfe tragen konnte.
    Durch den Abend führte Bully Herbig, dem es eine Freude war, Loriot den Preis zu überreichen. Nach seiner liebevollen Laudatio, in der er Loriot als den »Fred Astaire der Satire« und den »Maybach unter den Komikern« bezeichnet hatte, überreichte Bully Loriot die goldene Ehren-Lola. Im Gegenzug drückte Loriot Bully seinen Gehstock in die Hand. Als sich die gesammelte Prominenz des Deutschen Films zu einer Standing Ovation erhob und minutenlang applaudierte, war Vicco, der ja bereits einiges an Ehrungen empfangen hatte, doch sehr gerührt. Danach kramte er – natürlich inszeniert – in seinen Taschen nach seinem Zettel und hielt seine kurze Rede, in der er sich für die Auszeichnung in Gestalt einer »makellosen Schönheit« bedankte, wie sie in den Armen eines 85-Jährigen nur noch selten anzutreffen sei.
    Beim Abgang tauschten Bully und Loriot erneut Stock und Lola. Bully ging »versehentlich« mit Loriots Lola nach links ab, Loriot mit seinem Stock nach rechts. Erst als Bully nach einer Schrecksekunde mit Double Take merkte, dass er und nicht der Preisträger die Trophäe in der Hand hatte, rannte er Loriot hinterher.
    Es war Viccos letzter großer Auftritt in der Öffentlichkeit.
    Michael Bully Herbig und Loriot tauschen Stock und Lola

☞ GEGENSCHUSS MICHAEL BULLY HERBIG ☜
    Willst du Vicco von Bülow den Ehrenpreis überreichen?
    Man könnte denken, eine recht unkomplizierte Frage, die man doch ganz einfach mit »Ja« oder »Nein« beantworten kann. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall!
    Man möchte das »Ja« förmlich herausbrüllen, wären da nicht plötzlich diese Zweifel: ›Ist man der Richtige? Hat man selbst diese Ehre überhaupt verdient? Findet man die angemessenen Worte? Und was, wenn er mich überhaupt nicht kennt … oder schlimmer noch, er überhaupt nicht will, dass ich seine Laudatio übernehme!‹
    Mit der entsprechenden Anspannung habe ich Loriot in seinem Haus in Ammerland besucht. Er wollte mich gerne treffen, und das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
    Zu meiner großen Erleichterung wurde ich von ihm, seiner Gattin und einem Mops aufs Herzlichste empfangen. Wir saßen bei Tee und Kuchen zusammen und sprachen über den anstehenden deutschen Filmpreis, als Vicco von Bülow plötzlich aufstand und eine DVD einlegte: »Der Schuh des Manitu«.
    Ich war sprachlos! Er kannte nicht nur meinen Film, er hatte nicht nur die DVD im Regal, nein – er mochte ihn auch noch. Er spulte vor zur »Lebkuchenherz«-Szene und erklärte mir, was daran so genial sei. Ich lauschte seiner detaillierten Analyse mit einer Mischung aus Stolz, Demut und Genuss.
    Die darauffolgenden gemeinsamen Proben in seinem Wohnzimmer, die Proben hinter und auf der Bühne in Berlin, bleiben für mich unvergesslich. Wie gerne hätte ich ihm gesagt, dass mir diese Art zu arbeiten sehr vertraut ist, aber dieser Gedanke fühlte sich fast anmaßend an. Umso schöner war seine Bemerkung, mit der sich Loriot nach der letzten Probe von mir verabschiedete: »Schade, dass wir uns nicht früher kennengelernt haben.«
    ✍

DVD-Box II – Loriot und die Musik
    Kurz nachdem wir die erste DVD-Box zusammengestellt hatten, entstand der Plan, Loriots gesammelte musikalische
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