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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition)
Autoren: Jennifer E. Smith
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haben.«
    »Ich schreibe doch keine Gedichte«, sagte sie. »Ich lese nur gerne welche.«
    »Okay«, sagte er fröhlich. »Dann eben ein eingerahmtes.«
    »Graham«, sagte sie mit brechender Stimme. »Das ist echt nicht dein Problem.«
    »Es hat mit dir zu tun«, sagte er mit leisem Lächeln, als sei das Grund genug und erkläre alles.
    Da schwappte eine Welle der Dankbarkeit über sie, und langsam bröckelte ihr störrischer Widerstand. Sosehr sie auch an andere Dinge zu denken versuchte, immer wieder kamen ihr Bilder von Harvard in den Kopf, die roten Backsteingebäude, die grünschattigen Gehwege, die Seminarräume, wo sie von ihren Lieblingsdichtern lernen würde. Sie konnte sich nur allzu leicht vorstellen, dort zu sein, der Anziehungskraft nachzugeben.
    »Und gewettet ist gewettet«, sagte Graham. »Das ist ganz fair.«
    Wieder kam Joe an den Tisch, diesmal mit zwei Tellern. Auf jedem waren je drei Whoopie Pies kunstvoll aufgeschichtet, und Ellie richtete sich auf, um sie besser sehen zu können. Sie sahen aus wie übergroße Oreos: zwei riesige weiche Schokoladenkekse, zusammengehalten von einer dicken Schicht weißer Creme. Joe stellte die Teller hin, und Ellie überlegte, was Graham wohl alles in Bewegung gesetzt hatte, um sie hierherzubekommen. Er hatte ihr etwas versprochen, und er hatte sein Versprechen gehalten. Genau wie er gesagt hatte.
    »Also«, sagte Joe. »Wer hat die Wette denn nun gewonnen?«
    »Sie«, sagte Graham. Und Joe drückte kurz Ellies Schulter, ehe er wieder in der Küche verschwand. Als er weg war, schaute sie wieder hoch.
    »Graham«, sagte sie, doch er schaute sie so durchdringend an, dass ihr der Atem stockte.
    »Alles schon passiert«, sagte er. »Ich habe es heute Morgen geregelt.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich. Du gehst nach Harvard.«
    Sie lächelte. »Jedenfalls für drei Wochen.«
    »Für den Anfang.«
    »Danke«, sagte sie, auch wenn das Wort allein nicht groß genug war, um alles hineinzupacken, was sie sagen wollte. Doch sie hatte den Eindruck, dass er verstand, und das reichte.
    »Und jetzt iss«, sagte er und griff nach einer Whoopie Pie. »Du gehörst gar nicht richtig hierher, wenn du noch nie die offizielle Süßigkeit probiert hast.«
    Hinterher traten sie gemeinsam aus dem Restaurant auf die dunkle Straße. Es war noch nicht mal neun, aber die Gehwege waren größtenteils leer, wohl weil alle noch erschöpft waren von der gestrigen Feier. Trotzdem war es aufregend, so öffentlich zusammen zu sein, und als Graham die Hand ausstreckte, nahm Ellie sie, und sie gingen los.
    »Du bist bestimmt froh, wieder nach Voll Was Los in Kalifornien zu kommen«, sagte sie, als sie über das Grün schlenderten, das von den vielen Decken immer noch ein wenig platt war.
    »Ein bisschen vielleicht«, sagte er. »Aber ich werde Maine und Total Tote Hose vermissen.«
    »Vielleicht kommst du ja eines Tages wieder.« Sie sah ihn von der Seite an. Sie rechnete halb mit einem Scherz, doch er schien einen Augenblick zu überlegen, ehe er mit ernster Miene nickte.
    »Vielleicht«, sagte er. Sie kamen an der Stelle vorbei, wo sie gestern Abend gesessen und einander angeschaut hatten, als gäbe es sonst nichts auf der Welt, kein blendendes Feuerwerk und keine laute Kapelle. »Vielleicht sehen wir uns auch anderswo.«
    »Führt dich deine Welttournee zufällig auch nach Boston?«
    »Es würde wahrscheinlich helfen, in meinen Terminkalender zu schauen«, sagte er. »Aber möglich ist es.«
    »Ich bin sicher, da könnten wir uns eine Menge Ärger einhandeln.«
    Graham grinste. »Ich wollte schon immer mal so eine Schwanengondel klauen.«
    »Und wir schreiben uns«, sagte Ellie, ohne ihn anzusehen.
    »Wir schreiben uns«, stimmte er zu.
    »Aber tipp meine Adresse nicht falsch.«
    »So was passiert mir doch nicht.« Er lächelte immer noch.
    Sie gingen weiter, an lauter vertrauten Orten vorüber, als wollten sie die letzten Wochen zurückspulen: der Laubengang, wohin Graham ihr in der Badehose nachgelaufen war, das Schaufenster des Sandwichladens, wo sie die Bonbons umgeworfen hatte, die Stelle, wo sie ihn am allerersten Tag gesehen hatte, als er so abwesend und erstaunlich traurig gewirkt hatte, dass sie den Blick nicht von ihm wenden konnte.
    Diese Traurigkeit war aus seinen Augen verschwunden.
    Jetzt lag etwas Leichteres, Friedliches darin.
    Sie sprachen nicht darüber, wo sie hinwollten, doch sie waren sich einig, und als sie das Wäldchen erreichten, hinter dem der Strand lag – nicht irgendein
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