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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt
Autoren: Frank Bill
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Holzarbeiter, Besoffene, die auf den Siegeswillen eines Mannes wetteten.
    Alles in allem kam er mit dem, was er verdiente, nicht auch nur ansatzweise auf hundert Riesen.
    Der Donnybrook würde es Jarhead ermöglichen, der Armut zu entkommen, die seine Familie zu ein paar Namen in den Sterberegistern der Stadt dezimiert hatte. Er brauchte bloß die tausend Dollar Kampfgebühr, um dabei sein zu können.
    Jarhead fuhr auf der Nebenstraße irgendwo in der Nähe von Frankfort, Kentucky, rechts ran, umklammerte das Lenkrad mit feuchten Händen.
    »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen.«
    Die Tür des Streifenwagens wurde geöffnet. Der Bezirksbulle näherte sich. Jarhead hatte das Fenster heruntergekurbelt. Sah im Rückspiegel, wie der Schatten auf das Auto zukroch. Der Polizist blieb vor dem Fenster stehen.
    Soll ich die Tür aufstoßen, ihm einen Schlag vor die Gurgeloder die Schläfe verpassen? Ich darf nicht erwischt werden, wenn ich meinen Babies und meinem Mädchen helfen will, dachte Jarhead.
    »N Abend«, sagte der Polizist. »Sie wissen, dass Sie ein kaputtes Rücklicht haben?«
    Scheiße!, durchschrillte es Jarhead bis ins Mark. Alle Sorgen umsonst.
    »Äh, nein, Sir«, sagte er, lächelnd, schwitzend. »Sicher nicht. Welches ist es denn?«
    »Beifahrerseite«, sagte der Polizist und zeigte in die Richtung.
    »Nun, dann werde ich das demnächst beheben lassen.«
    »Kann ich Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?«
    »Sicher, sicher.«
    Jarhead zog den Führerschein aus seiner Geldbörse. Die Fahrzeugpapiere aus dem Handschuhfach. Gab beides dem Polizisten.
    Der überflog den Namen. Die Adresse. Sagte: »Ganz schön weit weg von zu Hause, Johnny, oder? Machen Sie einen Ausflug?«
    »Ja. Will Freunde und Verwandte oben in Indiana besuchen.«
    »Wo in Indiana?«
    Neugieriger Wichser. »Drüben in Orange County.«
    »Im südlichen Teil. Ich hab selbst Verwandte da in der Gegend. Wie heißt Ihre Sippschaft? Kennt man ja vielleicht welche von.«
    So schnappen sie die Hurensöhne, dachte Jarhead. Durch bescheuerte Zufälle. Er sagte den einzigen Namen, der ihm einfiel, einen, den Combine Elder ihm genannt hatte. »McGill. Bellmont McGill.«
    Der Polizist setzte ein breites Hasenzahn-Lächeln auf, sagte: »Klar, ich erinnere mich an den alten McGill. Besitzt fast die Hälfte vom verdammten Orange County, seit seine Schwiegerelterngestorben sind. Viele sagen, er sei härter als ein Maiskolben zum Hinternabwischen. Hab nie Schwierigkeiten mit ihm gehabt. Zäher Bursche. Keiner, den man ärgern sollte. Scheint davon abgesehen aber ein prima Kerl zu sein. Ist das die väterliche Seite oder die Ihrer Mutter?«
    Der Hurensohn hatte offenbar vor, einen Vortrag über die Familien in den Hügeln zu schreiben. »Die von meinem Vater.«
    Das Gesicht des Polizisten bekam einen sonderbaren Zug. »Vom Vater? Erinnere mich nicht, dass McGill Brüder gehabt hätte oder Onkel. Seine Eltern waren Einzelkinder, so wie er. Wie sind Sie mit …« In diesem Moment empfing das Funkgerät am Gürtel des Polizisten eine atmosphärische Störung. Gab dann gut hörbar einen Fahndungsaufruf von sich. »Hinweis an alle Einheiten. Schwarz grundierter Ford Galaxy. Das Kennzeichen lautet …«
    Jarhead rammte dem Polizisten die Tür vors Knie. Stieg aus. Schlug ihn links-rechts-links zu Boden, während das Funkgerät weiterspratzte: »Der Verdächtige Johnny Earl ist wahrscheinlich bewaffnet und gefährlich. Gesucht wegen bewaffnetem Raubüberfall in Hazard, Kentucky.«
    Jarhead rollte den Polizisten aufs Gesicht, öffnete mit dem Daumen den ledernen Handschellenhalter, zog die Handschellen heraus und fixierte ihm die Handgelenke auf dem Rücken.
    Dann schnappte er sich Führerschein und Fahrzeugpapiere, stopfte sie sich in die Tasche, zerrte den Polizisten zum Streifenwagen, öffnete von innen den Kofferraum und wuchtete ihn hinein. Machte den Deckel zu. Fuhr den Wagen ins Unterholz abseits der Straße. Zerschlug die Blinklichter. Schmiss die Schlüssel auf den Vordersitz.
    Er war gerade zurück bei seinem Ford, als er von Scheinwerfern geblendet wurde. Ein Wagen kam die Straße herab. Hielt an. Ein alter International-Truck, darin ein dickbärtiger Mann, das Radio plärrte »It’s All Good« von Seasick Steve. Der Mann schaute Jarhead durch das heruntergekurbelte Fenster an. »Alles klar bei Dir, Kumpel?«, fragte er.
    Jarhead griff in sein Auto. Schnappte sich seine Karte und die Walmarttüte. »Nein,
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