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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Autoren: Karl Marx
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gleicher Mehrwert (der Masse nach). Und die Frage war nun: wie reimt sich das eine mit dem andern. Marx hat die Frage in dieser Form nun aber nicht anerkannt. Er hat (im dritten Band) zweifellos nachgewiesen, daß die zweite Behauptung nicht unbedingte Konsequenz des Wertgesetzes sei, ja daß sie seinem Wertgesetze widerspreche und also... direkt zu verwerfen sei.«
    Und nun untersucht er, wer von uns beiden sich geirrt hat, ich oder Marx. Daß er selbst in der Irre spazierengeht, daran denkt er natürlich nicht.
    Es hieße meine Leser beleidigen und die Komik der Situation total verkennen, wollte ich nur ein Wort verlieren über diese Prachtstelle. Ich füge nur noch hinzu: Mit derselben Kühnheit, womit er damals bereits sagen konnte, was »Marx im dritten Band zweifellos nachgewiesen«, benutzt er die Gelegenheit, einen angeblichen Professorenklatsch zu berichten, wonach Conrad Schmidts obige Schrift »von Engels direkt Inspiriert sei«. Herr Julius Wolf! in der Welt, worin Sie leben und weben, mag es üblich sein, daß der Mann, der andern öffentlich ein Problem stellt, seine Privatfreunde im stillen mit der Lösung bekannt macht. Daß Sie dazu kapabel sind, will ich Ihnen gern glauben. Daß in der Welt, worin ich verkehre, man sich nicht zu solchen Erbärmlichkeiten herabzulassen braucht, beweist Ihnen das gegenwärtige Vorwort. –
    Kaum war Marx gestorben, da veröffentlichte Herr Achille Loria schleunigst einen Artikel über ihn in der »Nuova Antologia« (April 1883): zuerst eine von falschen Angaben strotzende Biographie, sodann eine Kritik der öffentlichen, politischen und literarischen Tätigkeit. Die Marxische materialistische Auffassung der Geschichte wird hier gefälscht und verdreht mit einer Zuversichtlichkeit, die einen großen Zweck erraten läßt. Und dieser Zweck ist erreicht worden: 1886 veröffentlichte derselbe Herr Loria ein Buch »La teoria economica della costituzione politica«, worin er die 1883 so gänzlich und so absichtlich entstellte Marxsche Geschichtstheorie als seine eigne Erfindung der staunenden Mitwelt verkündet. Allerdings ist die Marxsche Theorie hier auf ein ziemlich philiströses Niveau heruntergebracht; auch wimmeln die historischen Belege und Beispiele von Schnitzern, die man keinem Quartaner durchlassen würde; aber was verschlägt das alles? Die Entdeckung, daß überall und immer die politischen Zustände und Ereignisse ihre Erklärung finden in den entsprechenden ökonomischen Zuständen, wurde, wie hiermit bewiesen, keineswegs von Marx im Jahr 1845 gemacht, sondern von Herrn Loria 1886. Wenigstens hat er dies seinen Landsleuten, und seit sein Buch französisch erschienen, auch einigen Franzosen glücklich aufgebunden und kann jetzt als Autor einer neuen epochemachenden Geschichtstheorie in Italien herumstolzieren, bis die dortigen Sozialisten Zeit finden, dem illustre Loria die gestohlnen Pfauenfedern herunterzuzupfen.
    Das ist aber erst ein kleines Pröbchen von Herrn Lorias Manier. Er versichert uns, daß sämtliche Theorien von Marx beruhen auf einem bewußten Sophisma (un consaputo sofisma); daß Marx vor Paralogismen nicht zurückscheute, auch wenn er sie als solche erkannte (sapendoli tali) usw. Und nachdem er mit einer ganzen Reihe ähnlicher gemeiner Schnurren seinen Lesern das Nötige beigebracht hat, damit sie Marx für einen Streber à la Loria ansehn, der seine Effektchen mit denselben kleinen faulen Humbugs mittelchen in Szene setzt wie unser paduanischer Professor, jetzt kann er ihnen ein wichtiges Geheimnis verraten, und damit führt er auch uns zur Profitrate zurück.
    Herr Loria sagt: Nach Marx soll sich die in einem kapitalistischen Industriegeschäft produzierte Masse des Mehrwerts (den Herr Loria hier mit dem Profit identifiziert) richten nach dem darin angewandten variablen Kapital, da das konstante Kapital keinen Profit abwirft. Das widerspricht aber der Wirklichkeit. Denn in der Praxis richtet sich der Profit nicht nach dem variablen, sondern nach dem Gesamtkapital. Und Marx sieht dies selbst ein (I, Kap. XI) und gibt zu, daß dem Anschein nach die Tatsachen seiner Theorie widersprechen. Wie aber löst er den Widerspruch? Er verweist seine Leser auf einen noch nicht erschienenen folgenden Band. Von diesem Band hatte Loria seinen Lesern schon früher gesagt, er glaube nicht, daß Marx auch nur einen Augenblick daran gedacht habe, ihn zu schreiben, und jetzt ruft er triumphierend aus:
    »Nicht mit Unrecht habe ich also behauptet, dieser zweite
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