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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Autoren: Karl Marx
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wie Marx sagt, Arbeitskraft, unter ihrem Preis verkauft werden muß. Denn wenn es die gemeinsame Eigenschaft aller Waren ist, teurer verkauft zu werden als die Produktionskosten, wenn aber hiervon die Arbeit allein ausgenommen ist und stets nur zu den Produktionskosten verkauft wird, so wird sie eben unter dem Preis verkauft, der die Regel ist in dieser vulgärökonomischen Welt. Der infolgedessen dem Kapitalisten, resp. der Kapitalistenklasse zufallende Extraprofit besteht eben darin, und kann in letzter Instanz nur dadurch zustande kommen, daß der Arbeiter, nach Reproduktion des Ersatzes für den Preis seiner Arbeit, noch weiteres Produkt produzieren muß, für das er nicht bezahlt wird – Mehrprodukt, Produkt unbezahlter Arbeit, Mehrwert. Lexis ist ein in der Wahl seiner Ausdrücke äußerst vorsichtiger Mann. Er sagt nirgends gradeaus, daß obige Auffassung die seinige ist; ist sie es aber, so ist sonnenklar, daß wir es hier nicht mit einem jener gewöhnlichen Vulgärökonomen zu tun haben, von denen er selbst sagt, daß jeder einzelne in den Augen von Marx »bestenfalls nur ein hoffnungsloser Schwachkopf ist«, sondern mit einem als Vulgärökonomen verkleideten Marxisten. Ob diese Verkleidung bewußt oder unbewußt vor sich gegangen, ist eine uns hier nicht interessierende psychologische Frage. Wer das ergründen möchte, wird vielleicht auch untersuchen, wie es möglich war, daß zu einer gewissen Zeit ein so gescheiter Mann, wie Lexis es unzweifelhaft ist, auch einmal einen solchen Blödsinn wie den Bimetallismus verteidigen konnte.
    Der erste, der die Frage wirklich zu beantworten versuchte, war Dr. Conrad Schmidt, »Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes«, Dietz, Stuttgart 1889. Schmidt sucht die Details der Marktpreisbildung in Einklang zu bringen sowohl mit dem Wertgesetz wie mit der Durchschnittsprofitrate. Der industrielle Kapitalist erhält in seinem Produkt erstens Ersatz für sein vorgeschoßnes Kapital, zweitens ein Mehrprodukt, wofür er nichts bezahlt hat. Um dies Mehrprodukt aber zu erhalten, muß er sein Kapital in der Produktion vorschießen; d.h. er muß ein bestimmtes Quantum vergegenständlichter Arbeit anwenden, um sich dies Mehrprodukt aneignen zu können. Für den Kapitalisten ist also dies sein vorgeschoßnes Kapital das Quantum vergegenständlichter Arbeit, das gesellschaftlich nötig ist, um ihm dies Mehrprodukt zu verschaffen. Für jeden andern industriellen Kapitalisten gilt dasselbe. Da nun die Produkte dem Wertgesetz gemäß sich gegeneinander austauschen im Verhältnis der zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendigen Arbeit, und da für den Kapitalisten die zur Herstellung seines Mehrprodukts notwendige Arbeit eben die in seinem Kapital aufgehäufte, vergangene Arbeit ist, so folgt, daß sich die Mehrprodukte austauschen nach dem Verhältnis der zu ihrer Produktion erheischten Kapitale, nicht aber nach dem der wirklich in ihnen verkörperten Arbeit. Der auf jede Kapitaleinheit fallende Anteil ist also gleich der Summe aller produzierten Mehrwerte, dividiert durch die Summe der darauf verwandten Kapitale. Hiernach werfen gleiche Kapitale in gleichen Zeiträumen gleiche Profite ab, und dies wird bewirkt, indem der so berechnete Kostpreis des Mehrprodukts, d.h. der Durchschnittsprofit, auf den Kostpreis des bezahlten Produkts geschlagen und zu diesem erhöhten Preise beides, bezahltes und unbezahltes Produkt, verkauft wird. Die Durchschnittsprofitrate ist hergestellt, trotzdem daß, wie Schmidt meint, die Durchschnittspreise der einzelnen Waren nach dem Wertgesetz bestimmt werden.
    Die Konstruktion ist äußerst sinnreich, sie ist ganz nach Hegelschem Muster, aber sie teilt das mit der Mehrzahl der Hegelschen, daß sie nicht richtig ist. Mehrprodukt oder bezahltes Produkt macht keinen Unterschied: soll das Wertgesetz auch für die Durchschnittspreise unmittelbar gelten, so müssen beide verkauft werden im Verhältnis der zu ihrer Herstellung erforderlichen und darin verbrauchten gesellschaftlich nötigen Arbeit. Das Wertgesetz richtet sich von vornherein gegen die aus der kapitalistischen Vorstellungsweise überkommene Ansicht, als sei die aufgehäufte vergangne Arbeit, woraus das Kapital besteht, nicht bloß eine bestimmte Summe von fertigem Wert, sondern, weil Faktor der Produktion und Profitbildung, auch wertbildend, also Quelle von mehr Wert, als es selbst hat; es stellt fest, daß diese Eigenschaft nur der lebendigen Arbeit zukommt. Daß
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