Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Autoren: Karl Marx
Vom Netzwerk:
die Kapitalisten im Verhältnis der Größe ihrer Kapitale gleiche Profite erwarten, ihren Kapitalvorschuß also als eine Art Kostpreis ihres Profits ansehn, ist bekannt. Wenn aber Schmidt diese Vorstellung benutzt, um vermittelst ihrer die nach der Durchschnittsprofitrate berechneten Preise in Einklang mit dem Wertgesetz zu bringen, so hebt er das Wertgesetz selbst auf, indem er eine ihm total widersprechende Vorstellung diesem Gesetz als mitbestimmenden Faktor einverleibt.
    Entweder ist die aufgehäufte Arbeit wertbildend neben der lebendigen. Dann gilt das Wertgesetz nicht.
    Oder sie ist nicht wertbildend. Dann ist Schmidts Beweisführung unverträglich mit dem Wertgesetz.
    Schmidt wurde auf diesen Seitenweg geführt, als er der Lösung schon sehr nahe war, weil er glaubte, eine womöglich mathematische Formel finden zu müssen, die den Einklang des Durchschnittspreises jeder einzelnen Ware mit dem Wertgesetz nachweisen ließe. Wenn er aber hier, ganz in der Nähe des Ziels, einem Irrweg folgte, so beweist der übrige Inhalt der Broschüre, mit welchem Verständnis er aus den beiden ersten Büchern des »Kapital« weitere Schlüsse gezogen hat. Ihm gebührt die Ehre, für die bisher unerklärliche sinkende Tendenz der Profitrate die richtige, bei Marx im dritten Abschnitt des dritten Buchs gegebne Erklärung selbständig gefunden zu haben; desgleichen die Ableitung des Handelsprofits aus dem industriellen Mehrwert und eine ganze Reihe von Bemerkungen über Zins und Grundrente, wodurch Dinge antizipiert werden, die bei Marx im vierten und fünften Abschnitt des dritten Buchs entwickelt sind.
    In einer späteren Arbeit (»Neue Zeit«, 1892/93, Nr. 3 und 4) versucht Schmidt einen andern Weg der Lösung. Dieser läuft darauf hinaus, daß die Konkurrenz es ist, die die Durchschnittsprofitrate herstellt, indem sie Kapital aus Produktionszweigen mit Unterprofit in andre auswandern macht, wo Überprofit gemacht wird. Daß die Konkurrenz die große Ausgleicherin der Profite ist, ist nicht neu. Aber nun versucht Schmidt den Nachweis, daß diese Nivellierung der Profite identisch ist mit der Reduzierung des Verkaufspreises von im Übermaß produzierten Waren auf das Wertmaß, das die Gesellschaft nach dem Wertgesetz dafür zahlen kann. Warum auch dies nicht zum Ziel führen konnte, ergibt sich hinreichend aus den Auseinandersetzungen von Marx im Buche selbst.
    Nach Schmidt ging P. Fireman an das Problem (»Conrads Jahrbücher«, Dritte Folge, III, S. 793). Ich gehe nicht ein auf seine Bemerkungen über sonstige Seiten der Marxschen Darstellung. Sie beruhen auf dem Mißverständnis, daß Marx da definieren will, wo er entwickelt, und daß man überhaupt bei Marx nach fix und fertigen, ein für allemal gültigen Definitionen suchen dürfe. Es versteht sich ja von selbst, daß da, wo die Dinge und ihre gegenseitigen Beziehungen nicht als fixe, sondern als veränderliche aufgefaßt werden, auch ihre Gedankenabbilder, die Begriffe, ebenfalls der Veränderung und Umbildung unterworfen sind; daß man sie nicht in starre Definitionen einkapselt, sondern in ihrem historischen resp. logischen Bildungsprozeß entwickelt. Danach wird es wohl klar sein, warum Marx am Anfang des ersten Buchs, wo er von der einfachen Warenproduktion als seiner historischen Voraussetzung ausgeht, um dann weiterhin von dieser Basis aus zum Kapital zu kommen – warum er da eben von der einfachen Ware ausgeht und nicht von einer begrifflich und geschichtlich sekundären Form, von der schon kapitalistisch modifizierten Ware; was freilich Fireman platterdings nicht einsehn kann. Diese und andre Nebendinge, die noch zu mancherlei Einwendungen Anlaß geben könnten, lassen wir lieber links liegen und gehn sofort zum Kern der Sache über. Während dem Verfasser die Theorie lehrt, daß der Mehrwert bei gegebner Mehrwertsrate der Anzahl der angewandten Arbeitskräfte proportional ist, zeigt ihm die Erfahrung, daß bei gegebner Durchschnittsprofitrate der Profit proportional ist der Größe des angewandten Gesamtkapitals. Dies erklärt Fireman dadurch, daß der Profit eine nur konventionelle (das heißt bei ihm: einer bestimmten gesellschaftlichen Formation angehörige, mit ihr stehende und fallende) Erscheinung ist; seine Existenz ist einfach an das Kapital geknüpft; dies, wenn es stark genug ist, sich einen Profit zu erzwingen, ist durch die Konkurrenz genötigt, sich auch eine für alle Kapitale gleiche Profitrate zu erzwingen. Ohnegleiche Profitrate ist eben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher