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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Autoren: Markus Barth
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das mit der Chemo – ich hatte die falsche Behandlungskarte!»)
    «Sie sind ja gegen
alles
allergisch!», rief der Arzt.
    «Wie kommen Sie darauf?», fragte ich.
    «Na, gucken Sie sich mal Ihren Rücken an – alles rot!», sagte er und hielt mir einen Spiegel hin.
    «Ja, natürlich», sagte ich, «die Höllenbraut von Arzthelferin hat gerade 20 Mal da reingepikst!»
    Er winkte ab: «Ach, das hat damit gar nichts zu tun. Das sind eindeutig die Allergene!»
    Ich schaute den Arzt an und fragte: «Wenn ich Ihnen jetzt eine Ohrfeige verpasse und Ihre Wange dann rot wird – heißt das, Sie sind gegen Hände allergisch?»
    Er schüttelte den Kopf und gab mir ein paar gute Tipps zu Allergenvermeidung. Ein Jahr lang achtete ich darauf, nicht mit Weißmehl-Produkten, Hausstaub und Schimmelpilzen in Kontakt zu kommen. Keine leichte Aufgabe für einen Studenten.
     
    Die Jahre gingen vorüber, die Allergien blieben, und mein Allergiepass füllte sich mit jedem Arztbesuch ein bisschen mehr. Dann zog ich nach Köln. Es waren die späten Neunziger, und ich merkte plötzlich: «Verdammt, hier passiert was! Menschen bringen glutenfreien Nudelsalat auf Partys mit! Tchibo verkauft allergenarme Unterwäsche, und auf Cashew-Beuteln steht
Kann Spuren von Nüssen enthalten!
. Allergiker sind keine Freaks mehr! Wir sind eine Zielgruppe! Trendsetter! ’ne Funky Crowd!»
    Im Frühjahr darauf ging ich im Kölner Stadtwald gut gelaunt auf einen schwer niesenden Allergiker zu und sagte: «Na, Heuschnupfen?»
    Er nickte.
    «Ich auch!» Ich lächelte ihn an und hoffte auf ein anregendes Gespräch unter Trendsettern. Aber er deutete nur auf meine Augen: «Dafür siehste aber ganz gut aus!» Dann nieste er und ließ mich stehen.
    Erst da wurde mir bewusst: Er hatte recht. Irgendwie waren in den Monaten davor meine roten Flecken verschwunden. Und ich konnte auch ohne Atemmaske vor die Tür gehen. Verwirrt meldete ich mich für einen dritten Allergietest an. Den mit den Nadeln sogar! Mein Rücken blieb glatt wie ein Kinderpopo.
     
    Erst wollte ich es nicht glauben. Ich hatte zwar kurz zuvor eine homöopathische Behandlung angefangen, aber dass winzige Zuckerkügelchen mit null Wirkstoff mein Allergieproblem lösen würden – damit konnte doch kein Mensch rechnen!
    «Herzlichen Glückwunsch», sagte meine Homöopathin. «Es scheint zu funktionieren.»
    Dann riss sie einen Zettel nach dem anderen aus meinem Allergiepass.
    «Kann ich wenigstens Hausstaub behalten?», fragte ich in Panik. «Nur so für Unterhaltungen auf Partys?»
    Sie lachte und rupfte auch den letzten Zettel aus dem kleinen Heftchen.

[zur Inhaltsübersicht]
20 TODSICHERE METHODEN , BERÜHMT ZU WERDEN
    Wer in den letzten Jahren die zahlreichen Staffeln « DSDS », «Germany’s Next Topmodel» und «Popstars» verfolgt hat, muss den Eindruck gewinnen, wir sind nur zu einem Zweck auf dieser Welt: um berühmt zu werden. Stimmt natürlich auch.
    Wir alle wissen: Wer nicht mindestens ein Mal im Leben auf der BILD , der Gala oder dem «Münsterschen Orgelmagazin» war, hat sein Leben verschwendet. Man ist nun einmal erst dann ein Mensch, wenn man beim Bäcker die Frage «Entschuldigung, bist du nicht der Dings aus … na, weißt schon, der Sendung da?» mit einem stolzerfüllten «Genau der!» beantworten kann. Und so pilgern jedes Jahr Millionen Jugendlicher zum Dieter, zur Heidi und zum Hoppel-Detlef und kämpfen sich durch Castings, Recalls und Rerecalls, mit nur einem Ziel: eine Single, ein Foto oder ein Hoppel-Diplom zu ergattern. Leider klappt das oft nicht. Dann stehen die Jungs und Mädels vor der Kamera, bäumen sich ein letztes Mal auf und nuscheln: «Isch interessier misch nisch fur des, wo de Dieter sagt, isch geh mein Weg!»
    Es ist faszinierend, wie viele junge Leute heutzutage «ihren Weg» gehen! Beziehungsweise wie viele von ihnen
behaupten,
ihren Weg zu gehen. Irgendwas stimmt da nämlich nicht, denn wenn all diese Jugendlichen ihren Weg tatsächlich
gehen
würden, hätten wir nicht so viele dicke Teenager in Deutschland.
    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ihr Weg sehr kurz ist. Oft führt er direkt zurück zur Berufsschule, wo sie ihren Traum von der Berühmtheit begraben und sich damit zufriedengeben, beim Bäcker die Frage «Wie immer?» mit einem nicht ganz so stolzen «Mhm» zu beantworten.
     
    Schade eigentlich. Es gibt doch noch andere Wege zum Ruhm. Warum denn immer den traditionellen wählen? Hier mal 20 frische, unverbrauchte und todsichere
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