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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel
Autoren: Alexander Wolkow
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züchteten. Beim Lesen dieser
Zeilen bekam Arachna schmale Augen, und ihre Lippen verzogen sich
zu einem schiefen Lächeln: „So, so, ihr seid frei geworden? Na, wartet
nur, ihr werdet’s noch bereuen, die sieben Könige gestürzt zu haben!
Dafür will ich sorgen!“
In den letzten Tagen ihres Aufenthalts bei den Erzgräbern sah Elli die
Königin der Feldmäuse, Ramina, wieder. Diese prophezeite dem
Mädchen, es werde niemals in das Zauberland zurückkehren. Der
Scheuch und die anderen Freunde Ellis waren sehr betrübt, als sie das
hörten, und versprachen, das Mädchen aus der Großen Welt, das den
Völkern des Zauberlandes so viel Gutes getan hatte, in ewiger
Erinnerung zu behalten. Elli und Fred wurden in eine auf dem Rücken
des zahmen Drachen Oicho angeschnallte Sänfte gesetzt und flogen
nach Kansas in ihre Heimat zurück.
Die Hexe fragte den Chronisten:
„Sag, Kastaglio, hat sich die Prophezeiung Rammas bewahrheitet? Ist
Elli wirklich nie mehr in das Zauberland zurückgekehrt?“ „Lest nur
weiter, Herrin“, antwortete der Zwerg ausweichend. „In der Chronik ist
alles aufgeschrieben.“

DER FEUERGOTT DER MARRANEN
    Arachna vertiefte sich wieder in die Chronik, die jetzt davon erzählte,
wie Urfin Juice die langweiligen Jahre in seinem einsamen Haus im
Lande der Käuer verbracht hatte.*
Zehn Jahre hatte Urfin in seinem Garten gegraben, als sich etwas
zutrug, was sein Leben völlig veränderte. In der Nähe seines Hauses
stürzte der Riesenadler Karfax nach einem Kampf mit zwei Rivalen schwer
verwundet ab. Der ehemalige König legte Salbe auf die Wunden des
Adlers, der bald genas, und die beiden wurden Freunde. Der schlaue Urfin
versicherte dem edlen Vogel, er habe nur eins im Sinn: andere Menschen
glücklich zu machen. Vorher müsse er aber König eines rückständigen
Volkes werden, das in Not und Unwissenheit lebe. Unter seiner Herrschaft
würde dieses Volk dann reich und glücklich werden. Das rückständigste
Volk im Zauberland waren die Springer, die in einem abgeschiedenen Tal
in den Bergen lebten. Sie nannten sich Marranen und standen hinter den
anderen Völkern so weit zurück, daß sie nicht einmal die Verwendung des
Feuers kannten. Das machte sich der schlaue Urfin zunutze, der eines
Nachts auf dem Rücken des Riesenadlers in das Land der Marranen
geflogen kam.
*Nachzulesen im Märchen „Der Feuergott der Marranen“.
    In ein Purpurgewand gehüllt und eine brennende Fackel in der erhobenen
Hand, sagte er, er sei der Gott des Feuers, eigens vom Himmel
herabgestiegen, um die Menschen glücklich zu machen. Die arglosen
Marranen glaubten ihm und unterwarfen sich seiner Herrschaft.
Urfin beschloß, vor allem die Fürsten und die Stammesältesten für sich
einzunehmen. Anstelle der Hütten, in denen sie wohnten, ließ er für sie
geräumige warme Häuser bauen. Er lehrte die adligen Marranen, auf dem
Feuer schmackhafte Gerichte zuzubereiten, gewöhnte sie an Luxus und
Schwelgerei, und bald standen sie geschlossen hinter ihm, der ihnen auf
Kosten des einfachen Volkes ein ergötzliches Leben bot. Als das Volk zu
murren begann, lenkte Urfin dessen Zorn gegen die Nachbarvölker.
„Nicht hier ist euer Glück“, sagte er zu den Marranen. „Ich will euch aus
eurem unfruchtbaren Land hinausführen, damit ihr reiche Täler mit
herrlichen Obstgärten und zahllosen Herden fetter Schafe erobert. Wir
werden die Zwinkerer und Käuer aus ihren behaglichen Häusern vertreiben
und die Schätze der Smaragdenstadt als Beute nehmen!“
Die kampflustigen Marranen folgten dem Ruf mit Begeisterung und
brachten eine starke Armee auf die Beine. Urfin nahm den Eisernen
Holzfäller gefangen, unterwarf sich die Zwinkerer und führte seine
Soldaten in den Krieg gegen das Smaragdenland. Zu dieser Zeit hatten die
Holzköpfe unter der Führung des Scheuchs einen breiten Kanal um die
Smaragdenstadt gebaut und diese in eine Insel verwandelt.
Urfins Soldaten bauten eine Brücke über den Kanal, erstürmten die Stadt
und nahmen sie ein. Der Scheuch, der langbärtige Soldat Din Gior und der
Hüter des Tores Faramant gerieten erneut in die Gefangenschaft des
dreisten Landräubers, aus der sie wieder von einem Mädchen und einem
Jungen aus der Großen Welt befreit wurden. Beim Lesen dieser Stelle
frohlockte Arachna: „Ich wußte ja, daß Ramina sich geirrt hat! Elli ist doch
in das Zauberland zurückgekehrt!“
Als sie jedoch weiterlas, verging ihr die gute Stimmung. Das Mädchen
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