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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh
Autoren: Alfred Weidenmann
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Herr Latenser vor, nachdem sie alle wieder an ihrem Tisch Platz genommen hatten.
    „Wir haben ja schon gesagt“, bemerkte Mrs. Fuller, „daß wir diesen Herrn mit seinem Cello ganz zufällig heute nachmittag noch einmal getroffen haben.“
    Die zwei Jungen aus Berlin und der Bürstenhaarschnitt grinsten ganz offen. Mister Palmer wollte etwas sagen, aber dann räusperte er sich nur.
    „In einem Lokal, wo es ganz frische Muscheln gab“, sagte Frau Finkbeiner.
    „Sehr interessant“, erwiderte jetzt Mister Palmer. „Und was haben Sie dabei erfahren?“
    „Ich glaube, eine ganze Menge“, antwortete der Apotheker aus Berlin nachdenklich. Und dann fing er an zu erzählen. Gelegentlich warf Herr Wagner noch eine Bemerkung dazwischen oder Mrs. Fuller. Frau Finkbeiner nickte nur immer wieder mit dem Kopf, und die Jungen beobachteten vor allem die Gesichter von Palmer und Latenser.
    „Mister Wilkinson hat diesen Hobbs also durch eine Agentur für Unterhaltungsprogramme auf das Schiff gebracht?“ fragte der Privatdetektiv nach einer Weile und überlegte. „Dann hat er den Inder mit seinen Schlangen vermutlich auf dieselbe Weise an Bord geschleust.“
    „Und dieses Fräulein Lisa Liranda, gehörte die auch dazu?“ fragte Monsieur Prunelle. „Ich meine, zu dieser Bande?“
    „Harris behauptet, sie hätte keine blasse Ahnung gehabt“, sagte Mister Palmer. „Aber da bin ich nicht so ganz sicher.“
    „Und Harris selbst?“ überlegte Herr Latenser wieder und blickte dabei kurz zur Milchstraße hinauf. „Wieso hat er eigentlich gewußt, daß der echte Inspektor Brown im Londoner Nebel herumsitzt?“
    „Ursprünglich sollte er in La Guaira an Bord kommen, wie jeder andere Passagier“, erklärte Mister Palmer. „Aber der Streichholzkönig muß ein Telegramm, das eigentlich für mich bestimmt war, in die Finger gekriegt haben. Und ausgerechnet in diesem Telegramm teilte mir London mit, daß Inspektor Brown vorläufig nicht abfliegen könnte. Doppeltes Geschenk für Wilkinson.“ Mister Palmer klopfte seine Pfeife aus. „Er weiß jetzt, daß ich einen Inspektor aus London erwarte, und er weiß gleichzeitig, daß dieser Inspektor vorerst nicht eintrifft. Daraufhin ändert er sofort seinen Plan. Er rast in Caracas zum Flugplatz, fängt diesen Mario Harris ab, als er aus der New Yorker Maschine klettert...“
    „...und da Sie ja keine Ahnung haben, daß sich der echte Brown vorerst noch in London die Zähne putzt“, unterbrach Herr Latenser, „kann er Ihnen seinen Mann als den erwarteten Inspektor unter die Weste jubeln. Dabei hofft er, daß der Londoner Nebel so stabil bleibt, wie man’s üblicherweise von ihm erwarten darf.“
    Der flachsblonde Page Axel Kannengießer hätte sich am liebsten ganz unten ins G-Deck verkrochen. „Dieses verdammte Telegramm“, dachte er wütend. Er hatte inzwischen Ohren bekommen so knallrot wie die beiden Luftballons über dem Kopf von Monsieur Prunelle. Aber das bemerkte glücklicherweise niemand, weil Apotheker Finkbeiner inzwischen schon erzählte, daß Mister Hobbs bei der Musikprobe am Nachmittag vor der Weihnachtsfeier beobachten sollte, wie in der Europa-Halle die elektrischen Anschlüsse zum Christbaum gelegt wurden. „Er machte eine genaue Skizze und versteckte sie unter seinen Notenblättern“, berichtete Herr Finkbeiner. „Am Abend war sie dann verschwunden.“
    „Und wer hat den Kurzschluß fabriziert?“ fragte Mister Palmer.
    „Hobbs behauptet, daß er das nicht weiß“, antwortete Herr Wagner. „Genausowenig will er wissen, wer die Skizze abgeholt hat.“
    „Der falsche Inspektor Brown blieb immer in der Nähe der Staffelei“, überlegte Herr Latenser. „Käme also nur der Inder in Frage, der ja auf der Bühne hinter dem Vorhang war.“
    „Jacke wie Hose“, meinte Monsieur Prunelle ungeduldig. „Aber kommen wir doch zur Hauptsache.“
    „Einverstanden“, erwiderte Mister Palmer. „Das Licht geht aus, ganz egal wie. Es ist stockdunkel im Saal...“
    „Und dann gebe ich bekannt, daß mir eine Schlange übers Bein gekrabbelt sei.“ Mrs. Fuller blickte von einem zum anderen. „Ich hab’ es wirklich geglaubt“, versicherte sie. „Aber allmählich könnte man annehmen, ich stecke mit diesen Halunken unter einer Decke. Fehlt nur noch, daß ich jetzt plötzlich aus meinem Rollstuhl springe und ,Hände hoch‘ brülle.“
    Kapitän Stahlhut gluckste zweimal, und dann platzte er los. Auch alle anderen bogen sich vor Lachen.
    Nur Mister Palmer blickte
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