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Der Geist des großen Büffel

Der Geist des großen Büffel

Titel: Der Geist des großen Büffel
Autoren: Max Kruse
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geschärfte Schneide in der
Sonne blitzte. Er stampfte breitbeinig auf dem Kampfplatz herum und stieß
unsinnige Drohungen aus.
    Cookie
Pott wirkte dagegen eher lächerlich — leider. Über mein Frackhemd hatte er
seine älteste Jacke gezogen, weil er seine beste nicht zerfetzen lassen wollte.
Doch auf den Hut verzichtete er nicht, und als eine Art Kriegsschmuck hatte er
sich sämtliche Ringe, die er besaß, an die kurzen runden Finger gesteckt. Über
seiner Schulter hing das Wurfseil, in der rechten Hand trug er den Tomahawk, in
der linken das Bowiemesser. Er war also zwar üppig bewaffnet, doch kicherten
alle, als er in den Kreis trat.
    Der
Kampf begann mit den üblichen Beschimpfungen der Gegner. Piepsende Maus
versprach, Cookies Haut in kleine Streifen zu schneiden und als Girlanden über
die Bäume zu hängen; Cookie wollte aus Piepsende Maus einen Mäuserollbraten
machen.
    Häuptling
Kleiner Stier fragte ungeduldig: „Will das dicke Bleichgesicht nicht endlich
sterben?“
    Worauf
Cookie mit viel Würde antwortete: „Das dicke Bleichgesicht wird alle Krieger
der Kalbfell-Indianer das Fürchten lehren. Häuptling Kleiner Stier wird sehen,
daß das Messer von Piepsender Maus mir nicht mehr bedeutet, als ein
Regentropfen!“
    „ Uffuff !“
    Piepsende
Maus umschlich Cookie mit eingeknickten Knien, er lauerte auf eine Blöße seines
Gegners.
    Cookie
grinste frech, drehte sich geschwind um seine eigne Achse. So wirkten sie wie
ein tolpatschiger Tanzbär, den eine Wildkatze
umkreist. Plötzlich tat Cookie so, als ob er stolpere. Er hob beide Arme,
scheinbar um sein Gleichgewicht bemüht — da schnellte Piepsende Maus empor,
warf sich über ihn — ein Schrei, er hockte auf Cookie, preßte ihm ein Knie auf
die Brust, schnürte ihm mit der linken Hand den Hals ab und hielt das Messer
hoch in der Luft.
    „Das
dicke Bleichgesicht ist verloren!“ bemerkte Häuptling Kleiner Stier kühl und
befriedigt.
    „Stoß
zu, piepsender Mäusefeigling!“ röchelte Cookie. „Versuch doch, mir das Herz
herauszuschneiden.“
    „So
rächt sich Piepsende Maus an seinen Beleidigern“, schrie der bemalte Krieger
und stieß die Messerspitze mit voller Wucht auf Cookies Brust.
    Unwillkürlich
schloß ich die Augen und hörte einen unterdrückten Seufzer von Little Byrd.

    Als
ich wieder hinsah, betrachtete Piepsende Maus verblüfft sein zersplittertes
Messer, das neben ihm im Sand lag, von der Wucht des Aufpralls fortgeschleudert.
Cookie pikste ihn nun seinerseits mit dem Bowiemesser so treffsicher in den Po, daß Piepsende Maus herumschnellte, Cookie ihn
abschütteln konnte und aufsprang.
    Jetzt
stand sein Gegner ohne Waffen da. Und eigentlich hätte Cookie mit dem Tomahawk
zuschlagen können. Doch er tat etwas Unverständliches: er nahm Reißaus. Er
legte eine Entfernung von gut zehn Metern zwischen sich und seinen versteinert dastehenden Gegner.
    „Mein
Freund“, rief Cookie. „Man sollte dich rasieren.“ Sein Bowiemesser wirbelte,
ich sah es sich mehrmals in der Luft überschlagen, dreimal, viermal. Die Augen
von Piepsender Maus traten hervor... sanft und haarscharf, wie es das
Rasiermesser unseres geschicktesten Friseurs in Seabridge nicht besser vermocht hätte, trennte die Schneide das Band mit den
Stachelschweinstacheln vom schwarz gefärbten Hals — der Kriegsschmuck plumpste
zu Boden und mit ihm die Würde der Piepsenden Maus.
    Er
griff nach seiner Gurgel, wo er nur noch nackte Haut spürte. Und das Messer
stand weit hinten aufrecht im Sand. Sein Schaft zitterte.
    „Und
jetzt, mein Freund, werde ich dich von deinen hübschen drei Federn befreien...“
Dreimal ließ er den Toma- hawk über seiner Melone
wirbeln, kniff die Augen zusammen, zielte... und flach sauste das Beil, drehte
sich um seine eigene Achse, beschrieb einen Bogen nach oben, senkte sich wieder
und trennte die drei Federn so dicht über dem Scheitel von ihren Kielen, daß
keine Spur von ihnen sichtbar blieb. Sanft wirbelten sie zu Boden. Und der
Tomahawk steckte in dem Marterpfahl, an dem gestern nacht nacheinander Häuptling Blinde Kuh und ich sehr
Verschiedenes durchlitten und erlebt hatten.
    „ Uffuff “, die Indianer vermochten das alles nicht zu fassen.
    „Wer
wagt es noch, mich zu beleidigen?“ fragte Cookie. Er streifte das Wurfseil von
der Schulter und ließ die Schlinge kreisen.
    Da
nahm Piepsende Maus Reißaus. Dieser Gegner war ihm unheimlich. Er verlor
einfach die Fassung, so wie er glaubte, seine Ehre mit den
Stachelschweinstacheln und
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