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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)
Autoren: Annette Dutton
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sie spitz. »Na gut. Dann nehmen wir mal an, der gute Johannes war gar kein Lustmolch, sondern nur ein liebender Gatte mit einem klitzekleinen Hang zur Untreue. Welche Konsequenzen hat er denn aus seiner Affäre ziehen müssen?« Sie machte eine Pause. »Offensichtlich keine. Und nun überlege mal, was es für Helenes Leben bedeutet hat, als sie Neu Klemzig verlassen musste. Na?« Natascha hob ihr Kinn und sah Alan herausfordernd an. Er antwortete nicht.
    »Und Pastor Johannes? Der Kerl hat weiterhin lustig Gotteskinder mit der Gattin gezeugt, als wäre nichts gewesen, und galt für den Rest seines Lebens als braver Pastor.« Sie griff zum Besteck und säbelte wütend ein Stück von ihrer Pizza ab, das sie sich hastig in den Mund schob. Dann legte sie geräuschvoll das Besteck auf den Teller zurück. Alan schmunzelte.
    »Ich will dir ja gar nicht widersprechen, aber solltest du nicht zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass alles auch ganz anders gewesen sein könnte?«
    Die Hände zu Fäusten geballt, stützte Natascha die Ellbogen auf die Tischkante und beugte sich nach vorne.
    »Willst du oder kannst du mich nicht verstehen? Man muss doch selbst vor hundert Jahren keine Suffragette gewesen sein, um Helenes Schicksal auch damals schon als ungerecht empfunden zu haben. Mehr behaupte ich doch gar nicht. Vielleicht haben sich die beiden geliebt, vielleicht auch nicht. Natürlich kann ich das nicht wissen.«
    Alan schob sich ein großes Stück von seiner Calzone in den Mund und kaute genüsslich darauf herum, bevor er antwortete: »Und ich sage nur, dass du dir meines Erachtens vorschnell eine Meinung über diesen Pastor gebildet hast. Aber vielleicht waren die Dinge anders, als es scheint.« Alan trank den letzten Schluck und setzte das Glas ab. »Wer weiß schon, wie es in den beiden wirklich ausgesehen hat? Vielleicht hat dein Urgroßvater genauso gelitten wie Helene, vielleicht sogar noch mehr. Wer kann das schon sagen?«
    Natascha betrachtete ihn eine Weile nachdenklich.
    »Reden wir hier eigentlich noch über meine Urgroßeltern?«, stellte sie dann herausfordernd fest. Alan zuckte mit den Schultern, bearbeitete dann die Pizza.
    »Du willst mir nicht etwa sagen, dass ich nur einen oberflächlichen und damit falschen Eindruck von dir habe?«, fragte Natascha.
    »Habe ich nie behauptet, aber wo du schon mal damit anfängst«, er zeigte mit dem Messer auf sie, »ja, ich denke tatsächlich, dein Bild von mir hängt ein wenig schief.« Er schob sich eine Gabel voll in den Mund, tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab und schob den Teller von sich. Natascha wartete auf nähere Ausführungen und wandte den Blick nicht von ihm ab. Alan seufzte.
    »Also schön. Du glaubst zu wissen, wie ich bin. Ein oberflächlicher Typ ohne größeren Ehrgeiz, der in den sonnigen Tag hineinlebt und sich jede Tauchschülerin schnappt, die einigermaßen attraktiv und nicht bei drei auf dem Baum ist. Unterbrich mich bitte, wenn du mir widersprechen willst.« Natascha holte kurz Luft und wollte schon den Mund öffnen, entschloss sich dann aber, nicht auf den spöttischen Ton einzugehen. Alan übertrieb zwar, aber im Grunde lag er mit seiner Einschätzung ganz richtig.
    »So ein Sunnyboy passt natürlich nicht in den Lebensplan einer Journalistin mit Karrierewillen«, schloss Alan und warf ihr einen ironischen Blick zu, den sie ihm nicht ganz abnahm; seine Mimik strafte ihn Lügen.
    »Fertig mit der Analyse?« Sie warf ihre Stoffserviette auf den Tellerrand.
    Alan nickte.
    »Eines hast du dabei noch vergessen.«
    »Nämlich?«
    »Der Sunnyboy lebt auf einer Insel im Korallenmeer und die Karrierefrau mitten in Berlin. Es wäre also sowieso nicht gegangen mit uns.«
    »Ach nein?«
    »Nicht für mich. Ich bin nämlich nicht wie deine Hanne gestrickt, die sich mit ein paar luftig leichten Sommerwochen zufriedengibt.«
    »Soll das etwa heißen, du willst mehr?«
    Natascha sog scharf die Luft ein. Seine überlegene Haltung brachte sie auf die Palme, doch was sie fast noch mehr ärgerte, war, dass sie ihm nichts Schlagfertiges entgegenzusetzen hatte.
    »Wieso drehst du mir eigentlich immer die Worte im Mund herum?«, fauchte sie ihn an. »Ich habe lediglich …« Ihre Stimme hatte jenen weinerlichen Unterton angenommen, dem bald Tränen folgen würden. Sie musste hier raus, bevor sie sich vollkommen zur Idiotin machte.
    »Darf es noch etwas sein? Ein Espresso vielleicht?«
    Der Anblick des Kellners ließ sie aufatmen. Alan, der nur
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