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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)
Autoren: Annette Dutton
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Der Verschluss surrte, als sie ihn mit einer einzigen Bewegung öffnete.
    »Du meinst, erst Sex, und dann wirfst du mich raus?«
    Natascha schlang die Arme um seinen Hals und warf lachend den Kopf in den Nacken. Dann blickte sie ihm in die Augen und küsste ihn. Als ihre Umarmung leidenschaftlicher und fordernder wurde, löste Alan sich von ihr und hielt sie an den Schultern von sich ab.
    »Was soll das? Was für ein Spiel spielst du?«
    Natascha sah ihm in die Augen.
    »Kein Spiel, Alan. Ich will nur nicht mehr weglaufen.«
    »Du willst es probieren?« Alans Miene hellte sich auf. Sie lächelte.
    »Ich weiß zwar nicht, wie das mit der deutsch-australischen Liebe funktionieren kann, aber ja: Ich will’s probieren.«
    »Hab ich da gerade was von Liebe gehört?« Gegen ihren Willen lief Natascha blutrot an, doch sie nickte. Alan zog sie ganz nah zu sich heran.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich weiß auch noch nicht, wie, aber wir werden einen Weg finden. Hier oder in Australien. Ich lass dich jedenfalls nicht mehr gehen.«
    Als er ihr Kinn anhob, sah er, dass sie weinte, und dieses Mal versteckte sie ihre Tränen nicht. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und wischte mit den Daumen ihre Tränen weg. Dann beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie. Sachte erst, als ob sie unter der Berührung zerbrechen könnte, doch als Natascha den Kuss leidenschaftlich erwiderte und ihm die Jacke von den Schultern streifte, nahm er sie auf den Arm. Natascha schnappte vor Überraschung nach Luft.
    »Wo war noch mal gleich das Schlafzimmer?«, fragte Alan und trug sie den Flur hinunter.
    »Ist das dein erstes Versprechen für die Zukunft?«
    Alan sah sie fragend an. »Guter Sex?«
    Natascha schüttelte den Kopf. »Mich auf Händen zu tragen«, sagte sie und stieß mit dem Ellbogen die Tür zum Schlafzimmer auf.

Epilog
Moondo, Juli 1949
    A borigines fürchten den Tod nicht. Sie haben keine Angst vor dem Sterben, weil sie nicht zwischen der wirklichen und einer spirituellen Welt unterscheiden. Für sie markiert der Tod nur die Zeit, da der Geist vom Körper befreit wird, um sich mit der unsichtbaren Welt zu vereinen. Mit dem Tod kehrt der Geist dahin zurück, wo er herkam: Er wird eins mit dem Dreaming, dem ewigen Lebensfluss, und wartet auf seine Wiedergeburt.
    Sooft sich Helene den Glauben der Orta auch bewusst machte, die Trauer lag ihr wie ein Fels auf dem Herzen. Seit Tagen schon sah sie den weißen Rauch über Moondo aufsteigen. Er durchdrang sogar das dichte Geäst der Baumkronen, nur um sich gleich darauf im klaren Blau des Himmels zu verlieren. Helene stemmte sich aus dem tiefen Korbsessel und stieg die Verandastufen hinab. Sie schloss die Augen und hielt die Nase in den Wind. Dieser Geruch … sie würde ihn bis an ihr Lebensende mit der Geburt ihrer Tochter in Verbindung bringen. Der Duft von Harz und ätherischen Ölen ließ sie in die Vergangenheit abdriften. Sie wehrte sich nicht gegen den Sog, der all ihre Gedanken und Gefühle auf den einen Tag richtete. Jene ersten Stunden mit Nellie waren ihre kostbarste Erinnerung. Abergläubische Heidenkinder, hatte sie damals gedacht, als die Orta ihr mit ihren Geistern kamen. Wo doch die Ursache ihrer wundersamen Rettung so offensichtlich war! Nicht einmal Gott hatte sie als Erklärung bemühen müssen. Die Antwort lag viel näher. Der Rauch musste sich nach einer Weile derart beißend entwickelt haben, dass sie röchelnd und hustend aus ihrer Ohnmacht erwachte, weil sie keine Luft mehr bekam. Ein Reflex, nichts weiter. Aber das war den Wilden einfach nicht beizubringen und hatte sie seinerzeit wahnsinnig geärgert.
    Helene öffnete die Augen und blickte in den Himmel. Sie musste über den missionarischen Eifer lächeln, von dem sie als junge Frau so beseelt gewesen war. Vielleicht hatte sie nur deshalb so verärgert auf die Orta reagiert, weil sie spürte, wie ihr die eigene Spiritualität zu entgleiten drohte? Ob bei Nellies Geburt Hokuspokus im Spiel gewesen war oder nicht – welche Rolle spielte das schon? So oder so: Es war der Rauch, der sie gerettet hatte. Sie schlug nun den Weg nach Moondo ein. Es war an der Zeit, ihrer besten Freundin Lebewohl zu sagen.
    Es mussten an die dreihundert Trauergäste sein, die zu Amarinas Beerdigung gekommen waren. Viele kannte Helene gar nicht. Sicherlich waren sie von einem der benachbarten Stämme. Die Trauerzeremonie hatte vor drei Tagen begonnen und würde sich noch über mehrere Wochen hinziehen. Heute war der Tag, an
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