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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit
Autoren: Ellis Peters
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seinen Reisegefährten bekannt war, und ganz gewiß nichts über einen Mord.
    »Wo steckt er denn?« fragte Hugh. »Nicht allzuweit entfernt, würde ich meinen, wenn er es war, der dem jungen Richard sagte, daß dieser sich ruhig auf die Eheschließung einlassen könne. Denn wer hätte besser als er wissen können, daß Cuthred ein Schwindler war?«
    »Nicht weiter«, erwiderte Cadfael, »als Eilmunds Hütte, wo er Vater und Tochter gleichermaßen willkommen war. Und genau dorthin will ich nun reiten, um nach Eilmund zu sehen. Soll ich den Jungen mitbringen?«
    »Ich weiß etwas Besseres«, sagte Hugh freundlich. »Ich begleite Euch. Es ist besser, ihn nicht aus der Deckung zu zerren, ehe ich die Jagd offiziell abgeblasen und bekanntgegeben habe, daß er sich nicht mehr zu rechtfertigen hat und die Freiheit besitzt, wie jeder andere anständige Mann die Stadt zu betreten und sich eine Arbeit zu suchen.«
    Als er im Stallhof sein Pferd sattelte, bemerkte Cadfael das schöne kastanienbraune Pferd mit der weißen Blesse, das wie eine glänzende Statue unter den liebevollen Händen seines Herrn stillhielt und sich nach einem gemächlichen Ausritt zufrieden und vertrauensvoll abreiben ließ. Rafe von Coventry drehte sich um und schenkte Cadfael das verhaltene, ruhige Lächeln, an das dieser sich allmählich gewöhnte.
    »Wollt Ihr wieder ausreiten, Bruder? Es muß ein anstrengender Tag für Euch sein.«
    »Für uns alle«, antwortete Cadfael, während er seinen Sattel holte. »Aber wir hoffen, daß nun das Schlimmste vorbei ist. Und Ihr? Konntet Ihr Euren Auftrag endlich erfolgreich ausführen?«
    »Danke der Nachfrage, es ging gut, wirklich gut! Morgen früh nach der Prim«, sagte er, indem er Cadfael sein Gesicht zeigte und wie immer gemessen und ruhig sprach, »werde ich aufbrechen. Ich habe bereits Bruder Denis Bescheid gegeben.«
    Cadfael wandte sich schweigend wieder seinen Reisevorbereitungen zu. In den Unterhaltungen mit Rafe von Coventry waren längere Pausen keineswegs unhöflich. »Wenn Ihr morgen einen weiten Weg vor Euch habt«, meinte er schließlich, »dann braucht Ihr vielleicht meine Dienste, bevor Ihr aufbrecht. Ihr seid verletzt«, sagte er knapp, um seinen Vorschlag zu erklären. Und als Rafe nicht antwortete: »Ein Teil meiner Arbeit besteht darin, Kranke und Verletzte zu pflegen.
    An das Beichtgeheimnis bin ich nicht gebunden, doch besitze ich eine gewisse Zurückhaltung.«
    »Es ist nicht das erste Mal, daß ich verletzt bin«, erwiderte Rafe und lächelte etwas breiter als sonst.
    »Wie Ihr wollt. Ich stehe Euch jedenfalls zur Verfügung.
    Kommt zu mir, wenn Ihr mich braucht. Es ist nicht klug, eine Wunde zu vernachlässigen und verletzt allzu scharf zu reiten.«
    Er prüfte sein Sattelzeug und nahm die Zügel, um aufzusteigen.
    Das Pferd regte sich ungeduldig und aufgeregt; es freute sich auf die Bewegung.
    »Ich werde daran denken, und ich danke Euch, doch werdet Ihr meinen Aufbruch nicht verzögern können«, entgegnete Rafe freundlich. Die Warnung war nicht zu überhören.
    »Habe ich das denn versucht?« fragte Cadfael. Er schwang sich in den Sattel und ritt in den Hof hinaus.
    »Ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt«, gestand Hyacinth, der in Eilmunds Hütte neben dem Herd saß. Das Feuer warf einen kupfernen Glanz auf seine Wangenknochen, auf sein Kinn und seine Stirn. »Nicht einmal zu Annet hier. Was mich selbst anging, so erfuhr sie alles, was ich zu sagen hatte, doch nicht über Cuthred. Ich wußte, daß er ein Gauner und Vagabund war, aber das war ich auch, und da mir nichts Böses über ihn bekannt war, hielt ich den Mund. Ein Vagabund, der ein Versteck findet, verrät seinen Gefährten nicht. Aber nun sagt Ihr mir, daß er ein Mörder ist, und jetzt ist er tot!«
    »Und vor den Händeln dieser Welt sicher«, fügte Hugh nüchtern hinzu. »Ich muß alles wissen, was Ihr zu sagen habt.
    Wo seid Ihr mit ihm zusammengekommen?«
    »In der Priorei der Kluniazenser bei Northampton, wie ich Annet und Eilmund bereits sagte; allerdings war es etwas anders, als ich erzählte. Damals war er noch kein Pilger in einer Kutte, sondern er trug gute dunkle Kleider, Mantel und Kapuze, und er war bewaffnet, wenn er auch sein Schwert verborgen hielt. Wir kamen eher durch Zufall ins Gespräch; jedenfalls glaubte ich das damals. Heute vermute ich, daß er mir ansah, daß ich vor etwas auf der Flucht war. Er machte kein Geheimnis aus dem, was er war, und schlug vor, daß wir gemeinsam sicherer und vor
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