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Der Geheimnisvolle Eremit

Der Geheimnisvolle Eremit

Titel: Der Geheimnisvolle Eremit
Autoren: Ellis Peters
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allem unbemerkt Weiterreisen könnten. Wir wollten beide nach Norden und Westen. Der Pilger war seine Idee, er hatte das Gesicht und das Gehabe dafür. Nun, Ihr kennt ihn ja, Ihr wißt es selbst. Ich stahl die Kutte für ihn aus dem Lager der Priorei. Auch die Pilgermuschel war schnell beschafft. Die Medaille von St. James hatte er schon – vielleicht gehörte sie ihm sogar wirklich, wer weiß? Als wir nach Buildwas kamen, war ihm die Rolle schon in Fleisch und Blut übergegangen, und Haar und Bart waren kräftig nachgewachsen. Er kam der Dame in Eyton sehr gelegen. Oh, sie wußte nichts Schlimmeres über ihn, als daß er bereit war, sich bei ihr den Lebensunterhalt zu verdienen. Er gab sich als Priester aus, und sie glaubte ihm. Ich wußte, daß er kein Priester war, das verriet er mir einmal, als wir allein waren. Er lachte darüber. Aber er konnte gut reden, und er war ein guter Schauspieler. Sie gab ihm die Einsiedelei, die so praktisch und nahe an den Wäldern der Abtei lag, wo er, dem Abt zum Ärger, all die Bosheiten anrichten konnte. Ich sagte, ich sei dafür verantwortlich gewesen, und er habe nichts davon gewußt, doch in diesem Punkt habe ich für ihn gelogen. Er hat mich nie verraten, und deshalb wollte ich auch ihn nicht verraten.«
    »Aber er hat sich von Euch getrennt«, sagte Hugh trocken, »als er hörte, daß Ihr gejagt wurdet. Ihr braucht nun keine Skrupel mehr zu haben, alles über ihn zu erzählen.«
    »Nun, ich lebe, und er ist tot«, erwiderte Hyacinth. »Ich habe keinen Grund, ihm etwas nachzutragen. Wißt Ihr von Richard?
    Ich hatte nur einmal mit ihm gesprochen, doch er hielt mich für einen aufrichtigen Mann, über den er nichts Böses wußte. Er wollte nicht, daß ich verfolgt und in die Leibeigenschaft zurückgeschleppt werde. Seine Hilfe machte mir Mut. Ich erfuhr erst viel später, daß er auf dem Rückweg geschnappt worden war. Ich mußte fortlaufen oder mich verstecken, und ich entschied mich für das Verstecken, bis ich es wagen konnte, ihn zu suchen. Wenn Eilmund nicht so gut gewesen wäre, und das auch noch, nachdem ich ihm ein Dorn im Fleische war, dann hätten Eure Männer mich schon ein Dutzend Mal geschnappt. Aber jetzt wißt Ihr, daß ich nie eine Hand gegen Bosiet erhoben habe. Und Eilmund und Annet können Euch bestätigen, daß ich keinen Schritt mehr unbeobachtet getan habe, seit ich aus Leighton zurückkehrte. Über Cuthreds Schicksal weiß ich ebensowenig wie Ihr.«
    »Noch weniger, wage ich zu behaupten«, sagte Hugh freundlich und blickte lächelnd zum Feuer hinüber, wo Cadfael saß. »Nun, alles in allem könnt Ihr Euch als Glückspilz bezeichnen. Von Morgen an habt Ihr von meinen Leuten nichts mehr zu befürchten, Ihr könnt nach Belieben in die Stadt gehen und Euch einen Meister suchen. Aber welchen Namen wollt Ihr für Euer neues Leben wählen? Es ist besser, nur einen zu haben, den alle kennen und benutzen.«
    »Es soll der sein, der Annet gefällt«, antwortete Hyacinth.
    »Denn vor allem sie soll mich mein Leben lang mit diesem Namen rufen.«
    »Da habe ich wohl auch noch etwas dazu zu sagen«, brummte Eilmund aus seiner Ecke auf der anderen Seite des Herdes. »Ich werde dir deine Unverschämtheiten schon austreiben.« Doch er sagte es bemerkenswert selbstzufrieden, als hätten die drei bereits ein Verständnis füreinander entwickelt, in dem ein mürrischer Tadel eher ein liebevoller Scherz war.
    »Hyacinth hat mir sehr gefallen«, erklärte Annet. Sie hatte sich bisher herausgehalten, wie es sich für eine Tochter geziemte, und Becher und Krüge serviert, ohne sich in das Gespräch einzumischen. Nicht etwa aus Bescheidenheit oder Unterwürfigkeit, dachte Cadfael, sondern weil sie schon hatte, was sie wollte, und völlig sicher war, daß kein Sheriff und kein Vater und kein Lehnsherr die Macht besaß, es ihr wieder zu entreißen. »Du sollst Hyacinth bleiben«, sagte sie heiter, »und Brand für immer vergessen.«
    Sie war klug, denn es war sinnlos, die Vergangenheit zurückzuholen oder zurückzublicken. Brand war in Northamptonshire ein Leibeigener und ein Mann ohne Land und Besitz gewesen, Hyacinth würde als freier Handwerker in Shrewsbury leben.
    »In einem Jahr und einem Tag«, verkündete Hyacinth, »wenn ich einen Meister gefunden habe, will ich herkommen und Euch um die Hand Eurer Tochter bitten, Herr Eilmund. Aber nicht vorher!«
    »Und wenn ich glaube, daß du sie verdient hast«, erwiderte Eilmund, »dann sollst du sie bekommen.«
    Sie ritten in
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