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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger
Autoren: Thomas Kanger
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meinte Vincent. »Kagans Torpedos holten ihn ein. Die Kopie der Datei bekamen sie jedoch nicht in die Finger. Die fanden wir.«
    Schweigend wanderten sie weiter.

    »Iman Amin ist tot«, sagte Christian nach einer Weile. »Vermutlich ist der andere Mörder bei dem Kinderwagen ebenfalls tot. Er war vermutlich bei der Besetzung dabei. Der Einzige, der eine Antwort darauf geben kann, wie es sich wirklich zugetragen hat, ist Tal Kagan selbst.«
    »Er ist auf der ganzen Welt zur Fahndung ausgeschrieben«, sagte Vincent. »Aber es gibt sicher Orte, an denen er sich verstecken kann.«
    »Ich frage mich allerdings, ob er nicht neue Probleme am Hals hat«, meinte Christian.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe mir die Börsenkurse angesehen, bevor wir hierhergefahren sind. Stell dir vor, das Kernkraftwerk wäre in die Luft geflogen! Wir wissen glücklicherweise nicht, wie groß die Schäden gewesen wären, wenn die Farida ihr Ziel erreicht hätte, aber allein die psychologische Wirkung eines erfolgreichen Angriffs auf ein Atomkraftwerk wäre verheerend gewesen. Die Kurse wären schneller gesunken als die Farida dort draußen im Sund. Stattdessen sind sie jetzt jedoch gestiegen, vermutlich aus purer Erleichterung darüber, dass die Gefahr vorüber ist. Du weißt schon, wir haben überlebt, obwohl wir keine Ahnung hatten, dass wir sterben sollten. Ein zusätzlicher Bonus gewissermaßen. Das gefällt den Investoren. Der gesamte Kagan-Plan mit den Verkaufsoptionen ist also geplatzt.«
     
    In einem großen Haus mit ganz anderen Koordinaten als Barsebäck wurde eine Tür geöffnet. Ein sehr elegant gekleideter Herr trat ein. Es war der Vertreter des Konsortiums.
    »Mr. Kagan«, sagte der Mann. »Die Entwicklung der Börsen entspricht nicht ganz unseren Erwartungen. Der Effekt, den Sie versprochen hatten, blieb leider ganz aus, als die Aktion missglückte. Das Konsortium ist nicht sonderlich erbaut. Ich glaube,
dass Sie einiges zu verantworten haben. Um genau zu sein, etliche Milliarden Dollar, die jetzt verloren gegangen sind. Ich bin davon überzeugt, dass Sie das Konsortium nach Verdienst entlohnen wird.«
    Er verließ das Zimmer, in dem Tal Kagan seit fast vierzig Stunden eingesperrt gewesen war. Er schloss die Tür wieder, noch ehe Kagan den Mund öffnen konnte.
    Tal Kagan hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.

76. Kapitel
    Espen Krogh saß in seinem blauen Ohrensessel im Wohnzimmer seiner Zweizimmerwohnung in Tullinge. Den Sessel besaß er schon seit vielen Jahren. Die Tasche, die geöffnet vor ihm lag, war jedoch neu. Er hatte sie immer noch nicht ausgepackt. Die Dollarbündel lagen ordentlich nebeneinander, ein Anblick, den es sonst nur im Kino gab.
    Er saß jetzt schon seit über einer Stunde so da. Mit diesem Geld würde ersein Leben wieder in den Griffbekommen. Es gab ihm den nötigen Spielraum. Dessen war er sich bereits bewusst gewesen, als er sich entschlossen hatte, in Dänemark sein Leben zu riskieren. Er hatte es wegen des Geldes getan, aus keinem anderen Grund. Er hatte im Leben eine weitere Chance bekommen.
    Wie er in seinem Ohrensessel so dasaß, begann er nachzudenken. Schließlich sah er ein, dass es eigentlich ganz einfach war. Er beugte sich vor und nahm so viele Geldscheine wie sich mit zwei Händen fassen ließen, was etwa dem halben Inhalt der Tasche entsprach. Dieses Geld legte er auf den Tisch. Dann holte er das Telefonbuch und suchte einen Namen.
    Espen hatte nur selten Angst, aber seine Hand zitterte und sein Herz raste, als er zum Telefonhörer griff. Das Gespräch war genauso schwierig, wie er befürchtet hatte, aber schließlich drang er mit seinen Worten doch durch.

    Er klappte die Tasche mit dem restlichen Geld zu, nahm sie in die Hand und verließ die Wohnung.
     
    Zwei Stunden später saß er in der U-Bahn. Er fühlte sich seltsam erleichtert. Janina Martinssons Mann hatte die Tasche entgegengenommen. Mit der Tochter auf dem Arm stand er da und hatte sogar Espens Entschuldigung akzeptiert. Espen Krogh wusste dennoch, dass er nie ganz frei werden würde, diese Gnade ließ sich nicht mit Geld erkaufen. Aber trotzdem, die Tasche minderte seine Schuld etwas. Dass ihm verziehen worden war, machte Janina Martinsson zwar nicht wieder lebendig, aber er hatte das Gefühl, selbst wieder ins Leben zurückgekehrt zu sein.
    Espen Krogh stieg am Mariatorget aus. Er betrat ein Haus und stieg fünf Treppen hoch. Er klingelte ohne zu zögern. Eine dunkelhaarige Frau öffnete.
    »Nimm mich
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