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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger
Autoren: Thomas Kanger
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Mitternacht bedeuten, gefolgt vom Datum? Null Uhr, null null, null null, null acht, achtundzwanzig?«
    »Vielleicht«, meinte Vincent. »Vielleicht haben wir hier ja was!«
    Sie fixierten die Zahlen mit den Blicken.
    »Aber was bedeuten die anderen Ziffern?«, überlegte Møller. »Was genau bedeuten sie?«
    »Könnte 12.56 eine weitere Uhrzeit sein?«, fragte Christian.
    »Aber was bedeutet dann 55.44?«
    »Irgendein Code?«, schlug Vincent vor.
    Sie starrten weiter auf die Zahlen.
     
    Der Mann am Funkgerät stand abrupt auf und rannte durch den Korridor. In weniger als zwei Minuten hatte er die Tür erreicht. Er riss sie auf und begegnete einem Dutzend erstaunter Blicke.
    »Wir haben die Position des Schiffes!«, rief er ins Zimmer. »Der Kapitän einer Fähre hat es gesehen!«
    »Wo?«, fragte der Oberbefehlshaber.
    Der Mann zögerte den Bruchteil einer Sekunde und antwortete dann:
    »Es war der Kapitän der Fähre zwischen Kopenhagen und Bornholm. Die Farida kommt von Süden her, aus der Ostsee.«
    Er sagte das, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. Einen Augenblick lang war es totenstill im Raum.
    »Was … wo genau?«, fragte der Ministerpräsident.
    »Der Kapitän sagt … er hätte die Farida südöstlich von Amager gesichtet.«
    Amager war die dem Zentrum von Kopenhagen vorgelagerte Insel. Reichspolizeichef Thord Henning schaute auf die Landkarte, die vor ihm auf dem Tisch lag.

    »Zehn Minuten bis zur Öresundbrücke«, sagte er.
    Der Ministerpräsident wandte sich an den Oberbefehlshaber und sah ihn fragend an. Hans Enhørning schüttelte den Kopf.
    »Die Marine ist nicht schnell genug dort. Wir sind am falschen Ort. Aber ein Jagdflugzeug könnte …«
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Mann. »Noch etwas. Die Farida bewegt sich genau auf der Grenze zu den schwedischen Hoheitsgewässern.«
    »Macht dem schwedischen Ministerpräsidenten Mitteilung! «, befahl Falck Pedersen und betonte jede Silbe. »Sperrt die Brücke. Warnt die Autofahrer über das Radio. Gebt über Funk eine Warnung an alle Schiffe im Öresund weiter, sich von der Brücke zu entfernen. Sofort!«
     
    »55.44-12.56«, sagte Christian. »Wenn das jetzt …«
    »Wenn das jetzt, was?«, fragte Vincent.
    »Hast du eine Landkarte?«, fragte Christian.
    »Natürlich.«
    Vincent ging ins Wohnzimmer. Als er zurückkam, hielt er einen dicken Weltatlas in den Händen.
    Christian blätterte bis zur Dänemarkkarte.
    »55 Grad nördlich«, sagte er und schaute hoch. »Dieser Breitengrad führt durch Süddänemark. Ich dachte, dass es sich vielleicht um Koordinaten handelt. Breiten- und Längengrade. Der Schnittpunkt markiert einen Ort.«
    »Guter Vorschlag«, meinte Vincent. »55 Grad, 44 Minuten nördlicher Breite und 12 Grad, 56 Minuten östlicher Länge. Und wo schneiden sich diese Linien?«
    Christian suchte auf der Karte. »Jedenfalls nicht am Großen Belt. Der liegt auf dem elften Längengrad. Der 12. Breitengrad führt durch Roskilde, und zwischen dem zwölften und dreizehnten liegt der …«

    Er schaute hoch. »… Öresund.«
    Vincent und Møller starrten auf die Landkarte.
    »Scheiße«, sagte Møller. »Die falsche Brücke! Sie haben es auf die Öresundbrücke abgesehen! Liegt die auf 55 Grad, 44 Minuten?«
    Christian beugte sich vor. »Die Karte ist zu ungenau. Das sieht man nicht. Hast du keine bessere?«
    Vincent ging in das Zimmer einer seiner Töchter.
    »Das ist der Schulatlas«, sagte er, als er zurückkam. »Und hier habe ich ein Lineal.«
    Er schlug die Seite mit Seeland und dem Öresund auf und zeichnete mit dem Bleistift den richtigen Breitengrad ein. Dann zeichnete er den Längengrad ein. Er schaute auf den Punkt, an dem sich die Linien kreuzten. Er wich zurück und rang nach Luft.
    »Was?«, fragte Møller.
    »Das ist nicht die Brücke«, sagte Christian. »Das ist Barsebäck. «

72. Kapitel
    Sie war elegant. Die letzte Brücke, die er in seinem Leben sehen würde. Kapitän Isinbajev drosselte das Tempo ein wenig. Er wollte mit Stil unter der Brücke hindurchfahren.
     
    Skovs Handy klingelte.
    »Ich sitze vor der Führungszentrale«, sagte er. »Hier herrscht nahezu Panik. Die Farida hält direkt auf die Öresundbrücke zu. Ich kann jetzt nicht reden. Sag rasch, was du willst, Møller.«
    Bjarne Skov hörte schweigend zu. »Bleib dran«, sagte er dann und ging rasch ins Nebenzimmer. Der Ministerpräsident stand neben Oberbefehlshaber Hans Enhørning, Reichspolizeichef Thord Henning und Staatssekretär Knud Halsberg. Alle vier
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