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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition)
Autoren: Claudia Frieser
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habe, was ich in der Bibliothek belauscht habe. Von da an hast du mir doch ständig gepredigt, die beiden da aus dem Wald fernzuhalten.
Mit allen Mitteln
, hast du gesagt. Und als ich Max dann im Wald verprügelt habe, hast du mich auch noch gelobt.
Das hast du gut gemacht, mein Junge! So schnell kommen die Gören uns nicht mehr in die Quere.
Du hast mich doch weiter angestachelt. Ständig hast du vom Lösegeld geredet, wie wichtig es für uns ist, damit wir nicht am Hungertuch nagen müssen. Und jetzt muss ich wegen dir und dieser bescheuerten Adelstussi vor Gericht.«
    »Julian! Du setzt dich jetzt auf der Stelle hin und hältst deinen Mund! Sofort!«
    Der Bürgermeister hatte so laut gebrüllt, dass sein Sohn erschrocken innehielt, den Mund zuklappte und schwieg.
    »Erzählen Sie schon, Herr von Dauber!«, mischte sich Fritzis Vater jetzt ein. »Die Tat Ihres Vorfahren zu leugnen, hat doch keinen Zweck mehr. Hat die Geheimnistuerei nicht schon genügend Schaden angerichtet? Es wird Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken.« Er sah den Bürgermeister eindringlich an, dessen Miene immer noch wie versteinert war. Das folgende Schweigen im Raum war kaum zu ertragen.
    »Na schön!«, gab sich Herr von Dauber plötzlich geschlagen. »Mein Sohn hat recht. Die Firma meiner Frau steht kurz vor dem Ruin. Seit heute ist sie im Ausland, um über eine Fusion mit einer anderen Firma zu verhandeln. Unsere Nerven liegen seit Monaten blank. Da erschien der Brief wie ein Wink des Schicksals.«
    Wortlos trat er an den Schreibtisch und zog die Schublade auf. Er griff hinein und holte ein altes Stück Papier heraus.
    »Dies ist ein Brief, den unser Vorfahr, der Amtmann Johann Georgius Dauber, kurz vor seinem Tod verfasst hat. Ich habe ihn auf der Rückseite seines Gemäldes gefunden, als ich es zum Restaurator bringen wollte.«
    Hohenstein, den 21 . Dezember
im Jahr des Herrn 1671
    Mein geliebter Sohn,
     
    dem Ende meines Lebens nah, ist es mir ein unaufschiebbares Bedürfnis geworden, mir eine schwere Last von der Seele zu schreiben. Den Mut, mich einem Priester oder gar mir nahestehenden Menschen persönlich anzuvertrauen, habe ich nicht. Gleichwohl erdrückt mich die Schuld, die ich vor 22 Jahren aus reiner Geldgier auf mich geladen habe. Nun, da mir mein Arzt nur noch wenige Tage in diesem Leben bescheinigt hat, ist es an der Zeit, diesem Stück Papier das mich erdrückende Geheimnis anzuvertrauen, jenes entsetzliche Ereignis, welches zum Verschwinden der kleinen Baroness Friederike von Hohenstein führte …
    Was nun folgte, war eine Beschreibung der Entführung Friederikes, der Lage des Räuberversteckes und des unerwarteten Auftauchens des Räuberjungen Andreas. Anscheinend hatte der Amtmann dem vielen Geld nicht widerstehen können, weshalb er es an sich nahm und eine Übergabe vortäuschte.
    … Die Räuber hatten bereits so viele Verbrechen begangen und Leid über die Menschen gebracht, dass ich es als gottgefällige und gerechte Strafe betrachtete, sie trotz meines Versprechens zu verhaften. Ob mit oder ohne Lösegeld hätten die Räuber am Ende am Galgen getanzt. Was jedoch das Mädchen betrifft, so schwöre ich bei Gott, dass es niemals meine Absicht war, ihr irgendwelchen Schaden zuzufügen. Mit der Verhaftung der Räuber wollte ich sie befreien und ihrem Vater zurückbringen. Leider kam meinem Plan der Räuberjunge in die Quere. Als er der Baroness erzählte, dass ich das Geld an mich genommen hatte, konnte ich sie nicht mehr laufen lassen. Also ließ ich sie fürs Erste im Keller, bis ich mir über meine weiteren Schritte im Klaren war.
    Leider hatte es noch am gleichen Tag angefangen, stark zu regnen. Der hintere Teil des Kellers, in dem Friederike sich befand, stürzte ein und begrub sie unter sich. Als ich am Abend zurückkam, sah ich das Unglück. Sogleich befreite ich sie aus den Schuttmassen, aber sie war bewusstlos und verletzt. Wie schwer, konnte ich nicht einschätzen. Voller Sorge lud ich sie auf mein Pferd und ritt mit ihr davon. Ich musste sie zu einem Kloster bringen. Dort gab es heilkundige Mönche und Nonnen. Es musste nur weit genug entfernt liegen, damit sie keine Verbindung zu dem entführten Mädchen herstellten. Nach einem mehrstündigen Ritt stieß ich endlich auf ein Frauenkloster. Es schien mir ein Fingerzeig Gottes zu sein. Ich legte das Mädchen vor die Klosterpforte, läutete die Glocke und jagte davon. Die nächsten Tage fürchtete ich, dass die Tochter des Barons wieder zu sich kommen und
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