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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition)
Autoren: Claudia Frieser
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übertriebenen Begeisterung seiner Mutter einen Dämpfer zu verpassen. »Wir wohnen in einer Dienstbotenwohnung irgendwo auf dem Gelände, womöglich im ehemaligen Pferdestall.«
    »Na und?«, entgegnete seine Mutter fröhlich.
    Gemächlich fuhr Max’ Vater die schmale Straße entlang, die rechts und links von alten Alleebäumen flankiert wurde.
    »Früher sind hier die Kutschen und Ritter auf ihren edlen Rössern entlanggekommen!«, gluckste seine Mutter entzückt.
    »Mum, du nervst!«
    »Stell dir das doch mal vor, Max!«
    »Jaja! Ich sehe sie direkt vor mir, die edlen Ritter, hoch zu Ross, und ihre Prinzessinnen in der rosa Kürbiskutsche.« Max war eindeutig nicht bereit, sich der romantischen Stimmung seiner Mutter anzuschließen. Zumindest gab er es nicht zu. In Wirklichkeit konnte auch er sich dem magischen Bann nicht entziehen. Und je näher sie dem Schloss kamen, umso stärker kribbelte es in seinem Bauch. Eindrucksvoll erhoben sich nun dessen umgebende Mauern. Als würden sie einen kostbaren und zugleich sehr vergänglichen Schatz vor der einfachen Außenwelt beschützen.
     
    Kurz vor der Schlosseinfahrt empfing sie ein großes Hinweisschild.
    Herzlich willkommen auf
Schloss Hohenstein
Öffnungszeiten Anfang April bis Ende Oktober:
Dienstag bis Sonntag von 10 . 00 – 17 . 00
Führungen stets zur vollen Stunde
Schlossgaststätte täglich von 11 . 00 – 23 . 00 geöffnet
    Daneben konnte man sich auf einer Schautafel über die Geschichte des Schlosses und seine Bauphasen schlaumachen. Ein weiteres Schild schickte die Besucher nach rechts auf einen öffentlichen Parkplatz vor dem Schloss.
    Max’ Vater blieb unschlüssig stehen. »Sollen wir auf den Besucherparkplatz fahren?«
    »Wir sind doch keine Besucher, sondern Bewohner«, erklärte Max’ Mutter gut gelaunt. »Fahr einfach hinein.«
    In Max’ Bauch war die Party nun auf dem Höhepunkt. Direkt vor ihm lag sein neues Zuhause, ein echtes, jahrhundertealtes Schloss, das zu betreten ein wahres Privileg darstellte. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, hier zu wohnen. Beinahe spürte Max so etwas wie Stolz aufkeimen.
    »Lasst uns aussteigen!«, schlug er von hinten vor. »Ich möchte lieber zu Fuß gehen.« Fast hätte er gesagt »um den ersten Anblick zu genießen«, konnte es sich aber gerade noch rechtzeitig verkneifen.
    Seinem Vater schien Max’ Vorschlag besser zu gefallen als der seiner Frau. Ohne zu zögern, bog er auf den Besucherparkplatz ein.
     
    Als sie gemeinsam durch die Schlosseinfahrt schritten, umfing sie sofort eine angenehme Ruhe. Nur das Scharren unzähliger kleiner Kieselsteinchen unter ihren Fußsohlen war zu hören. Vermutlich würde für Max dieses Geräusch für immer mit einem mulmigen Bauchkribbeln verbunden sein. Vor ihnen erstreckte sich ein großer mit Kies geschotterter Innenhof, der rechts und links von Wirtschaftsgebäuden eingesäumt war. Eines davon war das Restaurant, das auf dem Schild bereits angekündigt worden war. Davor standen Tische und Stühle. Familien mit Kindern und Paare saßen friedlich unter den Sonnenschirmen und ließen es sich gut gehen. Links von ihnen lagen weitere Gebäude, deren Nutzen Max nicht erkennen konnte. In der Mitte des Hofes stand ein großer Springbrunnen, aus dem sich zwei Wasser speiende Fische erhoben, die mit vereinten Kräften eine große Muschelschale trugen. Dieser wiederum entstieg eine Nixe, die Wasser aus einem Krug in das Brunnenbecken goss. Dahinter aber erhob sich mächtig das eigentliche Schlossgebäude. Hunderte von Fenstern gliederten die Front. Eine breite Treppe führte hinauf zum Eingang. Alles um sie herum strahlte Ruhe und Erhabenheit aus. Zum ersten Mal konnte sich Max vorstellen, hier zu leben.
    Doch kaum war er mit seinen Eltern und seinem neuen Leben im Reinen, wurde sein gerade erst gewonnenes und daher sehr zerbrechliches Wohlgefühl durch eine frisch eingetroffene Reisegruppe gestört. Lauthals schnatternd wackelte eine Schar älterer Damen auf die ausgeschilderten Toiletten zu, während ihre Männer sehnsüchtig Richtung Gaststätte blickten. Max konnte förmlich die kühlen Biere sehen, die sich die Herren herbeiwünschten. Doch dafür war jetzt offenkundig keine Zeit. Eine Reiseleiterin führte mit einem hoch erhobenen Fähnchen und durchdringender schriller Stimme die restliche Gruppe sofort auf den Eingang mit der Kasse zu.
    »Am besten, wir folgen ihnen«, schlug Max’ Mutter vor. »An der Kasse sagen wir einfach, wer wir sind. Ich bin sicher, sie
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