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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition)
Autoren: Claudia Frieser
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Geweih eine andere Baseballkappe aus seiner Sammlung hängen.
    Insgesamt zählte Max fünf Türen, also jede Menge Zimmer zum Aussuchen, was ihn wieder versöhnlich stimmte. Mit ein wenig Überzeugungskunst könnte man ein Zimmer als modernes Spielzimmer einrichten, mit Wii, Großbildfernseher, Tischtennisplatte und Kicker. Max’ Zukunft sah auf einen Schlag wieder rosiger aus. Rasch lief er von einem Zimmer ins nächste. Eines entpuppte sich als Bad, alle übrigen als Schlafzimmer. Anders als im Erdgeschoss war der Geruch in den oberen Zimmern noch intensiver. Als seien seine Bewohner aus dem 18 . oder 19 . Jahrhundert nur mal kurz verschwunden. Die Möbel aus dieser Zeit sprachen auch dafür. In jedem Schlafzimmer standen ein altes mit einem Laken abgedecktes Bett und ein dazu passendes Nachtkästchen, ein Tisch mit zwei Stühlen, eine Spiegelkommode und ein Kleiderschrank. Die dunklen, massiven Möbel waren alles andere als Max’ Geschmack. Und was bitte sollte er mit einer Spiegelkommode? Den Höhepunkt bildeten auch hier die Tapeten an den Wänden. In einem Zimmer waren sie gelb, in den anderen hellblau, hellviolett und sogar rosa. Und auf allen befanden sich süße kleine Röschen. Hoffentlich stehen die nicht unter Denkmalschutz, dachte Max entsetzt. Er wollte nicht eine Nacht innerhalb dieser Rosenwände schlafen. Da kam man sich ja vor wie in Dornröschens Schloss! Gefangen für hundert Jahre! Hoffentlich kam der Umzugswagen bald. Dann würde er aus seinem Zimmer, natürlich dem blauen, alle Möbel beseitigen und durch seine modernen ersetzen. Bei diesem Gedanken fiel ihm der Werbeslogan eines bekannten Einrichtungshauses ein, von dem auch seine Familie die meisten Möbel kaufte. Und zum ersten Mal machte dieser Spruch für ihn wirklich Sinn. Er lautete:
Wohnst du noch oder lebst du schon?
    »Wann kommt eigentlich die Umzugsfirma?«, rief er nach unten zu seinen Eltern. »Wir räumen doch noch heute die Möbel ein, oder?«
    Wie auf Kommando klingelte das Handy seiner Mutter. Max verstand nicht alles, aber was er hörte, klang nicht sehr erfreulich. Neugierig ging er die Treppe hinunter.
    »Was ist los?«, fragte er.
    Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Manchmal steckt der Teufel im Detail. Das war soeben die Umzugsfirma. Der LKW hatte wohl auf halber Strecke einen Unfall. Er wird heute nicht mehr kommen. Sie können uns auch nicht versprechen, dass der LKW bis morgen repariert werden kann. Und wie es immer so ist, haben sie zurzeit auch keinen anderen frei.«
    Max und sein Vater sahen sie entgeistert an.
    »Soll das heißen, wir müssen heute Nacht in diesen alten Betten schlafen?«, rief Max entsetzt. »Das kommt gar nicht infrage! Wer weiß, wie viele Leute darin schon gestorben sind.«
    Max’ Mutter zuckte nur mit den Schultern. »Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl.«
    »Jaja! Diesen Spruch habe ich schon hundertmal gehört. Wir hatten
keine andere Wahl
, als diese Arbeit anzunehmen. Wir hatten
keine andere Wahl
und mussten umziehen. Und jetzt haben wir
keine andere Wahl
und müssen in dieser Bruchbude hausen und in alten modrigen Betten schlafen. Ich hasse das alles!« Und mit diesem Wutausbruch ließ Max seine Eltern stehen und rannte hinaus.
    Wohin, wusste er selbst nicht genau. Was auch egal war. Hauptsache, erst mal weg. Max war klar, dass sein Verhalten kindisch und ungerecht war. Niemand konnte etwas für die Situation. Er sollte sich stattdessen lieber mit seinem Vater freuen. Nicht jeder hatte das Glück, einen guten Arbeitsplatz zu bekommen. Und der hier war anscheinend ideal. Er wusste außerdem, dass seine Mutter das Häuschen gemütlich einrichten würde, auch sein Zimmer. Was war schon so schlimm daran, eine Nacht in einem alten Bett zu verbringen? Und die paar Tage mit der Röschentapete würde er auch überleben. Am besten drehte er erst mal ein paar Runden. Beim Skateboardfahren bekam er immer einen freien Kopf. Nur wo war eine geteerte Straße? Um dieses Haus herum und im Schlosshof gab es nur Kieswege. Vielleicht hatte sich ja inzwischen der Parkplatz geleert.
    Max hatte Glück. Da es bereits später Nachmittag war, hatten alle Besucher die Heimfahrt angetreten. Der Parkplatz war bis auf das Auto seiner Eltern leer. Max lief hinüber und holte das Board aus dem Kofferraum. Gekonnt stellte er es ab, sprang mit einem Bein auf und schob mit dem anderen kraftvoll an. Als er genügend Geschwindigkeit hatte, ließ er das Skateboard rollen. Der Fahrtwind wehte ihm die Haare aus dem
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