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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition)
Autoren: Claudia Frieser
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Gesicht. Die Welt begann, sich gleich besser anzufühlen.
    »He! Der Parkplatz ist Privatgelände!«, rief plötzlich jemand hinter ihm. Max hielt an und drehte sich um. Ein Mädchen mit langen blonden Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, stand da und blickte ihn herausfordernd an. Sie trug eine abgewetzte Jeans und ein schwarzes T-Shirt, auf dem ein giftgrüner Yoda aus Star Wars prangte. Darüber stand in gleicher Farbe: »Grammatik gelernt bei Yoda du hast«. Normalerweise wäre ihm jemand, der so gekleidet war, sofort sympathisch gewesen, aber dieses Mädchen war gerade dabei, ihm seine eben erst wiedererlangte gute Laune zu verderben.
    »Du darfst hier nicht einfach herumfahren. Das ist kein öffentliches Gelände«, ermahnte sie Max.
    »Ich darf das sehr wohl«, erwiderte Max trotzig. »Ich wohne nämlich hier.«
    »Ach ja? Und ich bin die Kaiserin von China! Mein Vater ist der Besitzer dieses Schlosses und aller Ländereien darum herum. Ich wüsste wohl davon.«
    Jetzt war Max sprachlos. Offensichtlich hatte der Schlossherr auch eine Tochter. »Sag bloß, du bist die Schwester von diesem Fritz?«
    Das Mädchen wirkte zunächst verwirrt, begann dann aber heftig zu lachen. Jedes Mal, wenn sie Max ansah, prustete sie erneut los.
    Ohne zu wissen, was der Grund für diesen Lachanfall war, lief Max rot an. Es musste irgendwie an ihm selbst liegen. Vielleicht hing ihm ja etwas im Gesicht, womöglich ein ekliger Popel. Mit der Hand wischte er sich schnell darüber.
    »Warum lachst du so blöd?«, wollte Max wissen, doch das Mädchen hatte sich noch immer nicht beruhigt. Er konnte kein Wort von dem verstehen, was sie vor sich hin kicherte. Typisch Mädchen! Mit ihnen konnte er noch nie viel anfangen. Entweder redeten sie ohne Punkt und Komma über langweilige Dinge wie Kleidung, Frisuren und Schminke oder kicherten albern. Und diese dumme Kuh war offenbar keinen Deut besser.
    Noch immer kichernd, drehte sich das Mädchen um und ging. »Du hast mir soeben den Tag versüßt!«, rief sie ihm zu. »Bis zu diesem Augenblick hatte ich nichts zu lachen. Ich erlaube dir dafür, hier weiter deine einsamen Runden zu drehen.«
    Max stand sprachlos da. Er wusste nicht, was er von diesem Mädchen halten sollte. Und er wusste auch nicht, was er so Witziges gesagt oder getan hatte.
    »Mein Vater ist der neue Archivar!«, rief er ihr hinterher. »Ich wohne im ehemaligen Gärtnerhaus. Ich kann hier fahren, sooft ich will. Ich brauche deine Erlaubnis nicht, Prinzesschen.«
    Das letzte Wort hatte offenbar gesessen. Für einen kurzen Augenblick stockte das Mädchen und ballte ihre Hände zu Fäusten.
     
    Der Rest des Tages verlief ohne große Aufregung. Max bekam das blaue Zimmer, seine Mutter bezog mit geliehener Bettwäsche vom Hausmeister die alten Betten, zum Essen gingen sie in die Schlossgaststätte und danach spielten sie ein paar Runden Karten, die sie in der Schublade einer alten Kommode gefunden hatten. Irgendwann beschlossen sie, sich schlafen zu legen. Am nächsten Tag musste Max früh aufstehen, da er seinen ersten Schultag hatte. Zu seinem Missfallen hatten in Bayern die Ferien noch nicht begonnen.
    Und so lag Max nun in seinem neuen alten Zimmer, das bereits von Menschen bewohnt worden war, die vor langer Zeit gestorben waren. Er hoffe inständig, dass sie dies nicht in diesem Bett getan hatten oder gar Punkt Mitternacht im Haus herumgeisterten. Das Bett war außerdem ungewohnt hoch. Max musste regelrecht hineinsteigen. Wenn er sich an den Rand setzte, konnte er seine Beine baumeln lassen. Unter dem Bettlaken entdecke Max eine dreiteilige alte Rosshaarmatratze, die hart und knotig war. An manchen Stellen war der Stoff schon so dünn geworden, dass die Füllung herausquoll. Außerdem roch sie muffig. Oh Gott!, dachte Max und legte sich vorsichtig hin. Hoffentlich leben hier nicht irgendwelche Krabbeltierchen. Kaum hatte er sich ausgestreckt, spürte er jede einzelne Sprungfeder und die Ritze, wo die eine Matratze aufhörte und die andere anfing. Schon nach fünf Minuten konnte er nicht mehr liegen. Unruhig wälzte er sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite. Überall drückte es, egal wie er sich drehte.
    Zwangsläufig fiel ihm das Märchen »Prinzessin auf der Erbse« ein. Die Prinzessin sah aus wie die Tochter des Schlossherrn. Sie litt Höllenqualen auf dem wackeligen Matratzenberg. Die Erbse, die darunter versteckt lag, war so groß wie ein Tennisball. Der Prinzessin schmerzte davon der
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