Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
zurückkehrte, löste Miss Swindon die Verlobung. Ihre Familie war in Aufruhr, weil sie über Nacht aus ihrem Elternhaus verschwand. Es war ein Skandal, denn wenig später zeigte sie sich am Arm von Branwyn, hielt den Kopf hoch erhoben. Außer uns kannte niemand die Wahrheit. Sie war einem Vampir verfallen und seine Blutquelle geworden. Mylord hat alles darangesetzt, um sie zu retten, aber sie war mit Leib und Seele dem Blutsauger hörig.“
    „Dieser billige Sieg war Branwyn wohl nicht genug.“
    Melody nestelte an ihren Rockfalten. „Ich bin nicht sicher, Sir. Der Vampir wich jeder offenen Konfrontation aus. Hätte Mylord die Angelegenheit ruhen lassen … Vor vier Monaten starb Miss Swindon. Mylord machte Jagd auf Branwyn, um ihren Tod zu rächen. Nahezu jede Nacht durchkämmte er mit dem Rudel die Stadt. Gestern haben sie Branwyn aufgespürt und in die Ecke gedrängt.“
    Das konnte nur ein Teil der Wahrheit sein. Wenn Branwyn ein schottischer Vampir war, wie Melody behauptete, lag sein Revier in Schottland. Was hatte ihn veranlasst, es zu verlassen? Die Tochter eines Richters ganz gewiss nicht. Und wie bei allen Höllenhunden konnte Gilian in einen Hinterhalt geraten? Sein Rudel bestand aus berüchtigten Raufbolden. Männer von den Londoner Docks waren darunter, und noch weitaus dubiosere Gestalten. Sie waren kampferprobt und in der Überzahl. Unvorstellbar, dass sie ihren Leitwolf zurückbrachten und im Anschluss vor einem Vampir Reißaus nahmen. Juvenal entdeckte an seinem Sohn weder Wunden noch Blut.
    „Er war bis auf die Haut durchnässt, als sie ihn hereintrugen, Sir“, sagte Melody, als erriete sie seine Gedanken. „Vielleicht ist er in die Themse gefallen und der Vampir hat ihn … ertränkt.“
    Ihre Worte mündeten in einem Aufschluchzen. Sie schlug die Hand vor den Mund und begann wieder zu weinen. Stumm schüttelte Juvenal den Kopf und nagte an seiner Unterlippe. Um einen Alphawolf zu ertränken, brauchte ein Vampir Kraft und vor allem Zeit. Das Rudel hätte ihm diese nicht gelassen und sofort eingegriffen. Gilians Männer waren dort gewesen. Bei ihm. Es blieb ein Rätsel.
    Juvenal schmeckte Blut und ließ von seiner Unterlippe ab. Seine Sorge hatte stets Ruben und Cassian gegolten. Der eine ein Herumtreiber, der andere ein Hitzkopf. Er hatte befürchtet, dass sie irgendwann das Schicksal ihrer Schwester Alba teilen und der Bestie in ihrem Inneren erliegen könnten. Morde im Blutrausch wären die Folge gewesen. Aber Gilian? Er war stets nüchtern und abgeklärt. Ein Spiegelbild seines Vaters. Schon in jungen Jahren hatte er London für sich beansprucht, eine der wenigen Großstädte, an der das alte Volk kein Interesse zeigte. Er hatte sein Revier gegen Rivalen verteidigt. Bis Branwyn kam. Wie hatte er an einem einzelnen Vampir scheitern können? Es lag auf der Hand. Dorothy Swindon war der Auslöser.
    Juvenal hatte den Tag verflucht, an dem Cassian sich zu der sterblichen Tochter des Großmeisters der Vampire bekannt hatte. Letztendlich stellte es sich als kluge Wahl heraus. Trotz ihrer Fehler, und ihr loses Mundwerk war nicht der geringste, prallten die Einflüsterungen eines Vampirs an Florine ab. Sie besaß einen unbeugsamen Willen. Im Vergleich dazu war die Tochter des Richters leichte Beute und zu einer perfiden Waffe geworden.
    „Die Liebe zu diesem Menschenkind war sein Verderben“, presste er hervor.
    Melody und Sancho schwiegen. Die Stille der Bibliothek wurde zu einem Druck auf seinen Ohren. Die ganze Wahrheit kannte nur Gilian, und er konnte sie nicht mehr preisgeben. Das Rudel war in alle Winde zerstreut. Juvenal war auf sich gestellt, denn Omegas waren keine Kämpfer. Natürlich könnte er Cassian und Ruben zu sich rufen, aber ihnen den Tod ihres Bruders mitzuteilen schien weitaus schwerer als ein Alleingang gegen einen Vampir. Zuerst kam die Vergeltung, danach der Rest. Alles in ihm drängte, dem Vampir die Brust zu spalten und sein Herz zwischen den Fingern zu zerquetschen. Hier und jetzt. Mit aller Gewalt unterdrückte er ein Aufbrüllen. In seinen angestrengten Atem mischte sich ein Jaulen. Erfüllt von Frustration war es ein Abglanz seiner mühsam gebändigten Raserei.
    „Wer ist noch im Haus, Melody?“
    Sie rümpfte die Nase. „Das ist Grishan, Sir. Mylord hat ihn im Keller eingesperrt. Sein Sohn ist noch jung, und dies war die einzige Möglichkeit, ihn daran zu hindern, sich der Jagd anzuschließen.“
    Juvenal blieb die Luft weg. Gilian hatte ein Kind gezeugt, ohne eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher