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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter
Autoren: Jason Dark
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das?«
    »Ja!«
    »Dann fahr endlich. Es kommt auf jede Sekunde an. John reagiert auch nicht. Wer weiß, was ihm Nadine noch alles erzählt, um ihn von den eigentlichen Dingen abzulenken. Wem kannst du hier noch trauen, Bill? Wem? Sag es…«
    »Sie ist weg!« flüsterte der Reporter.
    »Nadine?«
    »Ja…«
    »Dann fahr!« Sheila knirschte den Befehl, und auch der Reporter zögerte nicht. Er drehte den Zündschlüssel. Augenblicklich sprang der Volvo an, bekam Gas, zuviel sogar, die Reifen drehten durch, dann aber schössen sie davon.
    Sie huschten an Sinclair vorbei, sahen für einen Moment sein verblüfftes Gesicht und waren weg.
    »Es wird John nicht gefallen«, sagte Bill.
    Sheila schüttelte den Kopf. »Ist mir egal. Hier geht es um meinen Sohn. Dessen Leben will ich retten, und ich weiß, daß er sich in Gefahr befindet.«
    »Sicher, Sheila, sicher.«
    Es war ein Katzensprung bis zum Ziel. Zudem hatte Bill das Fernlicht eingeschaltet. Die breiten, hellen Streifen fanden ihr Ziel, den Buschsaum, der den Zaun des Friedhofs umgab.
    Sie waren da!
    Das Tor stand offen. Selbst seine rostigen Stäbe blitzten an einigen Stellen auf, als sie vom Licht des Scheinwerferpaars getroffen wurden. Es zeichnete aber auch hinter dem Tor einen hellen Streifen und übergoß die Gewächse mit einer gespenstischen Bleichheit. Sheila war noch schneller aus dem Wagen als Bill, der das Fernlicht brennen ließ.
    Er rannte hinter seiner Frau her und holte sie erst am Tor ein, das Sheila mit ihrer rechten Schulter noch weiter aufdrückte. In der linken Hand hielt sie den Bumerang. Ihre Waffe, mit der sie das Grauen ein für allemal vernichten wollte.
    Aus der blonden Frau war eine Löwin geworden, die um das Leben ihres Kindes kämpfte und dafür das ihre in die Waagschale werden wollte. Sie war schweißüberströmt. Das Gesicht von der Spannung und dem Willen gezeichnet, es endlich hinter sich zu bringen, und als sie den Friedhof betrat, schrie sie den Namen ihres Sohnes.
    »Johnny, wo bist du…?«
    ***
    Der Junge sah das weit geöffnete Maul über sich. Er spürte plötzlich die Zähne an seinem Hals wie kleine Nadeln, wartete zitternd und von Todesangst erfüllt auf den Biß, doch der kam nicht. Die Wölfin ließ sich Zeit! Weshalb?
    Johnny stöhnte. Vor seinen Lippen zerplatzten Speichelbläschen. Und plötzlich hörte er das Raunen oder ein leises Wehen, das jedoch zu einer Stimme wurde, die er und die Wölfin vernahmen. In seinem Hirn war sie zu hören, und sie befahl, nicht zu beißen. ›Laß ihn in Ruhe…‹
    Die Wölfin zögerte. Ihre Schnauze zuckte, doch sie biß nicht zu.
    ›Geh von ihm weg. Ich bin hier…‹
    Da erst reagierte das Tier. Johnny wußte nicht, wie ihm geschah. Auf einmal war der Druck verschwunden. Die Wölfin hatte den Kopf angehoben, stand neben ihm, schüttelte sich und drehte sich zur Seite, als habe sie jegliches Interesse an ihrem Opfer verloren. So war es auch.
    Sie ging dorthin, wo sich das Grab befand. Und Johnny, noch immer unter Schock stehend, richtete sich auf. Da erkannte er Nadine. Nadine als Geist!
    Sie schwebte über dem Grab. Ungefähr zwischen dem lauernden Werwolf und der normalen Wölfin. So befand sie sich gewissermaßen in einer Falle, da sie von zwei Seiten angegriffen werden konnte. Vielleicht hätte Johnny jetzt verschwinden können, doch er war einfach zu schwach, um sich zu erheben. Er saß im Gras, stützte sich ab und schaute zu.
    Jedes Wort, das Nadine mit den anderen auf mentaler Ebene wechselte, wurde auch von ihm vernommen. Sie gab sich den anderen praktisch hin, um ihn zu retten.
    ›Hier bin ich. Jetzt könnt ihr eure Rache vollenden. Der Junge war Mittel zum Zweck. Nehmt mich…‹
    Eine Antwort hörte Johnny nicht. Dafür sah er, wie sich der große Werwolf bewegte und mit einem Sprung über das aufgewühlte Grab hinwegsetzte. Kurz vor der geisterhaften Gestalt berührten seine Füße wieder den Boden, und so blieb er auch stehen, den Kopf nur leicht angehoben, bevor er sich abermals bewegte und in die Erscheinung hineinfaßte, die sich aber nicht rührte.
    ›Nimm mich…‹
    Im gleichen Augenblick erklang ein Lachen. Nicht als lautes akustisches Geräusch, nur der Junge hörte es in seinem Kopf aufklingen, und er sah, was passierte.
    Der Werwolf zuckte zurück. Ein klagendes Geräusch drang aus seinem Maul, denn dem Lacher folgte eine Stimme, die an Nadine gerichtet war.
    ›Ich habe dich getrennt. Körper und Geist sind nicht mehr zusammen. Ich werde den Körper der
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