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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius
Autoren: John Maddox Roberts
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Mutter. Sie war fuchsteufelswild.
    »Wer wagt es, blutige Waffen zum Haus des Pontifex maximus zu tragen?« kreischte sie. Hastig steckte ich mein Schwert in die Scheide und stopfte meinen beschmierten Caestus unter meine Tunika.
    »Wenn du entschuldigst, meine Dame«, sagte ich, »aber diese Männer versuchen mich zu töten. Darf ich reinkommen?« Hinter ihr sah ich Julia stehen.
    »Wenn du dieses Haus betrittst, werde ich deine öffentliche Auspeitschung fordern«, sagte der alte Drachen.
    »Laß ihn rein, Großmutter!« flehte Julia.
    »Nur über meine Leiche!«
    Clodius grinste und kam wieder auf mich zu. Ich wollte gerade mein Schwert ziehen, als Hufgetrappel uns innehalten ließ. Von einem Hof neben dem Haus tauchte Gaius Julius zu Pferd auf, samt einem großen, ebenfalls berittenen Gefolge. Das war ein seltener Anblick in der Stadt, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit. Aber es war ja auch ein Abend voller Merkwürdigkeiten.
    »Was ist hier los?« brüllte Caesar. Er trug eine Militär-Tunika und -Stiefel.
    »Dieser Mann«, sagte seine Mutter auf mich zeigend, »hat deinen Hausfrieden verletzt. Laß ihn auf der Stelle hinrichten, mein Sohn!«
    Caesar lächelte. »Aber, Mutter, beruhige dich. Das ist Decius Caecilius Metellus der Jüngere, und Menschen wie er genießen den besonderen Schutz der Götter. Das habe ich, der Pontifex maximus, verkündet.« Er wandte sich Clodius zu. »Publius, ruf deine Bluthunde zurück.« Aber Clodius hatte sich in einen gorgonenhaften Wutanfall gesteigert. »Diesmal nicht, Caesar! Er gehört mir!«
    »Decius, komm her«, sagte Caesar. Ich trat zu ihm, wobei ich Clodius die ganze Zeit im Auge behielt. Caesar beugte sich vom Sattel herab, die Augenbrauen sardonisch hochgezogen. Mit leiser Stimme sagte er: »Decius, wie wichtig ist es dir, Rom heute abend lebend zu verlassen?«
    »Ziemlich wichtig«, räumte ich ein.
    »Das wird dir nur gelingen, wenn du mit mir reitest. Ich bin auf dem Weg nach Spanien, und meine Männer sind alles alte Veteranen mit langjähriger Erfahrung. Clodius wird es nicht wagen, sie anzugreifen. Aber zunächst möchte ich etwas von dir.«
    »Ist es das, was du dieser Tage so treibst, Gaius Julius?« sagte ich bitter. »Schamlosen Handel, wie irgendein Publicanus, der um öffentliche Verträge feilscht?«
    »Das ist der Stil des neuen Roms«, sagte er. »Entscheide dich schnell.«
    »Was willst du?«
    »Vieles, aber im Moment nur deine Beweise.« Er streckte die Hand aus.
    Ich warf einen Blick auf den wütenden Clodius und seine Mörderbande. Milo und seine Schläger waren nirgendwo in Sicht. Ich war allein und konnte meine Lebenserwartung in Sekunden zählen. Ich nahm den Briefbehälter aus meiner Tunika und legte ihn in Caesars Hand.
    »Ist das alles?« wollte er wissen.
    »Jawohl«, sagte ich schweren Herzens. Er schnippte mit den Fingern, und ein Mann führte eines der Pferde heran und half mir auf seinen Rücken. Er hatte das harte, vernarbte Gesicht eines Veteranen.
    »Greif uns an, wenn du magst«, sagte Caesar voller Verachtung. Clodius und seine Männer wichen zurück, als wir durch sie hindurchritten. Ich drehte mich zur Tür um, und Julia winkte mir schüchtern zu. Ich winkte zurück, glücklich, überlebt zu haben, und doch zu Tode betrübt über meine Niederlage. Es war ein eigenartiges Gefühl, und die Situation kam mir vor wie aus einem ermüdenden griechischen Drama.
    Wir überquerten das Forum, auf dem sich die Menschen noch immer drängelten und die Elefanten weiter den Ausfall probten.
    An diese Nacht sollte sich Rom noch lange erinnern. Pompeius sah ich nicht. Während wir durch die Straßen ritten, las Caesar im Schein einer Fackel, die von einem seiner Männer gehalten wurde, den Brief. Als er fertig war, steckte er ihn in seine Satteltasche.
    »Was für ein jugendlicher Narr, so etwas schriftlich zu fixieren«, sagte er. »Geschieht ihm recht, daß er tot ist. Er hätte in Rom keine Zukunft gehabt.«
    Wir ritten durch das Ostische Tor, das hinter uns geschlossen wurde. Nach etwa einer Meile machten wir halt.
    »Komm mit mir nach Spanien«, sagte Caesar. »Ich werde dich in meine Truppe aufnehmen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mein Vater meint, das Familienanwesen in Beneventum bedürfe dringend meiner Aufmerksamkeit.«
    »Wie du willst. In ein oder zwei Monaten kannst du in die Stadt zurückkehren; bis dahin wird man, fürs erste, alles vergessen haben. Es werden interessante Zeiten werden, wenn wir alle wieder gemeinsam in Rom
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