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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius
Autoren: John Maddox Roberts
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glücklosen Bürger durchbohrte.
    Das Getöse wurde ohrenbetäubend; während die eine Hälfte des Mobs versuchte, den nahenden Tieren auszuweichen, drängte die andere vorwärts, um besser zu sehen. Es war wie im Circus, wenn eine Panik ausbricht und Hunderte von Mensche n totgetrampelt werden. Ich drehte mich um und sah eines der gigantischen, grauen Viecher über der Menge thronen, während Clodius zu einem weiteren Wurf ausholte. Die jungen Leute auf den Elefanten hinter ihm winkten fröhlich und warfen ihre Blumen und Schmuckstücke ins Volk. Clodius verfehlte mich erneut.
    In traumwandlerischer Manier schaffte ich es bis zum Forum.
    Die Menschenmenge und die Elefanten kamen dicht hinter mir auf den großen Platz, und trotz aller Anstrengungen der Mahauten löste sich die Formation der Tiere auf, und die einzelnen Elefanten begannen im allgemeinen Chaos auseinanderzulaufen. Menschen kreischten und lachten. Ganz Rom liebte derartige Spektakel. Überall flohen Menschen vor den riesigen Tieren, was völlig unnötig war, da Elefanten trotz ihres furchteinflößenden Anblicks gut aufpassen, wohin sie ihre Füße setzen, und selten mehr als einen gebrochenen Zeh zurücklassen. Kriegselefanten müssen extra dressiert werden, die Feinde niederzutrampeln, da es keineswegs ihr natürliches Verhalten ist. Es erübrigt sich zu sagen, daß dieses Wissen in den Straßen Roms nicht allzu verbreitet war.
    Ein Elefant kam vorbei, und seine Passagiere ließen einen Gabenregen um sich herum niedergehen, der sich als beinahe so gefährlich wie Clodius' Wurfspeere erwies, da durchgesickert war, daß Pompeius an diesem Abend nicht nur kleine Schmuckstücke werfen ließ. Im Licht der Fackeln erkannte ich Goldmünzen, geschliffene Edelsteine und Parfümfläschchen zwischen den Blumen, und wo immer sie hinfielen, brachen heftige Keilereien aus.
    Ich sah mich nach Clodius um und entdeckte ihn auf seinem kleinen Podest stehend und nach mir Ausschau haltend. Ich bemerkte, daß sein Tier eben im Begriff war, die Rostra zu passieren. Ich bahnte mir einen Weg bis zum Rand der Menge, rannte auf das alte Monument zu und stürzte die Treppe hoch.
    Dort warf ich meine Toga ab und überantwortete das teure Stück der unvermeidlichen Vergessenheit. Ich überquerte den Sockel und stieg auf einen der bronzenen Schiffsschnäbel, die die Marmorfront des Podestes zierten.
    Als der Elefant vorbeigetrampelt kam, sprang ich, das blanke Schwert in einer, meinen Caestus in der anderen Hand, auf die schaukelnde Plattform. Entsetzt fuhren die Männer herum. Ich schmetterte meine mit Bronzedornen besetzte Linke in den erstbesten Kiefer, bevor ich einem weiteren Mann mein Schwert ins Gesicht hieb. Beide fielen schreiend fünf Meter tief auf das Pflaster. Jetzt waren nur noch Clodius und ich übrig.
    Mit lautem Gebrüll stürzte er sich auf mich, bevor ich wieder festen Halt gefunden hatte. Ich hatte das Schaukeln der Plattform unter meinen Füßen nicht vorhergesehen und mußte beide Arme ausstrecken, um mein Gleichgewicht zu halten. Das gab ihm die Gelegenheit, meine Handgelenke zu packen, während er auf mich zukam und mir sein Knie in den Unterleib rammen wollte. Wir rangelten, und er wollte mir wieder die Nase abbeißen. Aber ich riß rasch mein Kinn hoch und versetzte ihm einen Stoß ins Gesicht.
    Er stolperte rückwärts, und die Plattform begann heftig zu schwanken. Ich riskierte einen Blick nach unten und sah, daß Scharen von Clodius' Schlägern herbeigeströmt waren und das Tier umringten, um ihren Herrn zu retten. Das arme Tier trompetete vor Schrecken laut los und schwenkte seinen fackelbesetzten Rüssel wild hin und her, wobei es einige Passanten versengte.
    Schließlich wurde der Druck auf die wackelige Plattform zu groß. Der Elefant taumelte zur Seite, und der Sattelgurt riß. Der turmartige Aufbau schwankte und bebte, Holz barst und Drähte rissen, bevor die Plattform krachend auf einer Treppe landete.
    Wir wurden durch die Luft geschleudert, wobei es mir irgendwie gelang, meine Waffen fest umklammert zu halten. Ich kämpfte mich auf die Füße und sah Clodius' Meute nur ein paar Schritte entfernt von mir. Merkwürdigerweise hatten sie alle den Gesichtsausdruck ertappter Schuljungen, und keiner von ihnen wagte es, die Stufen heraufzukommen, während sie Clodius auf die Beine halfen, der benommen seinen Kopf schüttelte. Ich wollte sehen, was sie so eingeschüchtert hatte, und entdeckte auf der Schwelle hinter mir die Dame Aurelia, Caesars
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