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Der Freigeist

Der Freigeist

Titel: Der Freigeist
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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gar zu hoeflich. Wenn Sie einen kleinen Augenblick dort in die Ecke treten wollen: so koennen Sie immer da bleiben.
    Adrast . Bleiben Sie doch! ich bitte.
    Lisidor . Nu! wenn ihr meint—(indem er auf sie zu koemmt).
    Adrast . Nun sage, was willst du?
    Johann (welcher sieht, dass ihm Lisidor wieder nahe steht). Nichts.
    Adrast . Nichts?
    Johann . Nichts, gar nichts.
    Lisidor . Das Woertchen im Vertrauen, hast du es schon wieder vergessen?
    Johann . Potz Stern! sind Sie da? Ich denke, Sie stehen dort im Winkel.
    Lisidor . Narre, der Winkel ist naeher gerueckt.
    Johann . Daran hat er sehr unrecht getan.
    Adrast . Halte mich nicht laenger auf, und rede.
    Johann . Herr Lisidor, mein Herr wird boese.
    Adrast . Ich habe vor ihm nichts Geheimes: rede!
    Johann . So habe ich auch nichts fuer Sie.
    Lisidor . Galgendieb, ich muss dir nur deinen Willen tun.—Ich gehe auf meine Stube, Adrast: wenn Sie zu mir kommen wollen—
    Adrast . Ich werde Ihnen gleich folgen.
    Fuenfter Auftritt
    Johann. Adrast,
    Johann . Ist er fort?
    Adrast . Was hast du mir denn zu sagen? Ich wette, es ist eine Kleinigkeit; und der Alte wird sich einbilden, dass es Halssachen sind.
    Johann . Eine Kleinigkeit? Mit einem Worte, Herr Adrast, wir sind verloren. Und Sie konnten verlangen, dass ich es in Gegenwart des Lisidors sagen sollte?
    Adrast . Verloren? Und wie denn? Erklaere dich.
    Fuenfter Auftritt
    9
    Der Freigeist
    Johann . Was ist da zu erklaeren? Kurz, wir sind verloren.—Aber so unvorsichtig haette ich mir Sie doch nimmermehr eingebildet, dass Sie es sogar Ihren kuenftigen Schwiegervater wollten hoeren lassen—
    Adrast . So lass mich es nur hoeren—
    Johann . Wahrhaftig, er haette die Lust auf einmal verlieren koennen, es jemals zu werden.—So ein Streich!
    Adrast . Nun? was denn fuer ein Streich? Wie lange wirst du mich noch martern?
    Johann . Ein ganz verdammter Streich.—Ja, ja! wenn der Bediente nicht oft behutsamer waere, als der Herr: es wuerden artige Dinge herauskommen.
    Adrast . Nichtswuerdiger Schlingel—
    Johann . Ho, ho! ist das mein Dank? Wenn ich es doch nur gesagt haette, wie der Alte da war. Wir haetten wollen sehen! wir haetten wollen sehen—
    Adrast . Dass dich dieser und jener—
    Johann . Ha, ha! nach dem diesen und jenen wird nicht mehr gefragt. Ich weiss doch wohl, dass Sie den Teufel meinen, und dass keiner ist. Ich muesste wenig von Ihnen gelernt haben, wenn ich nicht der ganzen Hoelle ein Schnippchen schlagen wollte.
    Adrast . Ich glaube, du spielst den Freigeist? Ein ehrlicher Mann moechte einen Ekel davor bekommen, wenn er sieht, dass es ein jeder Lumpenhund sein will.—Aber ich verbiete dir nunmehr, mir ein Wort zu sagen. Ich weiss doch, dass es nichts ist.
    Johann . Ich sollte es Ihnen nicht sagen? Ich sollte Sie so in Ihr Unglueck rennen lassen? Das wollen wir sehen.
    Adrast . Gehe mir aus den Augen!
    Johann . Nur Geduld!—Sie erinnern sich doch wohl so ohngefaehr, wie Sie Ihre Sachen zu Hause gelassen haben?
    Adrast . Ich mag nichts wissen.
    Johann . Ich sage Ihnen ja auch noch nichts.—Sie erinnern sich doch wohl auch der Wechsel, die Sie an den Herrn Araspe vor Jahr und Tag ausstellten?
    Adrast . Schweig, ich mag nichts davon hoeren.
    Johann . Ohne Zweifel, weil Sie sie vergessen wollen? Wenn sie nur dadurch bezahlt wuerden.—Aber wissen Sie denn auch, dass sie verfallen sind?
    Adrast . Ich weiss, dass du dich nicht darum zu bekuemmern hast.
    Johann . Auch das verbeisse ich.—Sie denken freilich: Weit davon, ist gut fuer den Schuss; und Herr Araspe hat eben nicht noetig, so sehr dahinterher zu sein. Aber, was meinen Sie, wenn ich den Herrn Araspe—
    Adrast . Nun was?
    Fuenfter Auftritt
    10
    Der Freigeist
    Johann . Jetzt den Augenblick vom Postwagen haette steigen sehen?
    Adrast . Was sagst du? Ich erstaune—
    Johann . Das tat ich auch, als ich ihn sah.
    Adrast . Du, Araspen gesehen? Araspen hier?
    Johann . Mein Herr, ich habe mich auf den Fuss gesetzt, dass ich Ihre und meine Schuldner gleich auf den ersten Blick erkenne; ja ich rieche sie schon, wenn sie auch noch hundert Schritt von mir sind.
    Adrast (nachdem er nachgedacht). Ich bin verloren!
    Johann . Das war ja mein erstes Wort.
    Adrast . Was ist anzufangen?
    Johann . Das beste wird sein: wir packen auf, und ziehen weiter.
    Adrast . Das ist unmoeglich.
    Johann . Nun so machen Sie sich gefasst, zu bezahlen.
    Adrast . Das kann ich nicht; die Summe ist zu gross.
    Johann . Oh! ich sagte auch nur so.—Sie sinnen?
    Adrast . Doch wer weiss auch, ob er
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