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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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will.«
    »Lauft auf die Esplanade, lauft nach dem Richtplatz, sagt, man solle die Vollziehung des Urteils verschieben; doch nein, man würde Euch keinen Glauben schenken.«
    Und die Prinzessin sprang nach einer Feder und schrieb unten an das Billett: » Verschiebt ,« und übergab den Brief offen Barrabas, der aus dem Zimmer eilte.
    »Oh!« murmelte die Vicomtesse »sie liebt ihn mehr als ich; und, ich Unglückliche! Ihr wird er das Leben zu verdanken haben.«
    Und dieser Gedanke wirft sie wie vom Blitze getroffen auf einen Stuhl nieder, sie, die alle Schläge dieses furchtbaren Tages, aufrecht stehend, ertragen hatte.
    Barrabas verlor indessen keine Sekunde; er eilte die Treppe hinab, als ob er Flügel hätte, sprang wieder auf sein Pferd und ritt im Galopp nach der Esplanade fort.
    Inzwischen war Cauvignac geradenwegs nach dem Schlosse Trompette geritten. Durch den breitkrempigen, über die Augen herabgeschlagenen Hut und durch die Dunkelheit unkenntlich gemacht, fragte er hier und erfuhr, was sich nach seiner Entweichung zugetragen hatte. Da jagte er sein Pferd mit aller Gewalt spornend, alles niederwerfend, was sich ihm in den Weg stellte, nach der Esplanade; hier angelangt, erblickt er den Galgen und stößt einen Schrei aus.
    In diesem Augenblick gewahrt ihn Canolles; er errät seine Absicht und bedeutet ihm mit einem Zeichen des Kopfes, er sei willkommen.
    Cauvignac erhebt sich auf den Steigbügeln, schaut umher, ob er nicht Barrabas oder einen Boten der Prinzessin kommen sehe, horcht, ob er nicht das Wort »Gnade!« erschallen höre; aber er sieht nichts, er hört nichts, als Canolles, den der Henker von der Leiter loszumachen und in die Luft zu schleudern im Begriffe ist, während er mit einer Hand auf sein Herz deutet.
    Da senkt Cauvignac seine Muskete in der Richtung dieses Herzens, schlägt an, zielt und gibt Feuer.
    »Ich danke,« sagte Canolles, die Arme öffnend; »ich sterbe wenigstens den Tod eines Soldaten.«
    Die Kugel hatte ihm die Brust durchbohrt. Der Henker stieß den Körper ab, und dieser blieb am Ende des entehrenden Stranges hängen ... aber es war nur noch eine Leiche.
    Der Knall wirkte wie ein Signal, tausend andere Musketenschüsse donnern gleichzeitig. Eine Stimme ruft: »Haltet ein! haltet ein! schneidet den Strick ab!«
    Aber diese Stimme verliert sich im Gebrüll der Menge; überdies wird der Strick von einer Kugel abgeschnitten; vergebens leistet die Wache Widerstand, sie wird von den Volkswogen zurückgeworfen; der Galgen wird zertrümmert, niedergerissen, vernichtet; die Henker fliehen, die Menge breitet sich wie ein Schatten aus, bemächtigt sich des Leichnams, zerfleischt ihn und schleppt ihn in Fetzen durch die Stadt.
    Währenddessen erreichte Barrabas den Herzog, und obgleich er selbst einsah, daß er zu spät kam, übergab er ihm doch seine Depesche.
    Der Herzog entsiegelte den Brief und las seinen Inhalt.
    »Das ist schade,« sagte er, sich zu seinen Offizieren umwendend, »was diese Nanon vorschlug, wäre vielleicht mehr wert gewesen; aber was geschehen ist, ist geschehen.«
    Nach kurzer Überlegung fügte er hinzu: »Doch, wenn ich bedenke... da sie unsere Antwort jenseit des Flusses erwartet, so könnte man die Angelegenheit vielleicht doch noch ins reine bringen.« Und ohne sich weiter um den Boten zu bekümmern, gab er seinem Pferde die Sporen und kehrte mit seiner Eskorte zu der Prinzessin zurück.
    In demselben Augenblick brach der seit einiger Zeit drohende Sturm über Bordeaux los, und von Blitzen begleitet fiel ein gewaltiger Regen auf den Platz der Esplanade, als wollte er das unschuldige Blut abwaschen.

Dreiundzwanzigstes Kapitel.
    Während dies in Bordeaux vorfiel, während der Pöbel den Leichnam des unglücklichen Canolles durch die Straßen schleppte, und der Herzog von Larochefoucault zurückkehrte und dem Stolze der Prinzessin schmeichelte, während Cauvignac mit Barrabas die Tore der Stadt wieder erreichte, hielt eine Karosse, von vier atemlosen, mit Schaum bedeckten Pferden gezogen, auf dem Bordeaux entgegengesetzten Ufer der Gironde an.
    Es hatte soeben elf Uhr geschlagen.
    Ein Läufer, der zu Pferd folgte, sprang hastig zu Boden, sobald er den Wagen unbeweglich sah, und öffnete den Kutschenschlag.
    Eine Dame stieg rasch aus, befragte den von blutigem Schein geröteten Himmel und horchte auf den entfernten Lärm.
    »Ihr wißt gewiß, daß uns niemand gefolgt ist?« sagte sie zu ihrer Kammerfrau, die nach ihr ausstieg.
    »Nein, Madame,« antwortete
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