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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Herrn von Larochefoucault und Lenet und sagte: »Meine Herren, in dieser Welt, in welcher der Zufall herrscht, muß man sich an alles gewöhnen; es hat mich eine Minute gekostet, mich an den Tod zu gewöhnen; ist dies zu viel, so entschuldigt, daß ich Euch warten ließ.«
    Ein tiefes Erstaunen durchlief die Gruppen; der Gefangene selbst fühlte, daß man vom Erstaunen zur Bewunderung überging, und dieses stolze Gefühl erhob ihn und verdoppelte seine Kräfte.
    »Wenn Ihr wollt, meine Herren,« sagte er, »so erwarte ich Euch.«
    Eine Minute lang von Bewunderung ergriffen, nahm der Herzog sein Phlegma wieder an und machte ein Zeichen. Hierauf öffneten sich die Tore abermals, und der Zug wollte sich in Marsch setzen.
    »Einen Augenblick,« rief Lenet, um Zeit zu gewinnen, »einen Augenblick, Herr Herzog!«
    »Nicht wahr, wir führen Herrn von Canolles zum Tode?«
    Der Herzog machte eine Gebärde des Erstaunens, und Canolles schaute Lenet verwundert an. »Ja,« sagte der Herzog.
    »Nun wohl,« versetzte Lenet, »wenn dem so ist, so kann dieser würdige Edelmann eines Beichtigers nicht entbehren.«
    »Verzeiht, verzeiht, mein Herr,« entgegnete Canolles, »ich kann seiner wohl entbehren, und tue es sehr gern.«
    »Wieso?« fragte Lenet, indem er dem Gefangenen Zeichen machte, die dieser nicht verstehen wollte.
    »Weil ich Hugenott bin,« erwiderte Canolles. »Wenn Ihr mir ein letztes Vergnügen bereiten wollt, so laßt mich sterben, wie ich bin.«
    »Nun vorwärts, wenn uns nichts anderes mehr zurückhält,« sagte der Herzog.
    »Er soll beichten! er soll beichten!« schrien einige Wütende.
    »Still dort!« rief der Herzog, sich nach den Gruppen umwendend. Dann, als die Macht seiner Stimme und seines Blickes das Stillschweigen wirklich wiederhergestellt hatte, sagte er zu Canolles: »Mein Herr, Ihr werdet tun, wie Euch beliebt.«
    »Ich danke, gnädigster Herr. Und nun wollen wir aufbrechen und unsere Schritte beschleunigen, wenn es Euch gefällig ist...«
    Lenet nahm Canolles beim Arm und sagte zu ihm: »Geht im Gegenteil langsam. Wer weiß? Ein Aufschub, eine Überlegung, ein Ereignis liegen im Bereiche der Möglichkeit. Geht langsam, ich beschwöre Euch im Namen deren, die Euch liebt, die so sehr weinen wird, wenn Ihr zu schnell geht...«
    »Oh! sprecht mir nicht von ihr, ich bitte Euch,« erwiderte Canolles; »mein ganzer Mut scheitert an dem Gedanken, daß ich für immer von ihr getrennt werden soll: aber was sage ich?... Nein, im Gegenteil, Herr Lenet, sprecht mir von ihr, wiederholt mir, daß sie mich liebt, daß sie mich stets lieben wird, und besonders, daß sie mich beweinen wird.« Canolles hob stolz das Haupt empor, und seine schönen Haare rollten bei der Bewegung voll Anmut in schwarzen Locken über seinen Hals herab. Man war in die Straße gelangt; zahlreiche Fackeln erhellten seinen Zug, so daß man sein Gesicht ruhig und lächelnd sehen konnte.
    Er hörte einige Frauen weinen und andere sagen: »Armer Baron, so jung und so schön!«
    Man setzte den Marsch still fort, dann sagte er plötzlich: »Oh! Herr Lenet, ich möchte sie doch noch einmal sehen!«
    »Soll ich sie holen? soll ich sie Euch bringen?« fragte Lenet, der keinen Willen mehr hatte.
    »Oh! ja,« murmelte Canolles.
    »Wohl, ich laufe; aber Ihr werdet sie töten.«
    Rasch die letzte Schwäche überwindend, hielt Canolles Lenet am Arm zurück und sagte: »Nein, nein; Ihr habt ihr versprochen, bei mir zu bleiben; bleibt.«
    »Was sagt er?« fragte der Herzog den Kapitän der Garden.
    Canolles hörte die Frage und erwiderte: »Herr Herzog, ich sage, ich hatte nicht geglaubt, daß es von dem Gefängnis bis zu der Esplanade so weit wäre.«
    »Ach!« sagte Lenet, »beklagt Euch nicht, armer junger Mann, denn wir sind an Ort und Stelle.«
    Die Fackeln, welche die Vorhut beleuchteten, die der Eskorte voranging, verschwanden wirklich in diesem Augenblick an der Wendung der Straße.
    Gleich darauf befand sich Canolles ebenfalls am Eingange des Platzes; in der Ferne, das heißt am andern Ende des Platzes, sah man die gedrängte Menge und den weiten Kreis, den die glänzenden Musketenläufe bildeten; in der Mitte erhob sich etwas Schwarzes, Ungestaltes, was Canolles in der Finsternis für ein Schafott hielt. Als er aber zum Mittelpunkte des Platzes gelangt war, beleuchteten die Fackeln diesen anfangs unkenntlichen schwarzen Gegenstand und hoben den furchtbaren Umriß eines Galgens hervor.
    »Ein Galgen!« rief Canolles still stehend und die Hand nach

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