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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken
Autoren: Victor Milan
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zufolge Wissen und Können wichtiger waren als die körperliche Leistung. Auch einen BattleMech oder Luft/Raumjäger zu steuern war keine Aufgabe für einen ungebildeten Tölpel. Doch die dazu benötigten Fähigkeiten hielten keinem Vergleich mit den Anforderungen statt, die der Befehl über ein Raumschiff stellte, geschweige denn die Leitung einer Gefechtsgruppe. Binetti würde seinen Rang erst verlieren, wenn seine Leistung als Kommandeur nachließ, und nicht, sobald jemand sie ihm im Kreis der Gleichen abrang.
    Nicht, dass sein Gast irgendeine Neigung verspürt hätte, ihn deswegen zu kritisieren. Er selbst hätte schon lange seinen Platz räumen müssen, wäre er gezwungen gewesen, sich allein auf seine kämpferischen Fertigkeiten zu verlassen, um seine besondere Stellung zu sichern. Nachdem der Clan einmal dekadent geworden war, warum sollte er es nicht genießen? Außerdem, was immer er getan hatte, um sein Überleben zu sichern, sowohl im Hinblick auf seine Karriere wie auch im wörtlichen Sinne, es hatte den Jadefalken die weiteren Dienste eines ihrer fähigsten und treuesten Diener gesichert.
    Wie es Khanin Jana Pryde, das Oberhaupt der Jadefalken, selbst auszudrücken pflegte: »Traditionen verdienen nur Beachtung, wenn sie unserer Sache nützlich sind.«
    Binettis Gegenüber lächelte und verbannte derlei Gedanken aus der Kathedrale seines Geistes. »Soll er uns ruhig sehen, Sternadmiral«, antwortete Galaxiscommander Beckett Malthus, Kommandeur der stolzen Turkina-Keshik und des gesamten Expeditionscorps. »Wir können ihn nicht daran hindern.«
    »Wir könnten ihn abschießen.«
    »Die Khanin hat befohlen, die Smaragdkralle nur zur Demonstration unserer Macht einzusetzen, aber nicht in Kampfhandlungen zu verwickeln«, erinnerte Malthus den Raumfahrer.
    Binetti zuckte ärgerlich mit der Hand. »Dann schicken wir eben unsere Jäger. Die könnten es ebenfalls.«
    »Das könnten wir«, stimmte Malthus mit einem Nicken zu und lächelte würdevoll. »Aber wozu? Der Plan sieht vor, dass wir einen Konflikt mit unseren unwissenden lyranischen Gastgebern - wenn irgend möglich - vermeiden sollten. Du erinnerst dich.«
    »Die beste Möglichkeit dazu besteht darin, sie unwissend zu halten«, erwiderte der Sternadmiral.
    Malthus zuckte die Achseln. Er war ein Mann von imposanter Körpergröße und Schulterbreite, für einen MechKrieger nichts Ungewöhnliches. Der beachtliche Bauchumfang allerdings war schon ungewöhnlich. Doch den verbarg er durch den geschickten Einsatz seiner robenartigen Kleidung in Grün mit schwarzem Saum: den Jadefalken-Farben.
    Natürlich war schon dies bei den Clans recht unüblich.
    Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte er einen großen Quadratschädel, auf dem sich das rostrote Haar an den Schläfen zurückzog, sodass sich ein breiter Haarstreifen wie eine Pfeilspitze in seine Stirn zog, und ein breites, von einem Bart eingerahmtes Kinn. Für die Clans, bei denen das Alter eher ein Nachteil war, entsprach er vollkommen dem Bild eines älteren Staatsmannes, der trotzdem ein erstklassiger MechKrieger geblieben war. Deshalb hatte sich Khanin Jana Pryde über die Tradition hinweggesetzt und ihm den begehrten Kommandeursposten der Turkina-Keshik übergeben, der Führungseinheit des gesamten Jadefalken-Toumans, und mit ihm die Leitung des großen Desants in das Herz der Dekadenz im Zentrum der Inneren Sphäre, statt die Position durch Bieten und einen Test zu besetzen.
    Entweder dies, oder Bec Malthus hatte ein Intrigenspiel verloren, ein Spiel, in dem er sich als unangefochtener Meister seines Clans betrachtete - ein Gedanke, den ernsthaft zu erwägen er sich jedoch weigerte.
    »Sie werden es auf jeden Fall erfahren, mein Freund«, murmelte er mit sonorer St imm e. »Tatsächlich kann es durchaus sein, dass sie es bereits wissen. Durchaus möglich, dass uns jemand bei einem unserer vorherigen Sprünge durch den Steiner-Raum beobachtet hat, ohne von uns bemerkt zu werden.«
    »Das stimmt«, gab Binetti leicht widerwillig zu. Meinungsverschiedenheiten spielte man besser herunter, bevor sie in einen offenen Konflikt ausarteten
    - in dem die unterlegene Seite durch die Gebräuche der Clans gezwungen gewesen wäre, das >Recht< des Surkai zu beanspruchen, den Ritus der Vergebung für schuldhaftes Unruhestiften. Khanin Jana Pryde hatte ihren Kriegern interne Duelle, eine bei allen Clans gebräuchliche Sitte, die bei den Jadefalken geradezu epidemische Ausmaße angenommen hatte, ausdrücklich
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