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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken
Autoren: Victor Milan
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»Wenn ich während unserer Kindheit das Lachen nicht verlernt habe«, stellte er fest, »gibt es nichts, das es mir verleiden kann.«
    Ihr Kopf flog herum, aber ihre Miene war so sanft, wie die kantigen Gesichtszüge es zuließen. »Dann hältst du unser Erziehungssystem für falsch?«
    Er zuckte die Achseln. »Bei uns scheint es jedenfalls funktioniert zu haben. Sagen wir lieber, ich bedauere die Notwendigkeit, Kinder so zu behandeln.«
    Einen Augenblick lang starrte er zur Decke hoch, die im buttergelben Licht vage erkennbar war. Dann schaute er zur Seite. Sie musterte ihn. Im schummri-gen Licht der Kabine wirkte der Ausdruck auf ihrem keilförmigen Gesicht unergründlich - aber das wäre er vermutlich auch im hellen Sonnenlicht gewesen.
    »Wir sind schon zwei Exemplare«, murmelte sie. »Früher Spielgefährten, jetzt die Augen des Falken.«
    Er stieß ein amüsiertes Grunzen aus. »Es sind weniger freundliche Namen für uns im Umlauf.«
    Es war ungewöhnlich, dass zwei von drei Einheitskommandeuren in einer Clan-Streitmacht denselben Blutnamen trugen. Was aber wirklich selten, möglicherweise sogar noch nie da gewesen war: Aleks und Malvina waren zudem Kogeschwister, Mitglieder derselben Geschko.
    Unter den Clans waren sexuelle Beziehungen zwischen Kogeschwistern nicht ungewöhnlich, und da männliche und weibliche Wahrgeborene schon vor der Pubertät empfängnisverhütende Implantate erhielten, versuchte niemand, sie zu behindern. In der Kriegerklasse fand die Fortpflanzung im Rahmen eines genetischen Zuchtprogramms unter kontrollierten Laborbedingungen statt und hatte nichts mehr mit dem verschwitzten Austausch von Körperflüssigkeiten und den damit verbundenen Zufällen der Biologie zu tun. Durch ihre extreme Nähe und wohl auch wegen der Tatsache, dass sie die beiden einzigen Überlebenden ihrer Geschko waren, hatten die Bezeichnungen Kobruder und Koschwester für Malvina und Aleksandr allerdings eine größere Bedeutung als für andere Clanner, in deren Vokabular sie nur ein Synonym für Kamerad darstellten.
    »Sollen sie doch reden«, erklärte Malvina und warf den Kopf trotzig in den Nacken. Die Bewegung ließ ihren Zopf über eine der bloßen Schultern gleiten. »Wir haben um unsere Namen gekämpft und gesiegt.«
    Blutnamen waren selten, weit seltener noch als in den Tagen des ersten Angriffs der Clans auf die Innere Sphäre. Nicholas Kerensky hatte bei der Gründung der Clans die Blutnamen eingeführt. Es waren die Familiennamen der Männer und Frauen, die ihm bei dieser Gründung geholfen hatten. Ursprünglich hatte er erlassen, dass jeden Blutnamen nur fünfundzwanzig Personen gleichzeitig tragen konnten. Dann hatte Devlin Stone, der Gründer der Republik der Sphäre, den Clans, als er sie dazu überredete, ihre Waffenlager und insbesondere die Zahl der BattleMechs zu reduzieren, erklärt, sie hätten mit ihrer Überzeugung von der heiligen Exklusivität der Rolle des Kriegers absolut Recht. So sehr Recht, dass sie den Prozentsatz ihrer Gesamtbevölkerung, der in die Kriegerkaste geboren wurde, reduzieren sollten. Um zu verhindern, dass die Blutnamensträger in der so verkleinerten Kriegerkaste zu häufig wurden und die heilige Reinheit des Blutnamenskonzeptes verwässerten, hatten sich die Clans danach selbst dezimiert und die Anzahl der Träger in brutalen Tests gesenkt. Danach hatten sie die Blutnamen auf diesem reduzierten Niveau beibehalten, was es nun noch schwieriger machte, einen Blutnamen zu erringen. Oder zu behalten.
    Dass Aleks kurz nach Malvina einen Hazen-Blutnamen errungen hatte - und dazu noch beide im ersten Versuch -, galt in Teilen des Clans als Skandal. Obwohl alle Geschkos mütterlicherseits vom ursprünglichen Träger desselben Blutnamens abstammten, und daher alle ihre Mitglieder berechtigt waren, sich um diesen Namen zu bewerben, kam es nur selten vor, dass mehr als ein Geschkind dabei Erfolg hatte. Und Hazen war zudem ein Blutname von besonderer Bedeutung: seine erste Trägerin war Elizabeth Hazen persönlich gewesen, die Besitzerin Turkinas, des Jadefalken, dem der Clan seinen Namen verdankte.
    »Und ich habe in meinem Blutrecht keinen meiner Gegner getötet«, stellte Aleks fest, »während du keinen von deinen am Leben gelassen hast.«
    Sie ließ sich nicht provozieren. Stattdessen strahlte sie ihn an. »Natürlich.«
    »Die offizielle Regelung, von niemand anderem als unserem geschätzten Desant-Kommandeur Bec Malthus hinter den Kulissen formuliert, lautet doch, dass
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