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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken
Autoren: Victor Milan
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unser gemeinsamer Triumph den Beweis für die Überlegenheit des Clan-Zuchtprogramms darstellt -das seine Perfektion natürlich bei den Jadefalken erreicht.« Er gluckste. »Obwohl es in unserem Clan eigentlich überflüssig ist, >Bec Malthus< und >hinter den Kulissen< zu sagen.«
    Sie verzog das Gesicht und setzte ein Knie unters Kinn. »Stört es dich überhaupt nicht, dass der Oberbefehl an einen bekannten Intriganten gefallen ist?«
    »Möglicherweise ist es genau das, was wir brauchen.«
    Sie starrte ihn mit einem Ausdruck an, der an Empörung grenzte. »Aber hat uns Aleksandr Kerensky nicht vor Jahrhunderten gerade aus der Inneren Sphäre geführt, um uns vor einer derartigen Korruption zu schützen?«
    Er zuckte die Achseln. »Schon. Und Ehre den Ke-renskys und ihrer Weitsicht. Aber ob es uns gefällt oder nicht, man hat uns die Veränderung aufgezwungen -hat sie uns aufgezwungen, Jahrzehnte bevor unsere Geschko abgenabelt wurde. Sogar bevor Bec Malthus abgenabelt wurde. »Außerdem...« Er setzte sich auf. »Dieser ganze Desant, auf den wir die Zukunft unseres Clans, nein, sogar die Zukunft der ganzen Menschheit wetten, ist im Grunde nichts anderes als ein gewaltiges Täuschungsmanöver, oder? Und wir beide haben es uns ausgedacht.«
    Sie nickte. »Das stimmt«, sagte sie und lächelte. »Deshalb kann es auch nicht fehlschlagen.« Sie streckte die Arme nach ihm aus.
    Facharbeiterblock, Madlock, Shionoha Draconis-Kombinat
    4. März 3134
    »Erledigt ihn!«, bellte der Polizei-Chu-sa mit dem ausladenden Helm. In ihrer wuchtigen schwarzen Sturmrüstung, auf die das Sonnenlicht, das durch gelbe Smogschwaden gefiltert wurde, orange Glanzlichter warf, näherte sich sein Einsatztrupp Freundlicher Berater den Unterkünften für Facharbeiter mittlerer Stufe. Mit den schussbereiten Maschinenpistolen erinnerten die Männer an Insekten mit vorgestreckten Rüsseln.
    Da das Objekt ihres Einsatzes ein verantwortlicher Computernetzwerkverwalter war, genoss er das Privileg, in einer eigenen 1-Schlafzimmer-Wohnung in einem von gerade einmal einem Dutzend zweistöckigen Häuserblocks wohnen zu dürfen. Zugegeben, Dutzende solcher Blocks reihten sich wie Dominosteine im Wohnbezirk Madlocks auf dem Planeten Shionoha auf, einer Welt nahe der Spitze des Ausläufers, den das Kombinat zwischen das Lyranische Commonwealth und die Republik der Sphäre schob. Aber es blieb ein Privileg.
    Und wie dankte dieser Hund dem Drachen seine
    Großzügigkeit? Mit einem Virus, der das Navigationssystem des Sprungschiffs Dan no lira befallen hatte, das sich zur Wartung in einer Umlaufbahn um den Planeten befand. Wäre er nicht rechtzeitig entdeckt worden, hätte er am Ende des nächsten Sprungs einen spontanen Abbruch des Wiedereintritts in das Einstein-Kontinuum ausgelöst. Der Chusa verstand nicht wirklich, was das bedeutete. Dafür waren die Eierköpfe zuständig, und soweit er erfahren hatte, waren die sich selbst nicht einig, welche Folgen das genau gehabt hätte. Offenbar hätte es das riesige Schiff entweder zerfetzt oder für alle Zeiten im Hyperraum stranden lassen. So oder so hätte es den Drachen das Schiff selbst, seine Landungsschiffe und Tausende von Söhnen des Drachen mitsamt ihrer teuren Ausrüstung gekostet, die sich an Bord befanden. Nachforschungen durch die Interne Sicherheitsagentur auf Shionoha hatten sie zu diesem Mann geführt: einem gewissen Jinro Noguchi.
    Der Chu-sa, der die Anzahl Gaijin unter seinen eigenen Vorfahren geflissentlich ignorierte, schüttelte traurig den Kopf über die Perfidie eines Bürgers, dessen Wurzeln im Reich der aufgehenden Sonne lagen. Von geringeren Rassen war ein derartiges Verhalten ja zu erwarten, aber von einem wahren Nihonjin?
    Daher hatte er nicht gezögert, den Einsatz jedweder notwendigen Gewalt anzuordnen, um den Verräter festzunehmen. Selbst wenn es dazu notwendig war, den gesamten Wohnblock mit allen Bewohnern dem
    Erdboden gleichzumachen. Es wäre ohnehin deren konfuzianische Pflicht gewesen, aufmerksam nach Anzeichen von Abtrünnigkeit bei ihren Mitbewohnern Ausschau zu halten und sie den Behörden zu melden. Alle Begleitschäden, die sie nun als Folge der Maßnahmen des Chu-sa erlitten, waren nichts weiter als die gerechte Strafe für ihre Nachlässigkeit. Tatsächlich bestand sogar die Möglichkeit, dass sich ein Teil von ihnen mehr hatte zuschulden kommen lassen als bloße Nachlässigkeit in der Verfolgung ihrer Bürgerpflichten: Der Computer des Übeltäters hatte eine lange
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