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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken
Autoren: Victor Milan
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mich frage, ob du dieselbe Haltung an den Tag legen würdest, hätte ich einen deiner Gierfalken auf diese Weise belehrt.«
    Ihr Lachen klang nach Musik, und trotz ihrer kerzengeraden militärischen Haltung klang es weder gezwungen noch gepresst. »Natürlich würde ich das! Ist es denn so lange her, dass wir Kogeschwister waren, mein lieber Aleksandr?«
    Malvina setzte sich im Bett auf. Eine ihrer spitzen Brüste mit rosiger Warze lugte unter dem Laken hervor.
    »Warum nicht?«, fragte sie, ohne ihn anzuschauen.
    »Warum nicht was ?«, fragte Aleks zurück. Er lag neben ihr, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    Seine weißen Zähne glänzten schwach im Licht der abgedunkelten Lampe neben dem Bett seines spartanischen Besucherquartiers an Bord des Flaggschiffs.
    »Warum hast du nicht um den Befehl über die Gierfalken geboten? Der Hauptpreis, die Turkina-Keshik, war unerreichbar. Wir wussten von Anfang an, dass Khanin Jana Pryde sie für den alten Bec Malthus reserviert hatte. Aber du hättest den Befehl über Galaxis Delta gewinnen können, statt die Zetas zu wählen, unerfahren und immer noch gebeutelt von der Last ihrer alten Dezgra.«
    Sie sank zurück - neben ihn - und fuhr mit den Nägeln der rechten Hand seine muskulöse, haarlose Brust hinab. Viele ClanKriegerinnen trugen die Nägel kurz. Malvina Hazen dagegen trug sie lang und weiß lackiert, verziert mit silbernen Sternen, die nur bei einem ganz bestimmten Lichteinfall zu sehen waren.
    Sie war eine ebenso fanatische Anhängerin der Ja-defalken-Traditionen und der Kreuzritterphilosophie wie Aleks selbst. Orthodox aber war sie deshalb noch lange nicht.
    »Wir hätten uns einen köstlichen Kampf geliefert«, schnurrte sie fast.
    Er lachte kurz. »Wozu kämpfen? Ich habe bekommen, was ich wollte.«
    Sie setzte sich kerzengerade auf und starrte ihn mit unverhohlener Wut im Blick ihrer eisblauen Augen an. »Spiel mir nichts vor, Aleksandr!« Sie senkte die Stimme. »Erinnerst du dich nicht mehr, wie ich dich gehalten habe in der Nacht in unserer Geschkokaser-ne, als du geweint hast, weil unser Leben so hart war?«
    »Ich habe es nicht vergessen.« Sein Grinsen verblasste keine Sekunde. »Ich vergesse nie etwas, Malvina. Das weißt du.«
    Sie runzelte die Stirn. Ihre Verärgerung verwandelte sich in Verwirrung. »Dann verschmähst du Galaxis Delta?«
    »Nicht im Mindesten, liebe Koschwester. Ich habe nur die Herausforderung gesucht.«
    »Herausforderung.« Sie zog eine schneeweiße Schulter hoch - und diese Geste machte das Wort zur Frage.
    Er nickte. »Die Gierfalken sind eine gute Galaxis, sie sind Veteranen und so ehrgeizig wie ihr Totem. Unter einer Feuer spuckenden Kometin wie dir werden sie sich und den Jadefalken großen Ruhm erkämpfen. Ihr werdet zu vielen Liedern inspirieren, die man noch lange singen wird. Turkinas Schnabel...« Er zuckte die breiten, muskulösen Schultern. »Daraus eine Galaxis zu machen, die sich mit jeder anderen unserer Geschichte messen kann - das wird eine Aufgabe sein, die mir einen Platz in einem noch ganz anderen Lied verschaffen wird.«
    Sie kommentierte die unausgesprochene Annahme nicht, dass er in der Lage war, aus der notorisch unzuverlässigen Galaxis Zeta eine Eliteformation zu schmieden. Sie hegte ebenso wenig einen Zweifel daran wie er.
    »Außerdem hättest du ohnehin gewonnen«, fügte er hinzu. »Du hast mich auch damals in der Geschko immer besiegt.« Der Begriff war eine Abkürzung für Geschwisterkompanie. Er bezeichnete einen Wurf Clankinder, genetische Geschwister, die gleichzeitig aus den Brutkanistern abgenabelt worden waren, in denen man sie aus speziell ausgewähltem Genmaterial herangezüchtet hatte.
    »Nicht immer«, widersprach sie. »Nicht unbewaffnet.«
    »Neeeiiin«, bestätigte er und dehnte das Wort. »Nicht, seit ich anderthalb Mal so groß bin wie du.« Er lachte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du lachst häufiger als irgendein ClanKrieger in der Geschichte. Auf jeden Fall aber unter den Jadefalken.«
    »Leider nein, Malvina, mein Liebes, ich fürchte, diese Ehre kann ich nicht einmal unter unseren eigenen Blutnamensträgern beanspruchen. Sie gebührt meinem Elementarkommandeur, Sterncolonel Magnus Icaza.«
    »Der Name sagt mir nichts.«
    »Der Rotbart, ein Hüne selbst unter Elementaren. Er war mein Sekundant bei meinem Ehrenduell.«
    Sie schnalzte nachdenklich. »Ich hatte erwartet, dass sich das ändert. Deine Bereitschaft, in Lachen auszubrechen. Nach all den Jahren.«
    Wieder lachte er.
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