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Der Flug der Libelle

Der Flug der Libelle

Titel: Der Flug der Libelle
Autoren: Robert L. Forward
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besteht nicht aus Gestein, sondern vielmehr aus Ammoniakwasser in Form eines Bergkegels von einhunder t fünfzig Kilometern Höhe. Die Flanken des Ozeans fallen mit sechzig Grad ab. Obwohl der Ozeanberg hoch ist, viel höher als irgendein mineralischer Berg der Erde, gibt es zwischen den beiden Körpern noch reichlich Platz. Der Zwischenraum mißt nahezu achtzig Kilometer.
    Zu beiden Seiten des Doppelplaneten liegen die Lagra n geschen Librationspunkte L4 und L5, in denen die komb i nierten Gravitations- und Gezeitenkräfte des Systems ein M i nimum erreichen. Beim System Erde-Mond liegen diese Punkte ± 60° neben dem Mond in dessen Bahn um die Erde. In diesem Falle aber, wo die beiden Körper gleich groß sind, liegen die Punkte minimaler Gravitation bei ± 90°. Die Fo r scher haben in diesen beiden Punkten Nachrichtensatelliten stationiert.
    Wenn Rochewelt sich in seiner größten Entfernung von Barnard befindet, herrschen auf dem Doppelplaneten ve r hältnismäßig ruhige Zustände. Die beiden Körper wirbeln umeinander; und die Gravitation des Sterns bewirkt nur m ä ßige Gezeiten im Ozean von Eau.
    Wenn Rochewelt sich dann aber in ihrer elliptischen Bahn Barnard zu nähern beginnt, machen sich die Gezeiten durch den Zwergstern stärker bemerkbar. Die Spitze des Wasserbergs fängt jetzt an, sich um einige Kilometer zu h e ben und zu senken. Dieses Spiel wiederholt sich bei jeder halben Rotation.
    An dem auf halber Strecke zwischen den Keulen geleg e nen Punkt sinkt die Schwerkraft auf Null. Sobald der Wa s serberg diesen schwerelosen Punkt erreicht, kann er auf j e den der beiden Planeten herunterfallen. Nähert sich die wi r belnde Hantel dem ihrem Stern nächsten Punkt (man spricht da von Periapsis), beginnen dessen Gezeiteneffekte das Ve r halten der Atmosphäre und der Ozeane zu beher r schen.

In Abbildung 3, wo Barnard sich auf einer Seite von R o che welt befindet, sind die beiden Keulen um dreißig Kil o meter getrennt. Dadurch sinkt der Wasserberg um hundert Kilo meter.
    [Hier unterbrach Dr. Philipson seinen vorbereiteten Text, um eine Bemerkung einzuflechten.]
    Dr. Philipson Bei dieser Gelegenheit möchte ich einf ü gen, daß dieses Verhalten anders ist, als ein naives M od ell der Gravitationskräfte würde erwarten lassen. Ich selbst hä t te gedacht, mit Barnard auf der einen Seite sollten die grav i tativen Gezeitenkräfte von Barnard die Keulen dichter a n einanderrücken und nicht weiter voneinander entfernen. Ich hätte auch erwartet, daß sich die Höhe des Wasserbergs u n gefähr um den gleichen Betrag ändern würde wie die D i stanz der beiden Keulen. Aber neuere, eingehende Comp u terstudien hier auf der Erde, welche die Kopplung der Wi n kelrotation und der Bahnbewegung mit der Planetendyn a mik berücksichtigen, bestätigen das, was Captain Thomas St. Thomas seinerzeit berechnet hatte; und beide stimmen mit dem überein, was sich vor sechs Jahren auf Rochewelt ereignet hat, als wir beinahe die erste Landegruppe eing e büßt haben.
    [Der Bericht kehrt zu dem vorbereiteten Text zurück.]
    Eine Viertelrotation später verlaufen die Gezeitenkräfte in umgekehrter Richtung. Obwohl der Abstand der beiden Keulen nur um sieben Kilometer abnimmt, sind die Effekte so nichtlinear, daß, wie in Abbildung 4 dargestellt, der Wa s serberg, welcher sich auf der Eau-Keule aufgebaut hat, vie r zig Kilometer zu dem schwerefreien Punkt in der Mitte zw i schen den Körpern emporragt – und noch darüber hi n aus. Der Gipfel des Berges stürzt als rasch an Geschwindi g keit zunehmender, sich zerteilender Wasserfall auf die vie r zig Kilometer tiefer gelegenen, heißen und trockenen Felsen der Roche-Keule herab. Während der nächsten zwei Halbdr e hungen des Doppelplaneten wiederholen sich die Güsse, und der astrale Katarakt erstickt die Vulkane auf der betro f fenen Fläche mit seinen durchnässenden Güssen. Auf den Flanken der ersoffenen Vulkane bilden sich reißende Flü s se, die sich mit anderen zu gigantischen Strömen vereinen, die das tro c kene Hoc h land von Roche durchziehen.
    Mr. Ootah Vielen Dank, Dr. Philipson! Das da ist wir k lich ein sehr eindrucksvolles Planetensystem. Falls es Ihr Zeitplan zuläßt, werden wir mit den anderen Zeugen fortfa h ren und dann zu den Fragen und Antworten kommen.
    Nächster Zeuge ist der Ehrenwerte Frederick Ross, Che f administrator der Großen Nationalen Weltraumbehörde. Wir möchten Sie hier willkommen heißen und Ihnen zu e i ner der erfolgreichsten
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