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Der Fluch

Der Fluch

Titel: Der Fluch
Autoren: Krystyna Kuhn
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hat.
    Weiter in der Liste:
    »Samantha Hopper.«
    »Hopster«, verbessert eine kräftige Stimme irgendwo aus dem Off.
    »Ups, sorry, der Name steht falsch auf der Liste.« Ich lächele ihr zu und korrigiere den Namen.
    »Oh, Samantha, ich sehe, dein Hauptfach ist Psychologie«, mischt sich Mrs Jones ein. »Da hast du die Ehre, meine Kurse zu besuchen.« Sie grinst.
    Samantha lächelt und ich kann es ihr nicht verdenken. Nicht jeder hat so viel Glück mit den Dozenten am Grace. Wenn ich an mein erstes Jahr hier denke und an Mrs Forster, die Kunstdozentin … Die Ehefrau eines Mörders hat mich unterrichtet. Bei diesem Gedanken schüttelt es mich.
    Wieder bemerke ich, wie mich alle abwartend ansehen. Wirklich, meine Gedanken fliegen heute in alle Richtungen. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist.
    »Okay, ihr drei wohnt in Apartment 311. Jeder bekommt seinen eigenen Schlüssel, den Gebäudeplan und ein Exemplar der Hausordnung.«
    So geht es weiter. Nach und nach hake ich die Namen auf der Liste ab. Als ich fertig bin, nicke ich ihnen aufmunternd zu: »In einer Stunde treffen wir uns wieder hier unten im Foyer und ich zeige euch das Gebäude. Und keine Angst, am Anfang scheint es komplizierter, als es ist.«
    »An meinem ersten Tag bin ich zweimal im Keller gelandet«, mischt sich Mrs Jones ein, »anstatt in der Mensa. Nehmt also besser euren Plan mit, damit es euch nicht genauso geht …«
    Im allgemeinen Gelächter bemerke ich das Mädchen erst nicht, das plötzlich neben mir steht und mich anstarrt.
    »Entschuldige, bist du Rose Gardner?«
    Sie trägt Jeans, dazu ein schlichtes weißes Shirt unter einer grünen Jacke. Die Farbe bringt das Schlangengrün ihrer Augen zum Leuchten. Der Kopf quillt über vor lauter roten, ungekämmt wirkenden Locken. Mein Blick wird magisch von den feinen Sommersprossen angezogen, die wie Lichtpunkte in ihrem blassen Gesicht wirken. Nervös spielen ihre Hände mit den riesigen Ohrringen, die jedes Mal laut klimpern, wenn sie den Kopf bewegt.
    Ich starre auf die Liste. »Wie heißt du?«
    »Muriel Anderson.«
    »Ich kann deinen Namen hier nicht finden.«
    »Ich bin neu am College, aber schon im zweiten Jahr …« Sie sieht mich abwartend an.
    »Nett, dich kennenzulernen.« Ich strecke die Hand aus und zaubere ein Lächeln in mein Gesicht, eines von der Art, die Katie immer als ein druckreifes Smiley bezeichnet.
    »Ich habe als Hauptfach Kunst … wie du, Rose.«
    Ich nicke automatisch, aber so wie sie das sagt, fühle ich mich plötzlich unangenehm berührt. Irgendeine Spannung liegt in der Luft, die nicht nur daher kommt, dass sie mich anstarrt. Und etwas sagt mir, dass das nicht an meiner Glatze liegt.
    »Ah ja … und wie kann ich dir helfen?«
    »Der Professor, also Mr Flanagan, meint, du könntest mir die Ateliers zeigen und mit mir den nötigen Stoff nacharbeiten. Er sagte etwas von einer Projektarbeit, die in zwei Wochen fällig ist.«
    »Das Thema Metamorphose?«
    Sie nickt zustimmend.
    Die ganzen Semesterferien über habe ich mich damit beschäftigt. Ich habe keine Ahnung, wie ich … wie war ihr Name noch mal …? Muriel? … wie ich ihr in der kurzen Zeit helfen soll, auch nur ansatzweise einen Überblick zu bekommen.
    Auf Muriels Gesicht erscheint so etwas wie ein Lächeln. Oder doch nicht? Vielleicht verzieht sie auch lediglich den Mund. Aber mit ihren Zähnen könnte sie Werbung für Bleichmittel machen.
    »Mr Flanagan hat angedeutet, dass du dich ziemlich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hast. Er hat vorgeschlagen, dass ich mir deine Aufzeichnungen kopiere.«
    Ich kann nicht sagen, dass ich das für eine gute Idee halte. Ja, das ist das richtige Wort. Ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt. Denn hier geht es nicht um irgendeine theoretische Seminararbeit, sondern um die praktische Umsetzung. Um Kunst. Das ist etwas für Einzelkämpfer. Aber natürlich weiß ich, dass ich Muriel helfen werde, so gut ich eben kann. Ich bin schließlich Rose. Das Mädchen mit dem Heiligenschein, wie Katie sagt.
    Das Mädchen lässt mich noch immer nicht aus den Augen. »Wann hast du Zeit?«
    Diese Frage klingt wie eine Forderung oder zumindest wie eine drängende Bitte.
    Meine Gruppe wird unruhig und auch Mrs Jones sieht leicht verärgert aus.
    Ich mache eine Kopfbewegung. »Jetzt geht es leider nicht. Aber wir können uns heute nach dem Abendessen in den Ateliers treffen. Hast du einen Gebäudeplan?«
    Sie nickt. »Das alles ist hier ziemlich … verwirrend.«
    Eine
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