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Der Fluch des schwarzen Ritters

Der Fluch des schwarzen Ritters

Titel: Der Fluch des schwarzen Ritters
Autoren: Thomas Brezina
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Als sie aus ihr herauskam, sprang sie mit voller Wucht auf die Bremse, und der Wagen schlitterte über die Fahrbahn.
    Vor ihnen war ein Bahnübergang aufgetaucht, bei dem das rote Warnlicht blinkte und einen Zug ankündigte. Der Schranken senkten sich ebenfalls.
    Der Schwarze Ritter gab Gas und schaffte es noch, über die Gleise zu kommen. Rapunzel mußte anhalten.
    Lilo stöhnte auf. „Jetzt ist er weg!“ jammerte sie. „Er hat uns abgehängt! So ein Stinkkäse!“
    Zwei Minuten vergingen, dann erst kam der Zug angerattert. Es handelte sich um eine besonders lange Kette von Waggons, die gar kein Ende nehmen wollte. Als er endlich vorüber war, dauerte es noch eine weitere Minute, bis sich die Schranken endlich wieder hoben.
    „Sollen wir noch weiterfahren oder umdrehen?“ sagte Lilo zu Rapunzel.
    Sie bekam keine Antwort, wurde dafür aber mit voller Wucht in ihren Sitz gedrückt. Das Mädchen hatte Vollgas gegeben und starrte verbissen geradeaus. „Bis ich endlich Feuer spucken konnte, habe ich mir mindestens hundertmal den Mund verbrannt“, stieß es zwischen den Zähnen hervor. „Ich gebe nicht auf! Ich nicht!“

Ist er es, oder ist er es nicht?
     
     
    Das Unglaubliche geschah. Nach ungefähr drei Kilometern tauchte das Motorrad mit dem schwarzen Ritter wieder vor ihnen auf.
    Lilo verstand das nicht ganz. Wie war so etwas möglich?
    „Vielleicht hat er absteigen und pinkeln müssen“, grinste Rapunzel und kämpfte sich wieder Meter für Meter an den Ritter heran.
    „Ich möchte wissen, wohin der unterwegs ist“, überlegte das Mädchen laut. „Ich habe den Eindruck, er will nach Hörn. Vielleicht sogar zu unserem Zirkus!“ In diesem Moment verlangsamte der Motorradfahrer das Tempo und bog von der Landstraße ab.
    „Zur Rosenburg“, stand auf dem Wegweiser.
    Rapunzel schaffte es nicht mehr, rechtzeitig abzubremsen und verfehlte die Abzweigung. Deshalb mußte sie umkehren und zurückfahren. Wieder hatte der Schwarze Ritter Gelegenheit, einen Vorsprung zu gewinnen.
    Auf der Zufahrtsstraße zur Rosenburg konnten ihn Lilo und Rapunzel nicht mehr entdecken. Entweder war er querfeldein über eine der Wiesen entkommen, oder er war zur Rosenburg unterwegs.
    „Über diese Wiesen können wir mit meinem Wagen nicht. Also versuchen wir es bei der Burg“, beschloß Rapunzel.
    Es war die richtige Entscheidung, denn auf dem Parkplatz fiel Lieselotte sofort ein wuchtiges Motorrad auf, das zweifellos dem Schwarzen Ritter gehörte. Doch wohin war der Ritter selbst gegangen?
    Lilo tippte auf das Gebäude und lief los. Rapunzel wollte sich auf den Wiesen rund um die romantische Burg umsehen.
    Das Superhirn der Knickerbocker-Bande hatte aber kein Glück. Weder in den Burghöfen, noch im Inneren der Burg, die zu besichtigen war, konnte Lieselotte eine Spur des Schwarzen Ritters entdecken.
    Enttäuscht und entmutigt trat Lilo schließlich auf eine langgestreckte Wiese, die früher wahrscheinlich als Turnierplatz gedient hatte. An einer Seite drängten sich zahlreiche Besucher und blickten angespannt in den Himmel.
    Lieselotte folgte ihren Blicken und entdeckte einen Falken, der durch die Luft raste. Vom Boden aus warf ihm ein Mann in einer altertümlichen, grünen Jagdtracht ein Fleischstück zu.
    Wie ein Pfeil sauste der Greifvogel darauf zu und fing die Beute mit den Krallen. Mit dem Leckerbissen ließ er sich dann im Gras nieder und begann ihn gierig zu verschlingen.
    „Das muß eine Falkenschau sein“, überlegte Lilo. „Mit Falken ist früher gejagt worden. Und auch heute gibt es Falkner, die die Greifvögel abrichten und dann vorführen.
    Als nächster war ein mächtiger Uhu an der Reihe, der seine langen Schwingen ausbreitete und ganz knapp über die Köpfe der Zuschauer segelte. Die Leute schrien zuerst überrascht auf, duckten sich und applaudierten dann begeistert.
    Eine Hand legte sich von hinten auf Lilos Schulter. Das Mädchen zuckte zusammen und drehte sich um. Hinter ihm stand Rapunzel und machte ein ziemlich entmutigtes Gesicht.
    „Weg, der Kerl hat es geschafft unterzutauchen“, sagte sie. „Aber ganz verstehe ich das nicht. In der Rüstung wäre er doch jedem aufgefallen.“
    Langsam marschierten Rapunzel und Lieselotte zum Parkplatz zurück. Als sie dort eintrafen, wurden sie von einem mindestens zwei Meter großen Burschen in einem Lederanzug überholt. Er stürzte an ihnen vorbei und steuerte direkt auf das Motorrad des Schwarzen Ritters zu.
    „Das... das ist er! Das muß er sein!“
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