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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
Autoren: franklin
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öfter als gewöhnlich auf, aber Adelia hatte im Moment nicht die Muße, sich Gedanken darüber zu machen. Die Schreie aus dem Wald legten nahe, dass es Verletzte gab, um die es sich zu kümmern galt. Will und Alf folgten ihr zwischen die Bäume.
    Ein gebrochenes Bein, zwei verdrehte Füße, eine ausgekugelte Schulter und drei blutende Köpfe später ebbten die Verletzungen vorübergehend ab, und Mansur schwang sich einen protestierenden Burschen mit kaputtem Bein über die Schulter, um ihn nach Hause zu seiner Mutter zu tragen. Gyltha wischte Allie den Schmutz aus dem Gesicht. Der Lärm hatte sich in vereinzelte Schreie zerstreut. Die Leute stürmten im Unterholz hin und her.
    »Wo in Gottes Namen wollen sie denn jetzt hin?«, fragte Adelia.
    »Die haben den Ball verloren«, sagte Will trocken.
    »Gut.«
    Aber da fiel ihr Blick auf eine Frau aus Martlake, die sich mit geschwollenem Leib und doch äußerst wendig über einen Dachspfad bewegte. »Wohin des Wegs, Mistress Tyler?«
    »Zurück nach Hause, wie? Iss zu viel für mich, mit dem Baby und so.«
    Tatsache aber war, dass die gute Mistress Tyler am letzten Sonntag in der Kirche noch keinerlei Anzeichen einer Schwangerschaft gezeigt hatte. Zudem führte der Dachspfad in Richtung Shepfold, und Lady Emma war eine gute Freundin Adelias, weshalb diese, trotz aller vorgeblichen Neutralität, Shepfold als Gewinner sehen wollte. »Gebt den Ball raus!«, rief Adelia. »Das ist gegen die Regeln.«
    Worauf Mistress Tyler, sich den prallen, wabbelnden Bauch haltend, zu rennen begann.
    Adelia rannte hinter ihr her und hörte so das Aufprallen des Pfeiles nicht, der sich in den Baum bohrte, vor dem sie bis vor einer Sekunde noch gestanden hatte.
    Will und Alf sahen ihn an und eilten in die Richtung, aus der er gekommen war, aber ohne Erfolg.
    Der Schütze hatte nur diesen einen Schuss abgegeben und sich gleich in den Wald zurückgezogen, in dem sich hundert Meuchler verstecken konnten.
    Sie gingen zum Baum zurück, und es kostete Will einiges an Kraft, den Pfeil aus dem Stamm zu ziehen. »Sieh dir das an, Alf!«
    »Wir müssen’s ihr sagen, Will.«
    »Wir müssen irgendwem sagen.« Sie hegten den größten Respekt für Adelia, die sie bereits zweimal aus bösen Situationen gerettet hatte, aber so sehr sie sich auch um ihre Sicherheit sorgten, hatten sie ihr doch noch nichts von der drohenden Gefahr gesagt, in der sie sich befand. Sie wollten ihr keine Angst machen.
    Sie liefen zu der Stelle, wo Adelia mit Mistress Tyler rangelte.
    Da kam der Ball unter dem Rock der Frau aus Martlake zum Vorschein und wurde gleich von ein paar Spielern entdeckt.
    Bevor die beiden Männer aus Glastonbury ihre Heldin erreichen konnten, wurden Adelia und ihre Gegnerin bereits unter einem Haufen Spieler beider Seiten begraben. In dem Versuch, sie zu befreien, verloren Will und Alf die Ruhe und ergriffen mit Fäusten und Stiefeln für Shepfold Partei.
    Genau wie Adelia …
    Etwa fünf Minuten später fragte sie eine vertraute Stimme hoch von einem herrlichen Pferd: »Seid Ihr das?«
    Voller Erde und keuchend befreite sich Adelia aus dem Gerangel und sah zu ihrem Liebhaber auf, dem Vater ihres Kindes. »Ich glaube schon.«
    »’n guten Tag, Bischof«, sagte Mistress Tyler und mühte sich, ihre Kleider in Ordnung zu bringen.
    »Auch Euch einen guten Tag, Madam. Wer gewinnt?«
    »Martlake«, sagte Adelia mit Bitternis in der Stimme. »Aber gegen die Regeln.«
    Der Bischof von St. Albans war ein großer, kräftiger Mann in seinem vierten Lebensjahrzehnt und für Adelia das anziehendste Wesen der Welt. Ihr war es egal, dass seine durchaus zahlreichen Kritiker meinten, seine gewohnte humorvolle Ausdrucksweise zieme sich nicht für einen Mann seines kirchlichen Standes. Heute trug er seine Reisekleider, und seine edlen Stiefel und sein ebenso edler Umhang waren staubbedeckt. Er nahm den Hut vom Kopf, sodass man sein lockiges dunkles Haar sah, und deutete auf das runde zerfetzte Ding, das über einer Gruppe kämpfender Spieler tanzte. »Ist das der Ball?«
    »Ja.«
    »Gott sei’s gedankt! Ich dachte schon, es wäre der Kopf von einem der armen Kerle. Haltet mein Pferd!« Damit stieg Rowley ab, warf Hut und Umhang zur Seite und schritt zur Tat.
     
    An diesem Abend herrschte in Martlake Heulen und Zähneknirschen, während drei Meilen entfernt in Shepfold ein schlaffes Stück Leder hoch auf einer Stange in die große Scheune des Gutes Wolvercote getragen wurde, als wäre es die goldene Kriegsbeute, die
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