Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
und Continent,
War Tyn ein Anderer geworden.
Wie's zuging, ist mir nicht bewußt;
Die See war seit der Kindheit Tagen
Sein Aufenthalt, und eine Lust
War ihm das Wetten und das Wagen.
Hat Menschentrug, hat Schicksalsmacht
Verräterisch an ihm gehandelt?
Das Grausen einer Schreckensnacht
Sein Herz versteint? – er war verwandelt.
Er war der flotte Maat nicht mehr,
Der alte fröhliche Geselle,
Der seinen Dienst, ob leicht, ob schwer,
Mit Freuden that und Windesschnelle.
Jetzt war er eisern streng und hart,
Wie von Unnahbarkeit umflossen,
Doch stets mit Geistesgegenwart
Zum rechten Thun sofort entschlossen.
Und wenn er sonst im Sturmgebraus
Fest der Gefahr ins Auge blickte,
So fordert' er sie jetzt heraus
Zum Kampf, wenn sie der Himmel schickte.
Die Kräfte spannt' er übers Maaß,
Wie er als Bootsmann kommandierte,
So daß man manches Mal vergaß,
Wer eigentlich an Bord regierte.
Uns und dem Schiff gereichte zwar
Zum Heile sein Sichüberheben
In der Gewalt, denn leider war
Der Kapitän dem Trunk ergeben.
Wir standen gut, obwohl im Joch
Der Pflicht er wenig Worte machte;
Ich fühlt' es, daß er immer noch
In alter Freundschaft meiner dachte.
Ein Zufall half in jener Zeit,
Ihn inniger an mich zu ketten,
Ich hatt' einmal Gelegenheit,
An Land das Leben ihm zu retten.
Auf Sumatra, ein Tiger hielt
Am Boden ihn schon in den Krallen;
Ich schoß und hatte gut gezielt,
Er wäre sonst dem Tod verfallen.
Mir dankt' er's, daß ich ihn befreit,
Schien aber nun erst recht zu glauben,
Er dürf', in jeder Noth gefeit,
Sich Ungeheures selbst erlauben.
Das that er denn nun mehr als je,
Macht auch die Mannschaft wild verwogen
Und sauste durch die gröbste See
Mit Segeln, die die Masten bogen.
Mehrmals, wenn gar zu arg er's trieb,
Hab' ich's ihm ernstlich vorgehalten,
Er aber lachte nur und blieb
Bei seinem frevelhaften Schalten.
Ein Ende nahm wie jedes Ding
Auch diese Fahrt, es kam zum Scheiden;
Doch dieses Mal war ich's, der ging,
Um mir den Freund nicht zu verleiden. –
Das ist, was ich mit ihm erlebt,
Erfuhr dann mehr aus Andrer Munde,
Was als Gerücht ihn weit umschwebt,
Und davon habt Ihr selber Kunde.«
»Nein, nein«, sprach Edzard, »weiter! spinnt
Das Garn noch fort in aller Klarheit!
Ihr seid van Straten treu gesinnt,
Von Euch allein hör' ich die Wahrheit.«
Früd Buncken schaute nach der Bai,
Als wollt' er den im Schiff dort fragen:
Wir hielten Stürme durch, wir Zwei,
Soll ich das Schlimmste von Dir sagen?
Dann war's, als ob er mit der Hand
Das Ruder faßte wie zum Wenden,
Bezwingend, was ihm widerstand,
Um Halbgethanes zu vollenden.
    »Was von van Stratens Lebenslauf
Die Blätter seines Schicksals zeigen,«
Nahm Früd den Faden wieder auf,
»Euch, Edzard, will ich's nicht verschweigen.
Er wurde Kapitän nun, fuhr
Mit manchem Schiffe durch die Meere
Und machte nicht sich selber nur,
Auch seiner Flagge Ruhm und Ehre.
Doch was sich schon von Jugend an
In ihm entwickelte im Stillen,
Ist er geworden, ein Tyrann
Mit einem unbeugsamen Willen.
Davon nicht einen halben Strich
Läßt jemals er, und damit eben
Beherrscht er alles, außer sich,
Und bebt vor nichts zurück im Leben.
In seiner ungestümen Kraft,
Die nichts zum Wanken bringt und Weichen,
Fröhnt er jedweder Leidenschaft
Mit einem Eifer ohne Gleichen.
Er flucht, wie ich es nie gehört,
Er ist ein lasterhafter Spieler
Und hat am Kartentisch zerstört
Schon Lebensglück und Zukunft Vieler.
So lang sein Bug die Welle bricht,
Vertraut er blindlings seinem Sterne,
Fürcht' sich vor Tod und Teufel nicht,
Auch nicht vor Gott, – ich sag's nicht gerne.
Allein, ob auch an Sünden schwer,
Er ist ein Mensch von großen Gaben,
Seefahrer wie kein Zweiter mehr
Und allzeit für den Freund zu haben.
Gern hilft er aus mit Rath und That,
Er, der im Zorn so Fürchterliche;
Wer je vertrauend ihm genaht,
Den ließ er niemals noch im Stiche.
Wem er ins Auge recht gesehn,
Dem ging es zu des Herzens Grunde,
Der kann ihm nicht mehr widerstehn,
Ist ihm verfallen von der Stunde.
Der Alles, was er will, auch kann,
Ist König drum in jedem Kreise,
Hält Alt und Jung in Zwing und Bann
Auf eine wunderbare Weise.
Verbindung hat er nah und fern,
Geschickt verwerthend seine Kräfte,
Gleich einem klugen Handelsherrn
Führt er die schwierigsten Geschäfte.
Dabei ist er ein Mann von Wort,
Verläßlich, ohne Fehl und Makel,
Beim Schifferamt in jedem Port
Gilt seine Meinung als Orakel.
Und noch ein Zug – unglaublich schier
Bei ihm grad'! – steckt ihm tief im Blute:
Er liebt die Heimat, hängt an ihr
Treu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher