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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel
Autoren: Jason Dark
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Mulattin. Sie hieß Ada und war stets der Mittelpunkt einer Feier. Auch an diesem kalten Winterabend stand sie wieder inmitten einer Schar extravaganter und poppig gekleideter Gäste. Sie trug das Haar hochgesteckt und ein mehrmals um den Körper gewickeltes knallrotes Seidenkleid, das in der oberen Hälfte sehr eng anlag, unter den Knien jedoch auseinander fächerte, so dass es wie eine Glocke wirkte.
    Ihr Lachen war überall zu hören. Ada hatte schon einige Gläser getrunken, dann gab sie sich immer lässig, und ihr afrikanisches Blut, wie Lewis stets zu sagen pflegte, drang voll durch. Die Lippen der Frau glänzten wie grüner Lack. Sie fand es einfach irre, einen grünen Lippenstift aufzulegen. Der neueste Gag und frisch aus Paris übernommen, waren die lackierten Fingernägel. Jeder glänzte in einer anderen Farbe. Das fing bei der schwarzen an, wurde immer heller, lief als Mittelpunkt über ein Blutrot und endete schließlich in einem blassen Perlmutt-Ton.
    Wenn Ada sich bewegte, begannen ihre Ketten und Ringe zu klirren. Sie hatte ein Faible für Schmuck, doch auffallend musste er sein. Natürlich sahen auch die beiden Ohrringe verschieden aus. Der linke glich einem Wagenrad, wobei die ›Speichen‹ mit künstlichen Juwelen besetzt waren, der andere erinnerte an eine Schlange, die von innen her leuchtete. Das Kleid besaß einen tiefen Ausschnitt. Ada hatte es nicht nötig, einen BH zu tragen. Ihre Brüste waren fest, die Spitzen drückten gegen den weichen Stoff, der sich bei jeder Bewegung verschob, so dass die heißblütige Frau wie unter einem Dauerreiz stand.
    Ihre Augen versprühten ein lockendes Feuer, und auch in den Brauen steckten winzige Diamantsplitter. Die allerdings waren echt, wie Ada versicherte.
    Natürlich hatte der Gastgeber auch für Musik gesorgt. Aus vier großen Lautsprechern dröhnte heißer Sound, und im Augenblick war Ray Parker junior an der Reihe, der seinen Hit von den Ghostbusters kehlig in den großen Wintergarten schmetterte.
    Es war schon was los. Wer nicht tanzte oder sich zumindest rhythmisch bewegte, schlürfte Champagner oder harte Getränke, an einer der vier kleinen Bars.
    Lewis Coleman war zufrieden. Er hatte zahlreiche Schriftsteller und Autoren zu Gast. Es waren auch Fachgespräche geführt worden, und man hatte versprochen, sich Tage später zu treffen, um über die Konditionen zu verhandeln.
    Coleman trug einen weißen Anzug. Der Schneider dieses Kleidungsstücks wohnte in Mailand und gehörte zu den Top-Leuten der internationalen Modeszene. Wer Coleman zuerst sah, hätte ihn für einen ausgeflippten Musiker halten können. Sein schwarzes Haar trug er noch im Stil der siebziger Jahre. Die Strähnen hingen bis auf die Schultern und fielen auch gegen den Rand der dunklen Hornbrille, die so gar nicht zu dem schmalen solariumbraunen Gesicht des äußerst schlanken Mannes passen wollte.
    Der Gastgeber schlenderte auf die Whiskybar zu, warf einen kurzen Blick zu seiner Frau hinüber, die wieder einmal laut lachte und ihren Körper dabei so weit nach hinten gebeugt hatte, dass sie von zwei Gästen gestützt werden musste.
    Coleman grinste schief. Ada war eine Wucht. Wenn sie sich amüsierte, war die Party gerettet. Sie konnte eine halbe Armee unterhalten, so dass Lewis immer Muße fand, sich auch mit einigen Leuten über Geschäfte zu unterhalten.
    Er war kaum an die Bar herangetreten, als er angesprochen wurde. Der Mann löste sich aus der Deckung der hinter der Bar stehenden Gewächse. Er hielt ein Whiskyglas fest und machte keinen sehr glücklichen Eindruck. Lewis schaute auf. »Hi, Darryl.«
    »Ja…«
    »Mehr sagst du nicht?«
    Der mit Darryl Angesprochene schüttelte den Kopf, stellte das Glas weg und stützte sich schwer auf die Barkante. »Nein, mehr sage ich nicht.«
    Coleman füllte sein Glas mit einem Doppelten. »Weshalb nicht? Gefällt es dir nicht?«
    »Doch, das schon.«
    »Na also.« Coleman lächelte belanglos. »Ist ja alles in Ordnung.«
    Der etwa fünfzigjährige Darryl schüttelte den Kopf. »Nein, Lewis, nichts ist in Ordnung, gar nichts, und das weißt du genau.«
    »Wieso?«
    Darryl schaute auf. Er kniff die Augen ein wenig zusammen. Das Gesicht war vom Genuss des Alkohols gerötet. »Das weißt du genau, verdammt«, erwiderte er. »Verdammt genau weißt du das.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Tu doch nicht so.«
    Lewis Coleman nahm einen Schluck, wollte sich abwenden, doch Darryl hielt ihn an der Schulter fest. »Moment, Junge, so kommst du mir
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