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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Haltung der anderen Fischer drückten aus, dass sie sich diese Hilfe von Mera erhofften, solange deren Großmutter im Palast weilte.
    »Kannst du mir den Krug hier füllen?«
    Girdhans Stimme riss Mera aus ihrer Erstarrung. Sie nahm den Krug entgegen, wusch ihn und füllte ihn bis zum Rand.
    »Wer auch immer dieses Bier bekommt, es soll ihm munden«, sagte sie, während sie den vollen Krug an Girdhan zurückgab. Bei diesen Worten schlugen winzige blaue Flammen aus Meras Händen und versanken im Bier.
    Der Schankbursche sah es und hätte beinahe vor Verblüffung den Krug fallen lassen. Doch der Zecher, der das Bier bestellt hatte, nahm ihm das Gefäß aus der Hand.
    »Früher warst du schneller, Junge!«, tadelte er ihn.
    »Es ist schon spät!«, verteidigte Meraneh Girdhan. »Um es genau zu sagen: Es geht bereits auf Mitternacht zu. Wenn der Stundengong vom Stadtturm das nächste Mal schlägt, muss das Licht gelöscht sein, sonst brummt man mir eine Strafe auf.«
    Das war ein erster Hinweis für die Gäste, auszutrinken und zu zahlen. Hannez legte ihr sofort die passenden Münzen hin und halfauch dem Beamten, der hilflos in seiner Geldbörse wühlte. Dabei achtete der Fischer darauf, dass die Umstehenden genau sahen, was er tat. Meras Mutter berechnete Berrell nur so viel, wie die Zeche ausmachte, und verzichtete auf Trinkgeld, um nicht in den Ruf zu kommen, einen Betrunkenen ausgenommen zu haben.
    Mera schnaubte verärgert, denn ein Teil des Trinkgeldes erhielten Girdhan und sie als Taschengeld. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, legte der Junge seine Hand auf ihren Arm und sah sie bittend an. »Es ist besser so. Der Kerl könnte sonst herumplärren, er wäre hier betrogen worden.«
    »Girdhan hat recht, Mera«, stimmte die Mutter dem Jungen zu. »Der Mann könnte uns schaden.«
    Für einige Augenblicke bedauerte die Wirtin, dass Merala sich in diese Fischerkneipe zurückgezogen hatte, obwohl sie gewiss ein besseres Leben in der Stadt hätte führen können. Dann aber lachte sie über sich selbst. Ihr fehlte das magische Talent, das ihre Mutter ausgezeichnet hatte und das Mera geerbt zu haben schien. Außerdem machte es ihr Freude, Bier zu brauen und in der Küche zu stehen. In gewisser Weise war sie sogar stolz auf ihr Gasthaus. Es war ihr Talent, es gut zu führen.
    Im selben Augenblick setzte der Mann, der das letzte Bier bestellt hatte, den Krug an und begann zu trinken. Seine Augen weiteten sich beim ersten Schluck, und er sog das Getränk in sich hinein, als wäre er am Verdursten. Erst als der Krug beinahe leer war, setzte er ihn ab und starrte die Wirtin an. »Was ist das für ein Bier? So etwas Gutes habe ich noch nie getrunken!«
    »Es ist auch nicht anders als sonst«, antwortete die Wirtin verwundert.
    Der Mann drückte ihr den Krug in die Hand. »Probier selbst!«
    Meras Mutter tat es und keuchte auf. »Bei der Blauen Göttin Ilyna! Was ist das? So ein hervorragendes Bier habe ich noch nie gebraut!«
    Girdhan machte die Wirtin auf sich aufmerksam und deutete miteiner beredten Geste zu Mera hinüber. Meraneh verstand, was er meinte. Irgendwie hatte ihre Tochter das Bier auf magische Weise verbessert. Wie es aussah, besaß Mera ähnlich wie die Großmutter ungewöhnliche Fertigkeiten, und die waren durch die Begegnung mit dem Hofmagier geweckt worden. Der Gedanke gefiel der Wirtin gar nicht. Stellte der Magier bei Mera die Befähigung zur Heilerin fest, würde er das Mädchen mitnehmen und ausbilden lassen. Doch Mera war ihre einzige Tochter und sollte später einmal den »Blauen Fisch« übernehmen. Wenn das Mädchen in den Magierturm geholt wurde, sah es düster um ihre Zukunft und um die ihres Gasthauses aus. Wenn sie selbst nicht mehr heiratete und weitere Kinder gebar, würde sie es in fremde Hände geben müssen. Das machte sie traurig, denn sie liebte den »Blauen Fisch« und hatte gehofft, ihren Lebensabend hier im Kreis ihrer Familie verbringen zu können.
    Die Wirtin starrte ins Leere und schien die Gäste nicht zu bemerken, die auf sie zukamen, um ihre Zeche zu bezahlen. Daher nahm Mera die Ringe und Münzen entgegen. Derweil hatte Hannez den Steuerschätzer unter den Armen gefasst, um ihn nach Hause zu bringen. Als er jedoch bemerkte, dass die Wirtin so geistesabwesend dastand, machte er noch einmal kehrt.
    »Was ist mit dir, Meraneh?«, fragte er besorgt.
    Meras Mutter schüttelte sich und lächelte. »Es ist alles in Ordnung. Pass gut auf den Mann auf, damit ihm auf dem Heimweg nichts
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