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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)
Autoren: Michaela Huber
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danke. Viele Menschen haben Teile des Manuskriptes gelesen, kommentiert und korrigiert, darunter Irma Knipper, Jocelyne Buchmeier, Karl Heinz Brisch, Renate Stachetzki, Harald Schickedanz, Ute Bluhm-Dietsche, Annelie Wagner, Frank Urbaniok, Marianne Wick, Daniel Oesch, Jacqueline Schmid, Gabriele Schmitz, Katja Paternoga, Onno van der Hart, Frauke Rodewald, Renate und Josef Vorwald sowie etliche Menschen, die mir ihre Geschichten erzählt und viele Anregungen gegeben haben und gern anonym bleiben möchten; ihnen allen sehr herzlichen Dank. Der Blick „über die Grenzen“ war sehr anregend und ich hoffe, dass etwas von der Freude, die ich beim Teilen und Mit-Teilen hatte, bei Ihnen ankommt.
    Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen unter [email protected]
    (Website: http://www.michaela-huber.com )
    Von Rom bis Göttingen, im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter 2012
    Michaela Huber

1. Lieber nichts fühlen?
    I’ve been through the desert on a horse with no name
It was good to be out of the rain
In the desert you can’t remember your name
For there ain’t no one for to give you no pain
Lala-la-lalalala-lalala-la-la ...
    Dewey Bunnell (America)
    Als der Song „A Horse with No Name“ 1972 herauskam (nein, es war nicht Neil Young, der ihn als Erster sang, auch wenn sich Songwriter Dewey Bunnell der Band „America“ von Youngs typisch lakonischem Stil inspiriert fühlte), dauerte es noch einige Monate, bis er auch in Deutschland bekannt wurde. Mich als Anfang Zwanzigjährige hat er sofort angesprochen. Ein Ohrwurm, den man beim Laufen wieder und wieder innerlich singen konnte: „For there ain’t no one for to give you no pain, lala-la-lalalala ...“ Das Lied ist einerseits völlig durchgeknallt, andererseits erschien es der jungen Frau mit ihrer milden Form von Verzweiflung, die ich damals war, wie ein inneres Echo: Mit einem namenlosen Tier in der Wüste sein, einfach nur raus aus dem Regen, und in der Wüste kann man sich nicht an den eigenen Namen erinnern, denn da ist niemand, der einem Schmerzen bereitet, lala-la ...
    Doch, ich kann mich noch in die Stimmung von damals hineinfühlen. In das beobachtende Nichteinlassen, das einsame Laufen und Flüchten, immer wieder durch die Großstadt gehen, den Bürgersteig entlang, keinen ansprechen, nicht gesehen werden, nur beobachten, und niemand kann dir etwas tun, und den Rhythmus von „Horse with No Name“ in den Füßen, die Melodie in den Stimmbändern, im Kopf.
    Neulich kam eine Klientin zur Tür herein und summte die Melodie vor sich hin – der Song war gerade wieder populär. Ob sie die gleiche beziehungslose, trotzig-einsame Beziehungs-Sehnsucht mitbringt, dachte ich. Wie ich sie damals hatte, als das Lied so gut passte und ich mir nie eingestanden hätte, dass hinter dem „Ihr könnt mich alle mal“ diese Sehnsucht steckte nach Begegnung? Ob die Klientin das Gefühl von „splendid isolation“, von beinahe schön schmerzvoller Einsamkeit bemerken würde, das in dem Lied zum Ausdruck kommt?
    Manche, die meine Räume betreten – meist sind es junge Frauen mit langjährigen und frühen, wirklich äußerst schmerzhaften Beziehungs-Traumatisierungen –, haben schon einen Teil des Weges heraus aus der Wüste hinter sich. Bei anderen bin ich eine Weile sozusagen das namenlose „Pferd“, mit dem sie durch ihre Wüste traben, dem sie erzählen, dass ihnen dann wenigstens niemand wehtun kann. – So lange, bis sie wahrnehmen, dass ich auch eine Beziehungspartnerin bin; wie das Pferd in dem Song natürlich ein wichtiges, nicht nur rhythmisch tragendes lebendiges Element ist, so sind die Termine bei mir für sie nicht nur Möglichkeiten zur Selbstreflexion, sondern auch Einladungen, in Beziehung zu gehen und sich dabei auszuprobieren, aber auch den Schmerz zu benennen, der aus früheren Beziehungserfahrungen stammt.
    „A horse with no name“ enthält ein Traumbild: Wenn du dich zurückziehst und keine Beziehungen eingehst, kann dir keiner etwas tun. Dann kannst du unterwegs sein, irgendwohin, kannst immer in Bewegung sein, und du musst trotzdem niemand Bestimmtes sein, wirst nicht angesprochen, nicht dingfest gemacht, nicht beschuldigt, nicht verletzt. Was ein junger Mensch vielleicht nur phasenweise erlebt – es gehört zum Heranwachsen dazu, sich gelegentlich so zu fühlen –, kann bei anderen auch chronisch sein. Wenn man sich sehr lange so sehr bemüht, sich vor (weiteren) Verletzungen zu schützen, kann das in eine namenlose innere
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