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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels
Autoren: Dan Mayland
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jemanden in Haft. Sie ist Dolmetscherin, arbeitet viel für Geschäftskunden über Hotels. Hat einen iranischen Pass.«
    »Ich verstehe, du hast noch Kontakt zu deiner Regierung.«
    Orkhan hatte nie wirklich geglaubt, dass Mark nur noch unterrichtete. Die letzten Jahre war Mark nicht nur Chief of Station der CIA gewesen, sondern hatte in allen praktischen Aspekten den US-Botschaftervertreten, weil der jetzige nicht einmal Aseri sprach. Orkhan war davon überzeugt, dass die Amerikaner einen Agenten wie Mark nicht einfach gehen ließen. Als ihn letzte Nacht der Anruf erreichte, Mark sei unterwegs nach Gobustan, sah er seinen Verdacht bestätigt.
    Mark nahm eine Pistazie aus der Tüte auf dem Tisch, öffnete die Schale und steckte sich die Nuss in den Mund. »Ich dachte, du solltest wissen, dass es euren Bemühungen eher dienen würde, wenn ihr anderswo sucht.«
    »Und diese Information kommt aus Washington?«
    »Nein. Sie kommt von mir.«
    »Wieso nicht aus Washington?«
    »Vielleicht hörst du bald von denen.«
    »Ich dachte, du wärst draußen.«
    »Ein Freund hat mich um Hilfe gebeten.«
    »Ich verstehe.«
    Orkhan seufzte und blickte ins Feuer. Die Amerikaner führten etwas im Schilde, so viel stand fest. Das Problem war nur, dass die Amerikaner schizophren waren. Das Außenministerium forderte freie Wahlen, das Verteidigungsministerium wollte geheime Basen an der iranischen Grenze, die CIA stärkere Sicherheitsvorkehrungen an der BTC-Pipeline … Zu viele Leute verfolgten zu viele Ziele.
    Orkhan spürte, wie sich eine Migräne anbahnte. Er zog noch mal an seiner Zigarette, warf sie ins Feuer und zündete sich eine neue an.
    »Ich nehme an, sie gehört zu euch? Deshalb war sie bei diesem Campbell?«
    Er starrte Mark an und die kalten Augen blickten zurück. Manchmal vermisste er den alten Mark.
    »Ich hatte Veranlassung zu glauben, dass die amerikanische und die aserbaidschanische Regierung frei und offen miteinander umgehen«, sagte Orkhan mehr als sarkastisch. »Du hast doch keine unangemeldeten Spione auf meinem Boden, nicht wahr? Spione, die falsche Identitäten benutzen, aserbaidschanische Gesetze verletzen?«
    »Ich sorge mich um ihr Leben.«
    »Und was veranlasst dich zu dieser Sorge?«
    »Intuition.«
    »Intuition? Meine Intuition sagt mir, meine Männer haben dich nicht genau genug überwacht, als du Lehrer gespielt hast.«
    »Ich bin wirklich nicht mehr dabei.«
    »Und weshalb sprichst du dann mit mir und nicht dieser Idiot Logan?«
    »Ich bin in Baku geblieben, weil mir ein guter Job angeboten wurde. Und der Grund, warum Logan nicht mit dir spricht, ist, dass er nicht mehr lebt.«
    »Ah …« Orkhan nickte und starrte ins Feuer, genoss die Hitze, die durch seinen leichten Wollanzug strahlte. Das einzige Geräusch war das Zischen der Flammen.
    »Ich bitte dich, ihre Gefangennahme auch weiterhin nicht zu veröffentlichen. Das würde es nur schwerer machen, sie freizulassen, wenn alles geklärt ist.« Mark lehnte sich weit zu Orkhan rüber, als er weitersprach. »Und von jetzt an, lass sie gut bewachen. Und zwar von Männern, denen du vertraust.«
    »Das ist eine Angelegenheit für den Innenminister. Weshalb sprichst du mit mir?«
    »Weil ich den Innenminister nicht kenne. Und du schon.« Mark hielt inne, dann fügte er hinzu: »Bitte.«
    »Bitte?« Orkhan war aufrichtig überrascht. Ihre Beziehung hatte immer auf beiderseitigem Nutzen gefußt. Aserbaidschan brauchte die Amerikaner als Gegengewicht zu den Russen. Und die Amerikaner brauchten sein Land als Ölquelle, zu der sie durch den Bau einer Pipeline Zugang hatten, die vom Kaspischen Meer bis zum Mittelmeer führte.
Quid pro quo.
Persönliche Belange waren im besten Fall irrelevant. Im schlimmsten Fall waren sie ein Zeichen von Schwäche.
    Orkhan fragte sich, ob dieses Mädchen in Gobustan Mark mehr bedeutete, als er durchblicken ließ.
    »Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, während sie bei euch in Gewahrsam ist«, sagte Mark mit ausdrucksloser Stimme, »kann ich dir versichern, dass meine Regierung wissen will, warum. Campbell tot auf eurem Boden ist schon schlimm genug. Aserbaidschan sollte nicht wie eine unkontrollierbare Oase für Terroristen aussehen. Das wäre schlecht fürs Geschäft und für dich.«
    »Das ist der Mark, den ich kenne. Greifen wir doch lieber wieder auf Drohungen zurück, nicht wahr?«
    Orkhan war erleichtert. Ein Chief of Station der CIA und ein ehemaliger Verteidigungsminister tot, da konnte man keinen Mark
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