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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge
Autoren: Stella Blómkvist
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Gelder durch Icelandic Energy Advisors?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Das Geld kommt von Bushron, nicht wahr?«
    »Wir haben viele Eisen im Feuer.«
    »Du und Angantýr?«
    Das leise Gelächter ist mit gehässiger Freude durchsetzt. Als ob sie Lust dazu hätte, mir noch ein paar unangenehme Geheimnisse anzuvertrauen. Ich muss sie weiter bedrängen.
    »Hast du von deinem Papa gelernt, wie man Spritzen missbraucht?«
    »Der Minister hat während der Jahre, in denen er im Norden als Hausarzt praktiziert hat, viele Menschenleben gerettet«, sagt sie. »Ich habe ihm oft geholfen, aber was haben wir für die Mühe bekommen?«
    »Du meinst, außer einem Abgeordnetensitz und einem Ministerium? Ich verstehe gut, dass dir die Welt undankbar vorkommt.«
    Plötzlich wird ihr Griff um meinen Hals wieder fester. Ich habe Schwierigkeiten, Luft zu kriegen.
    »Wir sind fast da«, sagt sie. »Fahr hier in die Einfahrt rein.«
    Der enge Pfad ist mit Pfützen und Schlaglöchern übersät. Und mit vergilbtem Gras überwuchert. Als ob er jahrelang nicht befahren wurde.
    Ich fahre langsam auf die alten Häuser zu. Sie stehen immer noch dort, wo einmal ein gepflegtes Stück Wiese war, sich jetzt aber ein verkommener Unkrautacker ausbreitet.
    »Halt vor dem Schuppen an.«
    In der dunklen Abenddämmerung sehen alle Gebäude auf diesem verlassenen Grundstück aus, als wären sie dem Einsturz nahe. Ich sehe in keinem der Häuser Licht.
    Auch nicht im Schuppen. Der Giebel ist aus Holzbohlen, von denen die Farbe abgeblättert ist. Und das Wellblech auf dem Dach rostet schon seit langem vor sich hin.
    Während ich meinen Silberpfeil langsam in Richtung der breiten Türen des Schuppens lenke, streifen die Scheinwerfer ganz kurz ein anderes Auto. Es ist ein großer Jeep, der so geparkt wurde, dass man ihn vom Weg aus nicht sehen kann.
    Ich habe das Gefühl, die Nummer zu kennen.
    Na klar!
    Ich habe sie schon einmal gesehen! Auf den Fotos vom Seitensprung.
    Es ist der Jeep von Siggi Palli!

42
    Mich trifft der Schlag!
    Angantýr. Jódís. Siggi Palli.
    Stecken die etwa alle zusammen unter einer Decke?
    Alle drei?
    »Mach den Motor aus«, sagt Jódís.
    Ich zögere. Aber es bringt nichts. Sie hat immer noch alle Trümpfe in der Hand.
    »Mach auch die Scheinwerfer aus.«
    Wir sitzen im Dunklen. Und schweigen.
    Ich atme flach und schnell wegen unkontrollierbarer Nervenanspannung. Fühle, wie mein Herz in meiner Brust um sich schlägt wie nie zuvor.
    Was jetzt?
    Jemand steigt aus Siggi Pallis Jeep aus. Auf der Fahrerseite. Der Fahrer hat einen dunkelblauen Overall an. Und eine graue Strumpfmaske auf dem Kopf. Es ist nicht möglich, ihn zu identifizieren. Allerdings sehe ich sofort, dass es nicht Siggi Palli sein kann. Sein Gang und seine Statur sind völlig anders.
    Der Fahrer kommt auf uns zu. Er geht an der rechten Seite des Silberpfeils entlang. Öffnet die Tür zum Fond und sucht etwas auf der Rückbank.
    »Sie sind in der Aktentasche«, sagt Jódís, ohne den Blick von mir abzuwenden oder ihren Griff am Hals zu lockern.
    Die Person mit der Mütze setzt sich auf den Beifahrersitz und lässt die Handschellen am rechten Handgelenk zuschnappen, bevor ich mitbekomme, was passiert.
    Ich ziehe meine Hand ruckartig zu mir hin. Aber es ist zu spät. Er hat mich an das Steuer gefesselt. Dieses Schwein!
    Durch die Löcher der Strickmütze kann ich die Augen und den Mund glitzern sehen. Ich kenne diese tiefblauen Augen. Auch der starke Duft ist unverkennbar. Poison.
    Das muss Drífa sein!
    Mit einem Ruck zieht Jódís die Nadel aus dem Nacken. Und lässt meinen Hals los. Ich atme ein paar Mal tief ein und aus. Massiere mir den Hals mit der linken Hand.
    »Gib mir die Schlüssel«, sagt Jódís.
    Sie nimmt den Bund aus Drífas Hand entgegen. Macht die Tasche zu. Öffnet die Tür. Und beginnt, ihre Sachen in den Jeep hinüberzubringen.
    In der Zwischenzeit bin ich mit Drífa allein. Vielleicht ist es meine letzte Chance.
    Ich drehe mich zu ihr hin. Ziehe mit der linken Hand an ihrem Arm. Starre in die schönen blauen Augen.
    »Du musst mich losmachen«, flüstere ich.
    Sie rückt gleich von mir ab. Ohne zu antworten.
    »Jódís will mich umbringen!«, sage ich hitzig und reiße an den Handschellen. »Willst du das auf dem Gewissen haben?«
    Drífa flüchtet aus dem Auto. Aber bleibt kurz an der Tür stehen.
    »Es ist völlig hoffnungslos, sie zur Vernunft zu bringen«, fahre ich fort. »Du musst mich befreien!«
    Jódís steigt wieder aus dem Jeep. Sie hat
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