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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge
Autoren: Stella Blómkvist
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Millionen bringen sollte. Er ist auf die Reykjaviker Eigentumsüberwachung GmbH zugelassen. Die Firma hat oben in Höfdi ihr Büro.
    Aber der schwarze Cherokee-Jeep stand nicht auf dem Parkplatz. Auch nicht beim Direktor zu Hause, der sich angeblich im Ausland befindet. Auf dem Parkplatz vor dem Keflaviker Flughafen ist der Wagen aber auch nicht, Alle Firmenmitarbeiter gaben vor, nicht zu wissen, wo das Auto ist.
    Als ob solche Mätzchen bei mir ziehen würden! Schon gar nicht, nachdem ich den irren Ingi kennen gelernt habe.
    Mir wurde gesagt, dass er es bis auf den Grund seiner Seele auskostet, seinem Nächsten das Leben zu vermiesen. Jedes, Mal, wenn es ihm gelingt, sein Opfer in die Enge zu treiben, könne man seine Augen genießerisch glänzen sehen.
    Er begann seine Karriere als Türsteher in den Vergnügungsbars in der Innenstadt, aber erkannte schnell, dass sich mit dem Eintreiben von Schulden mehr verdienen ließ. Seine radikalen Maßnahmen wurden schnell berühmt-berüchtigt und waren von Erfolg gekrönt.
    Jetzt arbeitet er als gefragter Freelancer für die Unterwelt. Er übernimmt Aufträge aller Art, wenn nur die Summe, die dabei für ihn herausspringt, hoch genug ist.
    Im Aufspüren von versteckten Dingen ist er besonders geschickt. Die schwierigsten Enteignungsfälle werden in seinen Händen zum Kinderspiel. Mir ist natürlich klar, dass er ein Gauner und ein Rüpel ist. Deswegen hetze ich ihn nur auf die, die es wirklich verdient haben.
    Auf die Typen, die sich Woche für Woche und Monat für Monat um Zahlungen drücken und noch nicht mal versuchen, neu zu verhandeln. Und diese steinreichen Snobs, die nie erreichbar sind. Die keine Nachrichten beantworten und weder auf E-Mails, Faxe, Anrufe oder Vorladungen reagieren.
    Ich lasse den irren Ingi nur auf die los, die so tun, als gäbe es mich nicht. Die werden mich noch kennen lernen!
    Ich habe den wilden Jagdhund gleich gestern auf die Fährte angesetzt. Um den Jeep aufzuschnüffeln. Muss nur darauf warten, dass er die Beute findet.
    Draußen ist es noch hell, aber bedeckt mit hoher Luftfeuchtigkeit. Der isländische Winter hat noch nicht begonnen.
    Aus alter Gewohnheit fahre ich den kürzesten Weg nach Hause ins Büro. Fädele mich durch die engen Gassen der Reykjaviker Innenstadt.
    Das war ein Fehler.
    Über kurz oder lang steckt mein Silberschlitten im Stau fest. Ein Katzensprung vom Rathaus der Hauptstadt entfernt, der stilistisch neu interpretierten Baracke, die direkt am Tjörnin, dem Entenweiher, steht.
    Schwarzjacken {} und Goldjungs der öffentlichen Ordnung sind die Einzigen, die irgendwie vorwärts kommen. Sie jagen mit heulenden Sirenen und Blaulicht durch die Innenstadt. Fahren mehr oder weniger auf dem Bürgersteig. Und scheinen alle auf dem Weg zum Althing, dem Parlament am Austurvöllur, zu sein. Andere Autos kommen in der Zwischenzeit keinen Millimeter von der Stelle.
    Massenkarambolage oder ein tragischer Unfall sind die wahrscheinlichsten Erklärungen für diesen unerwarteten Stau. Oder ob es vielleicht etwas mit der Demonstration zu tun hat?
    Mir fällt auf einmal wieder ein, dass unsere Volksvertreter wohl gerade die Belange der Einwanderer diskutieren.
    Die Justizministerin hatte in einer Erklärung verlauten lassen, dass sie es für notwendig halte, die Zahl der Ausländer, die in Island eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, stark einzuschränken. Daraufhin hatte die Opposition eine aktuelle Stunde beantragt.
    Aus diesem Anlass haben mindestens zwei Menschenrechtsgruppierungen zu Demonstrationen vor dem Althing aufgerufen.
    Vielleicht verprügeln die Schwarzjacken gerade ein paar Demonstranten auf dem Austurvöllur?
    Ich stelle das Radio an. Lausche Kanal 2.
    Aber dort gibt es keine Nachrichten über Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt. Nur amerikanischen Pop.
    Uff!
    Wenn ich schon gezwungenermaßen hier festhänge, kann ich auch genauso gut die Zeit nutzen. Ich lehne mich in meinem herrlichen Fahrersitz zurück. Grabsche mir mein Handy, um abzuchecken, ob Ingi was Neues zu berichten hat.
    Er klingt aufgeregt am Telefon. Ganz eindeutig in Jagdlaune. »Ich habe eben einen spannenden Tipp bekommen, kurz bevor du angerufen hast«, sagt er, »und jetzt bin ich auf dem Weg, um zu sehen, ob an der Sache was dran ist.«
    »Lass hören.«
    »Es geht um die Tiefgarage einer Behörde in Gardabaer. Mir wurde mitgeteilt, dass die gleichen Personen dort schon einmal Autos kurz vor der Versteigerung versteckt haben.«
    »Sag mir sofort
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