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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder
Autoren: Stella Blómkvist
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den Motor wieder in Gang zu bekommen. Deswegen kam ich auch erst zur Abendbrotzeit gegen achtzehn Uhr bei Solla an.«
    »Hast du Zeugen?«
    »Für die Panne? Natürlich den Mechaniker, der, soweit ich mich erinnern kann, ziemlich schnell nach vier Uhr bei mir eintraf. Ohne dass ich jetzt speziell auf die Uhr geschaut hätte. Außerdem war recht viel Verkehr auf der Straße, während ich gewartet habe, also muss jemand mein Auto am Wegrand wahrgenommen haben.«
    »Was für ein Auto?«
    »Ich fahre einen schwarzen Land Cruiser.«
     
    Es ist nicht besonders heiß im Besuchszimmer. Trotzdem hat Adalgrímur angefangen, im Gesicht zu schwitzen. Besonders über der dicken Oberlippe.
    Vielleicht ist er gar nicht so gelassen, wie er scheint?
    »Sjöfn scheint ein Rendezvous in deinem Büro gehabt zu haben, nicht wahr? Wenn sie so leicht bekleidet auf dem Sofa gefunden wurde?«
    »Sie hatte jedenfalls kein Treffen mit mir.«
    »Weißt du, ob sie einen der anderen Richter am Obersten Gericht gekannt hat? Oder vielleicht einen anderen Mitarbeiter im Haus?«
    »Ich habe keine Erklärung dafür, was Sjöfn in meinem Büro zu dieser Zeit zu suchen hatte, und auch nicht, wie sie dort eigentlich ohne mich hineingekommen ist«, antwortet Adalgrímur.
    Die Tür fliegt auf. Raggi watschelt zu uns herein.
    Er hat sich ein Sakko über seine roten Hosenträger gezogen.
    »Wir müssen dich zu einigen Details befragen«, sagt er zu Adalgrímur. »Ich möchte hervorheben, dass du bei diesem Verhör den Status eines Verdächtigen hast.«
    Dann haben sie etwas gegen ihn. So viel ist sicher.
    Aber was?

4. KAPITEL
    D er stellvertretende Polizeipräsident lässt auf sich warten.
    Raggi hatte uns in ein anderes und größeres Zimmer gebeten, in dem schon drei Goldjungs auf uns warten. Sie glotzen Adalgrímur neugierig an. Zumal sie nicht jeden Tag die Möglichkeit haben, einen solchen Topmann zu verhören.
    Ich setze mich neben den Richter. Knalle meine schwarze Aktentasche auf den großen Konferenztisch.
    Die Goldjungs reihen sich auf der anderen Seite nebeneinander auf. Einer hat einen Laptop vor sich aufgebaut, um alles gleich mitzuschreiben.
    Raggi nimmt genau gegenüber von Adalgrímur Platz. Legt eine rote Akte auf den Tisch und seine fetten Griffel obendrauf.
    Die Stille wird langsam peinlich.
    »Wie lange sollen wir eigentlich noch warten?«, frage ich genervt.
    »Er führt gerade ein wichtiges Gespräch, kommt aber gleich«, antwortet Raggi.
    »Oh!«
    Endlich kommt der Vize hereingestürmt. Er geht schon auf die sechzig zu, hält sich aber erstaunlich gut. Geht wahrscheinlich jeden Tag in irgendein Fitnessstudio, um Eisen zu stemmen und in die Pedale zu treten. Achtet auch darauf, dass nirgendwo ein graues Haar auf dem Kopf zu sehen ist. Groß ist die Macht der chemischen Haarfarben.
    Er reckt sich über den Tisch.
    »Grüß dich«, sagt er und schüttelt Adalgrímur die Hand.
    »Es tut mir wirklich leid, dass wir uns unter diesen Umständen treffen müssen.«
    »Alle müssen ihre Arbeit erledigen«, antwortet Adalgrímur langsam. »Aber ich habe deinen Männern schon mehrfach gesagt, dass ich kein Verbrechen begangen habe.«
    Der Vize setzt sich ans Tischende. Legt seine Hände zusammen. Guckt den Richter direkt an.
    »Tja«, sagt er, »die Sache ist nur die, dass wir deine Aussagen genauestens überprüft haben, die von heute Nacht und die von heute Morgen. Wir haben sie mit dem uns vorliegenden Beweismaterial verglichen, und da gibt es leider eine nicht zu übersehende Diskrepanz.«
    »Inwiefern?«
    »Du sagst aus, dass du kurz vor Mitternacht das Gerichtsgebäude des Obersten Gerichts betreten hast. Das passt genau mit anderen Beweismitteln zusammen. Aber du wolltest nicht zugeben, dass du früher am Tag mit Sjöfn zusammen das Gebäude betreten hast. Bestreitest du das weiterhin?«
    Die Augen aller ruhen auf Adalgrímur.
    »Aber natürlich bestreite ich das«, antwortet der Richter. »Ich habe mich gestern Morgen von ihr in ihrer Wohnung getrennt und sie erst wieder spät am Abend gesehen, und da war sie bereits tot. Das ist die reine Wahrheit.«
    Der Vize macht eine merkwürdige Miene. Als ob er sich gegen die Arbeit, die er zu erledigen hat, sträuben würde. Ausgerechnet er, der unter seinem Ruf, eine harte Nuss zu sein, aufblüht. Er hat jedenfalls noch nie gezögert, Kleinkriminelle komplett auseinander zu nehmen.
    Es gibt nur eine Erklärung für dieses ungewöhnliche Verhalten.
    Sie müssen alte Bekannte sein. Der Vize und
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